Isar-Pelikan(e): Rätsel um zwei schräge Vögel gelöst

Nach Isarbelle entzückt ein weiterer Vogel die Isarbesucher. Doch woher kommt er? Die AZ auf Spurensuche.
von  Sophie Anfang
Zum Verwechseln ähnlich! Links: Ein Pelikan mit rosa Ring. Isarbelle kann es nicht sein, die trägt nur Silberschmuck. Rechts: Isarbelle hat AZ-Leser Rainer Timm in Marzling aufgespürt. Der Vogel hat einen silbernen Ring.
Zum Verwechseln ähnlich! Links: Ein Pelikan mit rosa Ring. Isarbelle kann es nicht sein, die trägt nur Silberschmuck. Rechts: Isarbelle hat AZ-Leser Rainer Timm in Marzling aufgespürt. Der Vogel hat einen silbernen Ring. © Bernd Heiler/Rainer Timm

München - Die Stadt hat einen Vogel: Isarbelle, eigentlich ein Männchen. Ende September war der Pelikan aus dem Tiroler Raritätenzoo Ebbs ausgebüxt, seither verzückt er in München und im Umland die Spaziergänger und Vogelkundler. Einfangen lässt Isarbelle sich nicht.

Erstaunlich, muss sich das Zootier doch selbst ernähren. Und auch ungewöhnlich aktiv erschien der Vogel in jüngster Zeit. So tauchte er im Norden von München auf, dort hat ihn AZ-Leser Rainer Timm fotografiert. Wenig später sah ihn Hobbyfotograf Bernd Heiler am Hinterbrühler See, also im Münchner Süden.

Zwei verschiedene Vögel

So viel Rumfliegerei in so kurzer Zeit? Das ist eher unwahrscheinlich. Ein Blick auf die Pelikan-Füße offenbart dann auch schnell: Es handelt sich um zwei verschiedene Vögel. Isarbelle hat einen silbernen Ring und hält sich derzeit in der Gegend rund um Freising auf. Der zweite Vogel, ein Weibchen übrigens, hat einen gelben Fußring mit den Buchstaben AFP.

Solche Ringe werden laut Landesbund für Vogelschutz vor allem in der Forschung verwendet. Die farbenfrohen Fußclips haben extra große Zeichen, damit sie Forscher auch mit dem Fernglas gut ablesen können.

Wer sich interessiert, kann im Internet eine europäische Datenbank einsehen. Euring heißt das Projekt, in dem Informationen zu fast allen Forschungsvorhaben gesammelt werden, bei denen Vögel einen Ring verpasst bekommen.

Pelikan-Weibchen stammt aus dem Tierpark Hellabrunn

Aber ist das schöne Rosapelikanweibchen wirklich ein Wildvogel? Pelikane mit gelben Ringen sind bei Euring nur einmal gelistet. Es handelt sich dabei um Krauskopfpelikane aus dem Donaudelta in Rumänien.

Das ist nicht nur die falsche Rasse, sondern darüber hinaus auch noch ein ziemlich weiter Weg – selbst für einen Vogel mit einer Flügelspannweite bis zu 3,5 Metern. Die Antwort liegt also vermutlich näher, als man denkt. Hinterbrühl, was ist dort gleich ums Eck? Richtig, der Tierpark.

Auf AZ-Nachfrage bestätigt Pressesprecherin Lisa Reininger: "Ja, eine unserer Pelikandamen war am Wochenende an der Isar unterwegs." Eigentlich gebe es über dem Gehege eine Seilkonstruktion, die verhindern soll, dass die Vögel ausbüxen. Das Tier mit dem AFP-Fußring hat es trotzdem geschafft.

Keine Partnerin für Isarbelle

"Die Tierpfleger haben versucht, den Vogel einzufangen, es aber nicht geschafft", sagt Reiniger. Die Polizei war am Sonntag erfolgreicher. Inzwischen ist der rosa Vogel also wieder zu seinen Mitbewohnern im Tierpark zurückgekehrt. Große Sorgen hat man sich im Tierpark ohnehin nicht um den Vogel gemacht: "Wir sind davon ausgegangen, dass er zu seiner Gruppe zurückkommt."

Einen Namen hat das Tierpark-Tier übrigens nicht. Allerdings tragen die Tierpark-Pelikane alle Ringe mit unterschiedlichen Buchstabenkombinationen, damit man sie auseinanderhalten kann. Und Isarbelle? Bleibt vermutlich erst einmal wieder alleine an der Isar. Eine einsame Schönheit.

 

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