Kellnerin sticht auf Chef ein: "Überall war Blut"

Versuchter Totschlag: Eine 25-Jährige sticht in einem Café in Neuhausen auf ihren Chef ein. Vor Gericht kann sie sich ihren Gewaltausbruch selber nicht erklären.
von  John Schneider
Stach vier Mal zu: die Angeklagte.
Stach vier Mal zu: die Angeklagte. © Daniel von Loeper

München – An den entscheidenden Moment kann sie sich nicht mehr erinnern. Erst nach den Messerstichen setzt die Erinnerung der Kellnerin Natascha H. (25) offenbar wieder ein: „Plötzlich war da überall Blut.“

Das Blut ihres Chefs, den sie laut Anklage am Morgen des 6. September des vergangenen Jahres hinter dem Tresen des Café Mellow in Neuhausen mit vier Messerstichen attackierte und schwer verletzte.

Auf Nachfrage ihres Anwalts Thomas Pfister erklärt sie, dass sie damals alles getan habe, was ihr im ersten Moment zur Rettung des Mannes eingefallen sei. Ein Notruf gehörte nicht dazu. Den musste das Opfer noch selber tätigen.

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„Ich habe nach etwas gesucht, um das Blut zu stillen“, erinnert sich die 25-Jährige am Mittwoch. Sie fand nur Küchenpapier. Ihr Chef konnte dennoch gerettet werden. Noch bevor der Prozess am Landgericht beginnt, kämpft die junge Frau mit den Tränen. Während ihrer Aussage nestelt sie dann nervös an den Ärmeln ihrer Bluse herum. Natascha H. kann sich ihren Gewaltausbruch nicht erklären. Es existiert ein Video, das zeigt, wie sie sich aufregt. Die Stiche selber aber nicht.

Drogen, Medikamente, Alkohol: Die Tat geschah im Vollrausch

Ankläger Laurent Lafleur geht von versuchtem Totschlag aus. Beide Beteiligte waren zur Tatzeit sturzbetrunken. Sie habe damals verschiedene Medikamente (unter anderem ein Pferdebetäubungsmittel) eingeworfen, Marihuana in der Bong geraucht und 15 bis 20 Jägermeister sowie zwei Tequila getrunken.

Auch das Opfer wird angehört. Der Bar-Chef leidet zwar psychisch unter der Tat, scheint aber keinen Groll zu hegen. Er gibt zu, die Frau früher einmal begrapscht zu haben. Auch darüber sei an dem Morgen der Tat geredet worden. Hat sie das so in Rage gebracht?

Der Prozess dauert an.

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