Kaum zu glauben: München bekommt noch im Dezember eine neue S-Bahn-Linie
München - Am 15. Dezember erfolgt der Fahrplanwechsel beim MVV. Und: München bekommt damit eine fast vergessene S-Bahn-Linie zurück. Die alte, neue S5 soll zwischen Pasing, Ostbahnhof und dem Halt Kreuzstraße im Südosten der Landeshauptstadt fahren. Die wichtigsten Fakten im Überblick.
S-Bahn München: S5 kehrt zurück, S7 nutzt nicht mehr die Gleise der Stammstrecke
Die Münchner S-Bahn steht nach eigenen Angaben "vor dem größten Fahrplanwechsel seit vielen Jahren" und kommt zugleich mit einem veränderten Liniennetz um die Ecke. Wie es in der Mitteilung der Deutschen Bahn (DB) weiter heißt, ist dabei das Comeback der S5 die größte Neuerung. Sie verkehrt zwischen Kreuzstraße und Pasing. München bekommt mit der S5 eine Linie zurück, die es in der Landeshauptstadt schon von 1972 bis Ende 2009 gegeben hatte – wenn auch auf anderer Route. Sie fiel nach dem Betriebsstart des damals neuen S-Bahnhofs Hirschgarten als Linienbezeichnung weg.

Wochentags fahren die Züge der petrolblauen Linie in den Hauptverkehrszeiten bis Germering-Unterpfaffenhofen bzw. vereinzelt bis Weßling und sorgen dort mit den Fahrten der Flughafen-Linie S8 für den gewohnten Zehn-Minuten-Takt. Die bisher auf dem Abschnitt zwischen Ostbahnhof und Kreuzstraße verkehrende S7 soll demnach ab dem 15. Dezember nur noch zwischen Wolfratshausen und Hauptbahnhof fahren – und dabei nicht die Gleise der Stammstrecke nutzen.
Fahrplanwechsel: Mit der S5 bekommt Pasing eine fünfte S-Bahn-Linie
Der Pasinger Bahnhof soll künftig mit einer zusätzlichen S-Bahn-Linie besser angebunden sein, heißt es bei der Bahn. Mit der neuen Linienaufteilung setzt sie auf dem westlichen Stammstreckenabschnitt mehr Züge ein als bisher: "Davon profitiert vor allem der Knotenbahnhof Pasing im stark wachsenden Münchner Westen, der mit einer zusätzlichen Linie deutlich besser angebunden wird." In Zahlen: Über 80 Fahrtmöglichkeiten mehr soll es dort an Wochentagen geben. Samstags und sonntags halten demnach sogar über 110 S-Bahnen zusätzlich in Pasing.
Die Aufteilung der S7 in zwei getrennte Linien sorgt für pünktlichere S-Bahnen
Die S7 Wolfratshausen beginnt bzw. endet künftig oberirdisch im Hauptbahnhof an Gleis 36 und hält nicht an der Hackerbrücke. Der Umstieg von und zur Stammstrecke ist an der Donnersbergerbrücke schnell und bequem am selben Bahnsteig möglich. Zudem ist die S7 an den Stationen Siemenswerke/Obersendling (U3), Harras (U6) und Heimeranplatz (U4/U5) an die U-Bahn angebunden.
Schon bei kleinen Verspätungen der heutigen S7 gerate "der fein austarierte Fahrplan auf den eingleisigen Abschnitten ins Wanken", stellt die Bahn dazu fest. Und das könne sich schnell auf die gesamte Linie und ihre zahlreichen Busanschlüsse sowie die Stammstrecke auswirken. Die Aufteilung soll diese Effekte reduzieren: "Die neue S7 ist außerdem nicht mehr von Beeinträchtigungen auf der Stammstrecke betroffen."
Fahrplanwechsel: DB erwartet gleichmäßigere Auslastung der S-Bahn-Hauptschlagader
Gleichzeitig entlaste die Maßnahme aber die Stammstrecke im besonders stark befahrenen östlichen Abschnitt zwischen Donnersbergerbrücke und Ostbahnhof: Wochentags sind hier in den Hauptverkehrszeiten künftig drei Züge je Stunde und Richtung weniger unterwegs, da die S5 die Fahrzeiten der bisherigen Zehn-Minuten-Takt-Züge der S8 nutzt.
DB-Ziel ist es, Spielräume zu schaffen, mit denen kleinere Verzögerungen besser kompensiert werden und der Verkehr flüssiger laufen kann. Insbesondere am frühen Morgen der Wochenenden und nachts sowie bei Verstärkerzügen kommt es zu Anpassungen. Davon betroffen sind überwiegend schwach nachgefragte Fahrten: So verkehren beispielsweise einige S-Bahnen am frühen Samstagmorgen künftig wie sonntags und somit seltener als bisher.
Verspätungen: S-Bahn München plant mehr Puffer in den Fahrplan ein
Um möglichst Verspätungen zu vermeiden, will die S-Bahn ihre Abläufe verbessern: So werden im laufenden Betrieb seltener Zugteile an- oder abgehängt. Außerdem verlängert die S-Bahn stellenweise Wendezeiten und plant mehr Puffer in den Fahrplan ein.
Größere Änderungen erwarten die Fahrgäste der S4, die einen der insgesamt vier S20-Verstärkerzüge zum Hauptbahnhof nutzen. Weil die neue S7 künftig am Hauptbahnhof wendet und die dortigen Gleiskapazitäten begrenzt sind, verkehren die vier Verstärkerfahrten künftig alternativ ab Pasing weiter Richtung Höllriegelskreuth. Neben Pasing (Anschluss zur S-Bahn und zum Regionalverkehr) besteht vor allem an der Station Heimeranplatz ein guter U-Bahn-Anschluss von der Innenstadt und zur City hin.
S-Bahn-Chef Heiko Büttner: "Wir stabilisieren den Verkehr"
"Weniger ist manchmal mehr – das gilt auch für die S-Bahn: Mit drei Zügen weniger pro Stunde und Richtung in Spitzenzeiten nehmen wir im östlichen Abschnitt unserer Hauptschlagader Stammstrecke Druck aus dem überlasteten System und stabilisieren den Verkehr", wird Heiko Büttner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der S-Bahn München, in der Mitteilung zitiert.
Der DB-Konzernbevollmächtigte für Bayern weiter: "Gleichzeitig legen unsere Züge in Deutschlands Pendlerhauptstadt mehr Kilometer zurück als je zuvor und fahren auf der westlichen Stammstrecke bis Pasing mit einer zusätzlichen Linie im dichteren Takt." DB und Freistaat wollen die weitgehend eingleisigen Linien pünktlicher machen und entsprechen mit der Trennung der S7 auch den Wünschen vieler Anrainerkommunen.
Verkehrsminister Bernreiter: Qualität der Münchner S-Bahn hat zuletzt "sehr nachgelassen"
Insgesamt erreicht das Fahrplanangebot der S-Bahn München mit dem Fahrplanwechsel einen neuen Rekordwert: Die Züge legen pro Jahr mehr als 21,8 Millionen Kilometer zurück, das entspricht täglich rund 60.000 Kilometern oder eineinhalb Erdumrundungen.
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter sagte, durch die Aufteilung werde das Angebot insgesamt ausgeweitet. Gleichzeitig soll ein großer Teil der extrem viel befahrenen Stammstrecke durch etwas weniger Züge pro Stunde entlastet werden. "Davon erwarte ich mir einen klaren Qualitätsschub für die Fahrgäste", sagte der CSU-Politiker. Die Qualität der Münchner S-Bahn habe zuletzt "sehr nachgelassen".
Landrat Niedermaier: Fehlende Zuverlässigkeit der S7 ist "zu einem großen Ärgernis geworden"
Im südlichen Münchner Umland baut man darauf, dass die Rückkehr der Linie S5 und die Aufspaltung der S7 die Verbindungen in Richtung Innenstadt pünktlicher und verlässlicher machen. Zwar müssten manche Fahrgäste nun einmal mehr umsteigen, sagte Christoph Göbel (CSU), Landrat des Landkreises München. Aber: "Die Vorteile für die Pünktlichkeit und die Stabilität des Gesamtsystems durch die Entlastung der Stammstrecke überwiegen jedoch meines Erachtens deutlich."
Der Landrat des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen, Josef Niedermaier (Freie Wähler), sagte, die fehlende Zuverlässigkeit der S7 sei "zu einem großen Ärgernis geworden". Man hoffe, "dass die Verbindungen insgesamt wieder stabiler und attraktiver werden".
Im Jahr 2023 war bei der Münchner S-Bahn demnach etwa jeder zehnte Zug mindestens sechs Minuten zu spät unterwegs. Zudem seien im vergangenen Jahr 8,4 Prozent der Zugleistungen komplett ausgefallen. Zwei Jahre zuvor lag die Pünktlichkeitsquote mit 92,7 Prozent demnach noch etwas höher, die Ausfallquote mit 6,6 Prozent etwas niedriger.