Kampf um die Tierklinik geht in die nächste Runde

Zwei neue Gutachten sollen belegen, dass die Bauten am Englischen Garten doch denkmalwürdig sind.
von  Jeanne Jacobs
Eckig: Der Entwurf für das Nano-Institut.
Eckig: Der Entwurf für das Nano-Institut. © kleyer.koblitz.letzel.freivogel

Maxvorstadt - Erhaltenswert oder nicht – seit mehreren Monaten streiten Staatsregierung und der Verein Altstadtfreunde über die Frage, ob die historische Tierklinik an der Königinstraße noch vor dem Abriss zu retten ist. Das Kultusministerium will auf dem Gelände den neuen Physikcampus der LMU errichten – die Altstadtfreunde aber halten die historischen Gebäude für schützenswert.

Nun hat der Verein Unterstützung bekommen. Rechtsanwalt Benno Ziegler, mit seiner Kanzlei lange Jahre Nachbar der Tierklinik, hat zwei Gutachten in Auftrag gegeben, die dem Urteil des Landesamts für Denkmalpflege deutlich widersprechen.

Professor Dr. Florian Zimmermann, einst selbst beim Amt tätig und bis vor einem Jahr Professor an der Hochschule München, kommt zu dem Schluss: Die meisten der Gebäude sind denkmalwürdig. Das Landesamt für Denkmalpflege hatte den Bauten den Schutzstatus verwehrt, zu viel sei beim Wiederaufbau an den historischen Fassaden verändert worden.

 

„Ein einmaliges Zeugnis des Wiederaufbaus in München“

 

Doch genau das macht die alten Bauten der Tierklinik laut Zimmermann so besonders – und schützenswert. „Sie sind ein künstlerisch bemerkenswertes Zeugnis des Wiederaufbaus in München“, sagte Zimmermannam Freitag bei der Vorstellung seines Gutachtens. Die Kombination aus veränderten Altbauten und den in den 50er Jahren dazugekommenen prägenden Neubauten sei ein „Idealfall“ dieser Zeit und zeige die verschiedenen Etappen des Wiederaufbaus. Dass man beim Landesamt nur den Ursprungsbau betrachtet habe, verstehe er nicht.

Professor Dr. Werner Nohl, Sachverständiger für Landschaftsästhetik, bescheinigt den geplanten Neubauten in einem zweiten Gutachten, sie würden das Denkmal Englischer Garten erheblich beeinträchtigen.

Es gehe nicht darum, das Nano-Institut zu verhindern, betonten Florian Grüning von den Altstadtfreunden und Michael Piazolo (Freie Wähler, Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst) bei der Präsentation. Die Gebäude seien "Schmuckstücke", sagte der Politiker, und im Gesamtensemble einzigartig - das könne man bei den Planungen nicht ignorieren. Der "Kunstminister" sei wohl manchmal etwas "kunstvergessen", sagte er in Richtung Ludwig Spaenle (CSU). Besser als die aktuellen Pläne wäre eine Kombination von Alt- und Neubauten, die von der Physik genutzt werden könnten. Piazolo: „Ich glaube, dass man das integrieren kann.“ Die Architekten hatten diesem Vorschlag allerdings immer widersprochen, da die alten Gebäude nicht die Anforderungen an moderne Laborräume erfüllten.

Am kommenden Mittwoch, 13. April, kommt die Petition der Altstadtfreunde für den Erhalt der ehemaligen Kleintierklinik, des Mittelbaus und der externen Klinik mitsamt der Gutachten im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst auf den Tisch – und wird möglicherweise um die Bauten aus den 50er Jahren erweitert. Piazolo: „Hätte man frühzeitig mit den Altstadtfreunden geredet, wäre man billiger weggekommen.“

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