Kampf gegen Varroa-Milbe: In dieser Bienensauna schwitzt ein ganzes Volk

Richard Rossa hat das Gerät entwickelt, damit Imker endlich den Kampf gegen die Varroa-Milbe gewinnen.
von  Anja Perkuhn
Patent-Halter Richard Rossa mit dem Gerät.
Patent-Halter Richard Rossa mit dem Gerät. © ape

Fichtennadelaufgüsse gibt es keine, niemand wedelt mit einem Handtuch und so wirklich freiwillig spazieren die Nutzer auch nicht hinein in die Feuchtwärme – eine Sauna, wie wir sie uns vorstellen, ist die Bienensauna dann doch nicht ganz.

Aber gesund soll sie sein, verspricht Patenthalter Richard Rossa. Als Erfinder mag er sich nicht so recht bezeichnen, "die Idee für eine Bienensauna gibt es schon seit den 80ern", erzählt er, im Garten des Pullacher Imkers Gerhard Hoheneder stehend, sanft von dessen Bienen umschwirrt.

Milbe schneidet Honigbiene auf - und saugt sie aus

Die Varroa-Milbe kam nämlich schon in den 70ern nach Europa – eingeschleppt mit asiatischen Bienen, die Wissenschaftler zu Forschungszwecken herbrachten. Seitdem wütet die Milbe hier. Der Schädling, der sich an den Körper der Biene klammert, ihn mit seinem Mundwerkzeug aufschneidet und dann aussaugt, ist einer der Hauptverursacher des Bienensterbens.

Darum wird die Milbe massiv bekämpft, in der Regel mit Chemie – mit Säure, mit Giften.

Schon vor rund 30 Jahren wurde aber auch die Wirkung von Wärme auf Bienen und Milben erforscht – die Varroae können mit Temperaturen ab 37 Grad Celsius nämlich nicht besonders gut umgehen. Nach Stunden bis Tagen nach der Überwärmung sterben sie. Bienen-Brut erträgt Wärme dagegen bis zu 45 Grad. In den 80ern entwickelten Gerhard Klüter und Manfred Borgstädt darum die "Thermo-Box", in den 90ern forschte ein Tübinger Team weiter an der Hyperthermiebehandlung.

Die Bienensauna von Rossa und seinem Augsburger Unternehmen Apisystems ist eine Weiterentwicklung: ein Wärme-Modul mit vier Heizplatten und 16 Microcontrollern, Sensoren für Feuchtigkeit, Außen- und Innentemperatur. Im September 2016 wurde die Bienensauna mit dem Innovationspreis der Aktion "Deutschland – Land der Ideen" ausgezeichnet.

Schwitzen für die Gesundheit

Man kann sie in ein Schubfach des Bienenstocks schieben oder den Stock daraufsetzen. Imker Hoheneder setzt seine Bienenstöcke mit den elf Völkern auf die Sauna. Die ist so leise, dass sie übertönt wird vom Summen der Bienen, in deren Kellergeschoss sie gerade arbeitet – im Grunde wie eine große Fußbodenheizung.

Im vergangenen Jahr hat Hohenender sich das Gerät angeschafft – für knapp 2.000 Euro. Für den Preis gibt es garantierte Nachhaltigkeit, das Teil soll mindestens 30 Jahre halten. Außerdem berät und vernetzt das Rossa-Team alle Imker, die ihre Bienen saunieren lassen.

Zwei Mal im Jahr behandelt Hoheneder jedes seiner Völker – im Frühjahr und im Herbst. Knappe drei Stunden dauert die Prozedur, in der die Luft im Bienenstock ganz langsam erwärmt und befeuchtet wird, um die Bienen nicht zu irritieren – und die Milben nicht zu warnen. "Das ist der sogenannte Frosch-Effekt", erklärt Richard Rossa. "Eine langsam steigende Temperatur bemerken sie erst, wenn es für sie zu spät ist."

Hoheneder ist zufrieden. "Ich habe vorher mit Ameisensäure und Oxalsäure gearbeitet, um die Milben zu töten", sagt er. "So kann ich komplett auf Gifte verzichten." Dass es funktioniert, merke er daran, dass er mit viel stärkeren Völkern in den Frühling gestartet ist, als in den vergangenen Jahren. "Das bedeutet mehr Bienen, also mehr Pollen, mehr Bestäubung, mehr Honig. Also viel Positives für den Menschen!" Und entspanntes Bienensummen ist ja auch was richtig Schönes.

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