Katze führte zur Mutter (23) des Flughafen-Babys

Die Mutter des Flughafen-Babys ist ermittelt: Eine 23-Jährige aus Baden-Württemberg sitzt in U-Haft. Unmittelbar vor der Geburt kümmerte sich die ledige Frau um eine fremde Katze, brachte sie von Dubai nach München.
München - Das Rätsel um die Frau, die auf einer Toilette am Münchner Flughafen ein Baby zur Welt brachte und offenbar versuchte, es zu töten, scheint gelöst. Bereits seit 6. August sitzt eine 23 Jahre alte Frau aus dem schwäbischen Heidenheim an der Brenz in der Justizvollzugsanstalt Gotteszell in Schwäbisch Gmünd in Untersuchungshaft.
Gestern bestätigte ein Gutachten, dass diese Frau die Mutter des Neugeborenen ist. Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer vom Polizeipräsidium Oberbayern Nord: „Wir haben jetzt das Ergebnis eines DNA-Vergleichs von der Frau und dem Baby vorliegen. Es bestätigt den konkreten Tatverdacht gegen die 23-Jährige.“
Wie die Polizei auf die Spur der jungen Frau kam, hört sich unglaublich an: Eine Mau-Katze, die mit der jungen Frau am 30. Juli von Dubai nach München flog, führte die Ermittler zu ihr. Der neue Besitzer der Katze gab den entscheidenden Hinweis.
Rückblick
Am frühen Donnerstagnachmittag vor zwei Wochen entdeckte eine Frau in einer Toilettenschüssel im Besucher-WC des Parkhauses P20 ein regungsloses Baby. Das kleine Mädchen war gerade erst an diesem Ort auf die Welt gekommen. Die Mutter war verschwunden. Die Zeugin alarmierte sofort zwei Polizisten, die in der Nähe waren.
Innerhalb von Minuten lief eine Groß-Fahndung nach der Mutter an. Polizisten kontrollierten Fluggäste und stoppten S-Bahnen, doch die Frau entkam. Heute ist klar, warum: Ihre Eltern hatten sie am Flughafen abgeholt. Die Mutter wartete offenbar draußen vor der Toilette auf ihre Tochter, während diese ihr Baby zur Welt brachte.
Nachdem das Baby gefunden worden war, wurde sofort ein Kindernotarzt aus der Innenstadt mit einem Hubschrauber zum Flughafen gebracht, unter laufender Reanimation wurde das Neugeborene in die Haunersche Kinderklinik geflogen. Dort bekam das kleine Mädchen den Namen Franziska. Es liegt noch immer auf der Intensivstation.
Trotz Großfahndung der Polizei blieb Franziskas Mutter zunächst wie vom Erdboden verschluckt. Auch Hinweise auf die Frau gab es nur wenige. „Wir hatten kaum eine Handvoll“, sagt Polizeisprecher Kammerer. Doch ein Hinweis traf ins Schwarze.
Ein Münchner brachte den entscheidenden Tipp
In der ersten August-Woche meldete sich ein Münchner bei der zuständigen Kripo in Erding. Der Mann hatte aus Dubai eine Mau-Katze nach München einfliegen lassen. Die schlanken, eleganten Tiere mit stachelbeergrünen Augen stammen ursprünglich aus Ägypten, wo sie seit mehr als 3000 Jahren gezüchtet und verehrt werden. Darstellungen der edlen Tiere gibt es auf Tempelreliefs und Papyrusrollen, auch wurden einbalsamierte Mau-Katzen in Grabkammern gefunden. Die Rasse der arabischen Mau-Katzen, einer hochbeinigen Wild-Rasse mit seidigem Fell, ist erst seit 2009 offiziell anerkannt.
Aber nicht nur gezüchtete Tiere finden Liebhaber in Europa, viele Tierschutzorganisationen vermitteln Straßenkatzen, die sonst in Tötungsstationen landen würden. Für den Transport werden in einschlägigen Internetforen Flugpaten gesucht. Wenn sich jemand bereiterklärt, solch ein Tier „mitzunehmen“, sinken die Kosten. Bei der Lufthansa dürfen Katzen sogar in einer Box in der Kabine mitfliegen.
Die hochschwangere 23-Jährige aus Heidenheim an der Brenz, die am 30. Juli mit Lufthansa um 8.25 Uhr Ortszeit in der Hauptstadt der Arabischen Emirate abhob und um 12.55 Uhr in München landete, hatte die Flug-Patenschaft für die Mau-Katze des Münchners übernommen. Die junge Frau hatte zuvor drei Monate lang als Au-pair-Mädchen in Dubai gearbeitet. Schwanger war sie bereits vor dem Antritt ihres Auslandsaufenthaltes. Denn als sie das Baby zur Welt brachte, war es voll ausgetragen. Jetzt war die Schwangere auf dem Weg nach Hause. Auf dem Rückflug setzten die Wehen ein.
Als die junge Frau dem Münchner die Box mit der Katze am Flughafen übergab, „bemerkte der Zeuge die bestehende Schwangerschaft“, sagt Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer. Er sah auch, dass die Frau nervlich „sehr angespannt“ war. „Das erklärte sie mit Flugturbulenzen“, so der Polizeisprecher.
Die Ermittler gehen davon aus, dass die Frau ihr Kind wenig später in der Toilette zur Welt brachte, das Baby hilflos zurückließ und dann mit ihrer Mutter, die vor der Toilette wartete und ihrem türkischen Vater nach Hause fuhr. Offenbar war die 23-Jährige, die in ihrer Vernehmung Erzieherin als Beruf angab, nach der Geburt bei keinem Arzt. Die ledige Frau bestreitet, dass sie versucht hat, ihr Baby zu töten. Sie leugnet sogar, dass sie schwanger war. Ihre Eltern behaupten dasselbe. So ist noch unklar, wer der Vater der kleinen Franziska ist.