Japanisches Schmankerl statt Döner: Hier stehen Studenten im Univiertel Schlange

Onigiri sind japanische Reisbällchen mit Füllung. Die könnten dem Döner Konkurrenz machen, glaubt Joy Fan, Inhaberin von Bang! Onigiri-San in der Maxvorstadt.
Niclas Vaccalluzzo
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Onigiri als abwechslungsreiche Zwischenmahlzeit gibt es bei Joy Fan im Bang! Onigiri-San in der Türkenstraße.
Onigiri als abwechslungsreiche Zwischenmahlzeit gibt es bei Joy Fan im Bang! Onigiri-San in der Türkenstraße. © Daniel von Loeper

München – Leberkassemmel, Butterbrezn oder Döner – für viele, die sich zwischen Arbeit oder Vorlesung schnell etwas "auf die Hand" holen wollen, erscheint die Auswahl an Speisen hierzulande recht überschaubar. Das ist auch der Hauptgrund für Joy Fan gewesen, zusammen mit einer Freundin ihren Imbiss zu eröffnen. Sie bringt japanische Onigiri nach München. In einem kleinen Laden in der Türkenstraße verkauft sie die von einem Noori-Blatt umhüllten, gefüllten Reisbällchen.

Nur Bäckereien und Döner: Onigiri als Alternative für Zwischendurch

"Jedes Mal, wenn ich zwischendurch etwas essen wollte, stieß ich auf Bäckereien oder Döner", beklagt Fan im Gespräch mit der AZ. Die gebürtige Chinesin wollte schon seit ihrer Uni-Zeit Gastronomin werden. Sie hat in Trier Wirtschaftsingenieurwesen studiert und nebenbei in Restaurants gearbeitet. Onigiri habe sie durch Freunde und Familie in Japan kennengelernt.

"Ich denke Onigiri und Döner sind gleichwertig", sagt sie. Die japanischen Reisbälle seien sogar etwas flexibler. Habe man wenig Hunger, esse man nur eines und als ganze Mahlzeit bis zu vier Stück.

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In Deutschland sind Onigiri noch relativ unbekannt, wenngleich immer mehr Supermärkte den Snack anbieten. "Bevor ich den Laden eröffnet habe, hätte ich gedacht, dass Onigiri schon bekannter sind", findet auch Fan. In Berlin würde es schon viele Onigiri-Läden geben.

Hier in München hätte sie aber oft erklären müssen, worum es sich handelt. "Viele haben mich gefragt, ob das so etwas wie Sushi ist oder sogar ein Sushi-Burger", sagt Fan und lacht.

Mit Sushi habe Onigiri aber nicht viel zu tun. Zwar erinnern der Reis und die Noori-Blätter an die typischen Rollen, im Detail unterscheiden sich die Gerichte aber dann deutlich. "Das ist wie, wenn man Pasta und Käsespätzle miteinander vergleicht", sagt Fan.

Das seien zwar auf den ersten Blick beides Nudeln, hätten aber nicht viel miteinander zu tun. Für die Onigiri verwendet Fan einen japanischen Rundkornreis - aber eben keinen Sushi-Reis.

Onigiri sind japanische Reisbällchen mit Füllung.
Onigiri sind japanische Reisbällchen mit Füllung. © Daniel von Loeper

Das Prinzip der Onigiri erscheint einfach. In der Zubereitung sei es dann aber doch komplizierter, sagt Fan, man dürfe etwa nicht zu fest drücken, weil der Reis sonst nicht mehr fluffig ist. Wenn er hingegen zu locker ist, laufe die Füllung heraus. Auch die richtige Menge an Füllung abzuschätzen, sei nicht einfach, sagt Fan.

In Japan sind Onigiri eine klassische Zwischenmahlzeit, die auch dort oft abgepackt in kleinen Supermärkten verkauft werden. Die Füllungen sind vielfältig von Fisch bis Fleisch oder Pilzen. Normalerweise seien Onigiri eher schlicht, erklärt Fan. Ursprünglich seien die Reisbällchen mit gesalzenen Pflaumen befüllt worden.

Onigiri in verschiedenen Varianten im Bang! Onigiri-San

Bei Bang! Onigiri-San gibt es verschiedenste Varianten. Neben geläufigeren Füllungen wie Thunfisch oder Teriyaki-Hähnchen etwa auch vegetarische Optionen mit Trüffel und Rucola oder Shiitake-Pilz und Tofu. Fan und ihr Küchenteam aus unterschiedlichen Ländern lassen sich immer wieder kreative Varianten einfallen.

Die Füllung mit Kimchi-Frischkäse hat koreanische Einflüsse und das Miso-Hummus-Onigiri arabische. Das Credo sei, dass es schmeckt und die Qualität stimmt, so Fan. Das Angebot will Fan in Zukunft laufend verändern. Wichtig sei ihr auch eine Saisonalität in den Zutaten.

Koch Zhao beim Formen der Onigiri.
Koch Zhao beim Formen der Onigiri. © Daniel von Loeper

Ganz ausgefallen wird es mit den süßen Onigiri. "Die sind überhaupt nicht klassisch", sagt Fan. So gibt es die Ursprungsvariante mit salziger Pflaume im Bang! Onigiri-San einfach in süß. "Hier in Deutschland kennen wir Pflaumen ja meistens so." Daneben gibt es noch ein süßes Mango-Kokos-Reisbällchen.

Bang! Onigiri-San ist schon seit Ende September eröffnet. Da waren noch Semesterferien, dementsprechend habe es auch kleine Startschwierigkeiten für den Laden mitten im Univiertel gegeben, sagt Fan. Inzwischen würde es richtig gut laufen. "Am Wochenende haben wir durchgehend eine Schlange."

Nicht viele in München kennen Onigiri: "Viele waren im Japan-Urlaub und haben Sehnsucht danach"

Diejenigen, die Onigiri bereits kennen, würden sich besonders freuen, sagt Fan. "Viele waren im Japan-Urlaub und haben Sehnsucht danach." Auch der AZ-Reporter kennt den Snack von einer Japan-Reise und fühlt sich beim Biss in das Reisbällchen zurück nach Tokio versetzt. Mit den dortigen Originalen können die ausgefallenen Variationen von Joy Fan durchaus mithalten.

Das Verhältnis von Reis und Füllung ist gut abgestimmt und der Reis ist locker-fluffig. Nicht nur der Geschmack, auch der liebevoll im japanischen Stil dekorierte Laden an sich bereitet Fernweh Richtung Japan. Neben den Onigiri gibt es auch japanische Getränke, sowie Miso-Suppe und Edamame.

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Die Onigiri kosten, je nach Ausführung zwischen drei Euro für das einfache "Original" mit Seetang und Wasabi und 4,80 Euro für die Lachs-Kaviar-Variante. "Obwohl unsere Zutaten sehr teuer sind, finde ich das für Münchner Verhältnisse günstig", sagt Fan.

Ihr sei wichtig, dass sich die Studenten die Zwischenmahlzeit auch leisten können. Und, die Onigiri dadurch wirklich zur Alternative zu Döner und Leberkassemmel werden könnten.

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20 Kommentare
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  • Bluto am 12.11.2024 21:46 Uhr / Bewertung:

    Würde sie einen Dubai-Cinnamon-Onigiri anbieten, würde das Internet explodieren!

  • FRUSTI13 am 12.11.2024 18:39 Uhr / Bewertung:

    Die gute selbstgemachte Stulle hat ausgedient! Ist vermutlich nicht hipp genau und auch zu billig!

  • Witwe Bolte am 12.11.2024 20:12 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von FRUSTI13

    In München sagt ma ned "Stulle", sondern Brotzeit oder Leberkas-Semmel oder Butterbrot.
    Stulle kenna bloß d'Preissn.

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