Kein offizielles Anzapf-Fest: Die ganze Wahrheit über die Triumphator-Absage

Es fing mit einem Tisch an. Nicht mit irgendeinem, sondern dem Tisch beim legendären Aschermittwochs-Fischessen im Franziskaner der Wirtefamilie um Oberhaupt Edi Reinbold (Schützenfestzelt, Löwenbräukeller).
Einen Tisch hatte sonst stets Bernhard Klier, der seit Mai 2018 Geschäftsführer der Spaten-Franziskaner-Bräu GmbH ist, zuvor 36 Jahre für das Brauerei-Imperium Anheuser-Busch InBev (Löwenbräu, Spaten, Franziskaner, Beck’s, Corona; Jahresumsatz: 56,4 Milliarden Dollar) im Vertrieb gearbeitet und den Münchner Marken (Löwenbräu, Spaten) ein Gesicht gegeben hat.
Klier hatte also keinen Tisch mehr beim Fischessen. Offiziell hieß es, er sei "im Urlaub". Doch an so einem Abend ist ein Mann wie er nicht im Urlaub. Schnell war klar: Hinter den Kulissen muss etwas vorgefallen sein. Wenige Tage später machte diese Nachricht die Runde: Der Triumphator-Anstich, der kleine Löwenbräu-Bruder vom Paulaner-Starkbierfest am Nockherberg, wird heuer abgesagt. Das Starkbierfest findet ab Freitag zwar statt – und das sogar erstmals ohne Eintritt, aber die große Eröffnung fiel aus.
Anstich im Löwenbräukeller seit 1951
Seit 1951 ist der Anstich im Löwenbräukeller über die Bühne gegangen. Die letzten Jahre, als Christian Schottenhamel (jetziger Nockherberg-Hausherr) Pächter des Kellers war, trat dort der beliebte Kabarettist Christian Springer auf, um die bissige Fastenpredigt zu halten und die Politiker zu derblecken. Der zeigt sich über die Absage „traurig und enttäuscht“ wie OB Dieter Reiter. Vielen Fans geht’s ähnlich.
Aber: Warum das Aus? 1. Springers Honorarforderung. Seit Frühjahr letzten Jahres führt die Familie Reinbold - allen voran der jüngere Sohn Ludwig - den Löwenbräukeller, den Edi von August Baron von Finck jr. gekauft hat. Nach AZ-Informationen bekam Springer 6000 Euro. Nach dem Besitzer- und Wirtewechsel soll er das Dreifache verlangt haben.
Springer zur AZ: "Ich wollte 15 Prozent vom Löwenbräu-Gesamtumsatz auf der Wiesn, da haben sie kurz geschluckt. Im Ernst: Zu Gagen und Vertragsinhalten äußere ich mich nie. Aber dass mir nun ein international erfolgreicher Brau-Konzern und eine solvente Wiesnwirte-Familie mit Immobilien-Privateigentum Raffgier vorwerfen, ist schäbig und unverschämt."
Beteiligte konnten sich finanziell nicht einigen
2. Finanz-Streit zwischen Bernhard Klier und Edi Reinbold. Zunächst wollte die Brauerei nichts zahlen. Dann schlug der Wirt Löwenbräu vor, die Kosten für den Anstich zu teilen. Die Brauerei wollte auch darauf nicht eingehen, schließlich sei es Reinbold, dem der Bierkeller gehört. Doch der findet, dass Löwenbräu gute Werbung und Promotion durch die Veranstaltung bekommt (immerhin gehe es ums Starkbier von Löwenbräu, nicht von Reinbold).
Doch dadurch, dass Edi der Löwenbräukeller gehört und er so keine Umsatzpacht zahlen muss (der Bierpreis soll für ihn verhältnismäßig günstig sein), verdient die Brauerei eh nicht so viel an ihm, wie sie es gern würde. Außerdem, so ist zu hören, hätte Löwenbräu ihm Anfang des Jahres eine nette Summe an Werbekosten gezahlt. Da könnte er den Anstich, von dem auch er reichlich profitiert, selbst zahlen.
Anstich soll nächstes Jahr stattfinden
Kurz: Alle Beteiligten konnten sich finanziell nicht einigen. Edi Reinbold zur AZ: "Es macht mich traurig, dass wir den Anstich absagen mussten. Aber nächstes Jahr wird er stattfinden - ob mit oder ohne Brauerei. Das wird eine Sensation, versprochen!"
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