"Keiner meldet sich": Studenten in München lehnen Wohn-Angebot der Stadt ab

Studenten sollen in München vorübergehend am Campingplatz Thalkirchen unterkommen, forderten SPD und Grüne – aber keiner nimmt das Angebot an.
von  Julia Wohlgeschaffen
Auf dem Campingplatz in Thalkirchen ist bereits Nebensaison. Studierende haben sich hier nicht eingemietet.
Auf dem Campingplatz in Thalkirchen ist bereits Nebensaison. Studierende haben sich hier nicht eingemietet. © Sophie Anfang

Thalkirchen - Für tausende Studenten hat am Montag das Wintersemester begonnen. Auf der Tagesordnung steht dann erstmal, den richtigen Hörsaal zu finden und erste Kontakte zu Kommilitonen zu knüpfen.

Doch die wahre Herausforderung des Studierens in München beginnt schon viel früher – bei der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung in der teuren Stadt. Dass in der Studentenstadt noch immer mehr als 1.500 Wohnungen leer stehen, hilft da nicht.

Fünf Semester Wartezeit: Da ist das Studium schon fast wieder vorbei

Insgesamt vermietet das Studierendenwerk München Oberbayern in seinen Wohnanlagen in München, Freising und Rosenheim mehr als 9.000 Zimmer, die Miete liegt im Durchschnitt bei 347 Euro.

Doch der Bedarf an günstigen Studentenwohnungen geht weit über dieses Angebot hinaus: 11.900 Bewerber stehen auf der Warteliste, teilt das Studierendenwerk auf AZ-Anfrage mit. Bis zu fünf Semester kann es dauern, bis ein Einzelzimmer in einer Wohnheim-WG frei wird – für manche ist das Studium dann schon fast wieder vorbei.

Vorschlag von SPD und Grünen: Studierende am Campingplatz in Thalkirchen unterbringen

SPD und Grüne im Rathaus sorgten Anfang September mit einem außergewöhnlichen Lösungsvorschlag für Aufsehen: Einige Studenten könnten zum Semesterstart übergangsweise auf dem Campingplatz in Thalkirchen unterkommen. "Studierende können sich dann von Verwandten und Freunden einen Camper ausleihen und auf dem Campingplatz wohnen", teilten SPD und Grüne mit.

Das würden ihnen Zeit verschaffen, um eine Wohnung zu finden. Simone Burger (SPD) betont aber, dass es sich dabei um eine Notlösung handelt: "Wir finden es nicht gut, dass die Studierenden dort übernachten müssen."

SPD und Grüne wollten Studenten auf dem Campingplatz in Thalkirchen unterbringen. Erfolgreich war der Vorschlag nicht.
SPD und Grüne wollten Studenten auf dem Campingplatz in Thalkirchen unterbringen. Erfolgreich war der Vorschlag nicht. © Sophie Anfang

In Thalkirchen ließ man sich auf den Vorschlag aus dem Rathaus ein: Hier gibt es im Oktober einen Rabatt für Studenten im ersten Semester – sie müssen für einen Zelt- oder Wohnmobilstellplatz nur die Hälfte bezahlen. Das entspricht je nach Kategorie etwa 200 bis 300 Euro im Monat. Theoretisch hätten hier um die 500 Studenten Platz, sagte Klaus Bartl, der Betreiber des Platzes, im September – doch von denen fehlt zum Semesterstart jede Spur.

Campingplatz-Betreiber in München: "Wir haben keine Studenten"

Wo auch immer die jungen Leute untergekommen sind – in Thalkirchen jedenfalls nicht. "Wir haben keine Studenten am Platz", sagt Klaus Bartl der AZ. "Kein einziger hat sich gemeldet." Woran das liegt, lässt sich schwer beurteilen. "Vielleicht ist es zu unbekannt", sagt Simone Burger. Es sei ein Versuch gewesen, ein Notangebot zu machen. Aber dieses Angebot nehmen die Studenten offenbar nicht an.

Andere Initiativen scheinen erfolgreicher zu sein: Die Privatzimmervermittlung des Studierendenwerks etwa, die in den letzten Wochen in der Stadt aktiv beworben wurde. 183 Angebote von privaten Vermietern habe es im September gegeben, im Vorjahr seien es nur 131 Angebote gewesen.

Aus dem Rathaus in München kommen noch mehr kuriose Vorschläge

Über die Ursache für das Fernbleiben der Studenten am Campingplatz lässt sich nur spekulieren. Im Rathaus gibt es aber auch andere Ideen für vorübergehende Studentenunterkünfte – die nicht weniger kurios sind.

Die Erstsemestler etwa für einige Wochen in den Festzelten der kürzlich zu Ende gegangenen Wiesn unterzubringen, so lautete der Vorschlag von der Satirepartei Die Partei. Ob das den Studenten besser gefallen hätte?

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