Kiloweise Betäubungsmittel: Drogenhändler-Bande aufgeflogen

Es geht um bandenmäßigen Handel mit Betäubungsmitteln im großen Stil. Am Freitag haben Münchner Polizei und Staatsanwaltschaft über den Ermittlungserfolg informiert.
München - Die Blumentröge am Stachus, die Büsche an der Herzog-Wilhelm-Straße und auch die grauen "Füße" von Baustellenschildern – all das diente einer Drogenbande im Bahnhofsviertel als Versteck für ihre Ware: zusammengepresstes Haschisch in Portionen, die etwa so groß wie eine Tafel Schokolade waren.
Sie waren gedacht für sogenannte Zwischenhändler, die sie in München an den Mann – oder die Frau – bringen sollten.
Insgesamt geht es um rund 25 Kilo Cannabis
Markus Karpfinger, Chef des Münchner Rauschgiftdezernats, berichtete am Freitag über einen "schönen Ermittlungserfolg" der Münchner Polizei: Die Fahnder haben eine achtköpfige Drogenbande gefasst.
Die Ware kam aus Berlin, insgesamt 25 Kilo konnten sichergestellt werden. Bis zu ihrer Festnahme sollen die acht Beschuldigten etwa 300 Kilo Haschisch nach München gebracht und verkauft haben. 900.000 Euro Umsatz soll der mutmaßliche Haupttäter damit gemacht haben.
Fahndungserfolg bei Routinekontrolle
Ausgangspunkt für die Ermittlungen war eine Routinekontrolle: Am Freitag, 12. Oktober 2018, fand eine jener Schwerpunktkontrollen am Hauptbahnhof statt, die seit zwei Jahren regelmäßg durchgeführt werden. Dabei kontrollierten Polizisten einen 32-jährigen Inder, der gerade aus einem ICE aus Berlin gestiegen war. Ein Volltreffer: Der Mann hatte einen Rucksack dabei, in dem zehn Kilo Haschisch steckten.
Das Handy dieses Drogenkuriers war eine Goldgrube für die Ermittler: Es steckte voller Kontakte und Informationen. Karpfinger: "Nach der Festnahme versuchte jemand, ihn zu erreichen."
Ermittlungserfolg: Wege führten von Berlin nach München
Es folgten viele Telefonüberwachungen und Observierungen. Dabei stellte sich heraus, dass die Bande einen "regen Handel am Stachus und im Bahnhofsviertel betrieb", sagt Markus Karpfinger.
Als Kopf der Bande ermittelten die Münchner schließlich einen 21-jährigen Afghanen, der in Berlin lebte.
Laut Markus Karpfinger kaufte er das Hasch zu einem Kilopreis von 1200 Euro in Berlin und ließ es für 3000 Euro in München weiterverkaufen. Als "Läufer" – Dealer, die die Ware aus den Verstecken holten und weiterverkauften – sollen drei 15-jährige Syrer für ihn gearbeitet haben.
Einer wurde auf frischer Tat gefasst, als er einen der "Drogen-Bunker" leerte.
Münchner Polizei observiert Großdealer
Am 21. Januar dieses Jahres reiste der Kopf der Bande selbst nach München. Er fuhr ebenfalls mit dem ICE. In Augsburg stieg der 21-Jährige in ein Taxi um, wohl um nicht ebenfalls in eine Kontrolle am Bahnhof zu geraten. Doch das half ihm nichts mehr. Der Großdealer wurde längst von der Polizei observiert. Karpfinger: "Wir haben ihn aus dem Taxi heraus in München festgenommen."
Mittlerweile sitzen er und sieben weitere Beschuldigte in U-Haft, darunter auch ein 15-Jähriger. Hinweise auf eine Verbindung zu arabischen Großfamilien in Berlin gibt es laut Polizei nicht.
Oberstaatsanwältin Anne Leiding: "Gegen den Hauptbeschuldigten wollen wir schon bald Anklage erheben." Der Inder wurde am vergangenen Dienstag zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt.
Weitere Großkontrollen am Hauptbahnhof
Zwei Tage nach dem Urteil fand am Hauptbahnhof wieder eine Großkontrolle statt. 80 Drogenverstöße wurden dabei festgestellt. Auch ein mutmaßlicher Dealer ist erwischt worden. Drei Männer wanderten sofort ins Gefängnis. Gegen sie gab es offene Haftbefehle, unter anderem wegen Diebstahls.
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