Kein Dietl-Denkmal für München: Weil die Stadt dem Bildhauer misstraut

Der Bildhauer Nikolai Tregor sollte eine Statue von Helmut Dietl anfertigen. Doch die Stadt München hat das Vorhaben jetzt gekippt – weil sie ihm nicht traut.
von  Felix Müller
Der Monaco Franze an seinem Tisch an der Münchner Freiheit. Es ist, als warte er bloß, dass sich der Dietl endlich zu ihm setzt.
Der Monaco Franze an seinem Tisch an der Münchner Freiheit. Es ist, als warte er bloß, dass sich der Dietl endlich zu ihm setzt. © ho

München – "Monaco Franze", "Kir Royal", "Rossini": Mit seinen Filmen und Fernsehserien prägte Helmut Dietl seit den 70er-Jahren das Bild von München im ganzen Land. Und: das Bild der Schwabinger von sich selbst.

Dort spielten seine Filme, kaum jemand stand wie er für das Gefühl Schwabing. Naheliegend, dass eine seiner bekanntesten Figuren, der Monaco Franze – beziehungsweise Schauspieler Helmut Fischer († 1997) – ein Denkmal mitten in Schwabing bekommen hat: Seit 20 Jahren sitzt er in Bronze vor dem Café Münchner Freiheit und blinzelt in die Sonne.

Nun sollte der 2015 verstorbene Dietl sich symbolisch dazusetzen. Mit einer eigenen Statue – wie die vom Franze gestaltet vom Schwabinger Bildhauer Nikolai Tregor.

Doch daraus wird wohl nichts. Denn die Stadt will nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten. Sie traut ihm nicht, fürchtet, das Geld könnte versanden.

"Herr Dietl kann nichts dafür, dass Herr Tregor so viele Kinder hat"

Und das, obwohl sich der örtliche Bezirksausschuss für die Skulptur – geschätzte Kosten: 20.000 bis 40.000 Euro – ausgesprochen hatte.

Nikolai Tregor hat sieben Kinder mit sieben Frauen. Aktuell hat er mit einer dieser Frauen Ärger um Unterhaltszahlungen. "Die Stadt will da nicht in Gerichtsverfahren reingezogen werden, hat Sorge, dass Spendengelder für die Skulptur am Ende gepfändet werden", erklärte Petra Piloty (SPD) aus dem Bezirksausschuss Schwabing-Freimann gestern auf Nachfrage.

Der Bildhauer selbst ist tief enttäuscht. "Es ist deprimierend", sagte er im Gespräch mit der AZ. Die Stadt sei "sehr harsch rangegangen an die Sache". "Und sehr fantasielos. Es hätte Möglichkeiten gegeben, das zu regeln."

Am 8. November, seinem Geburtstag, hätte Tegor das Dietl-Denkmal gerne eingeweiht. "Noch fühle ich mich fit, aber ich werde 72. Ich habe keine Zukunft, ich habe eine Gegenwart", sagte Tregor. Das Denkmal hätte er in dieser Gegenwart sehr gerne umgesetzt.

Dietl-Statue: Hoffen auf eine Lösung

Doch so wird es nun nicht mehr kommen. Oder doch? Petra Piloty aus dem Bezirksausschuss spricht von einer "Tragödie, menschlich und künstlerisch wäre das doch die ideale Lösung gewesen".

Sie will aber nicht aufgeben, hofft auf eine Lösung. "Wir wollen das unbedingt noch. Der Herr Dietl kann ja nichts dafür, dass der Herr Tregor so viele Kinder hat." Der Künstler sieht noch eine letzte Chance:

Sponsoren sollen helfen Tregor selbst hofft, das Denkmal vielleicht noch ohne die Stadt schaffen zu können: "Ein Sponsor könnte es finanzieren." Es ist die letzte Hoffnung darauf, dass der ewige Stenz und sein Erfinder wieder zusammenfinden. In Schwabing – wie sollte es anders sein?

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