Isar-Ballermann: Partysommer hinterlässt Spuren

Wer sein Bier in diesem Sommer in einem stickigen Club trank, war selbst schuld. 2013 wurde vor allem viel draußen gefeiert. Besonders gut frequentierte Party-Location: Die Münchner Isar.
von  dpa / az
Die Isar verkommt zum Ballerman: Viele Anwohner ärgern sich über laute Musik und Müllberge am Isarufer.
Die Isar verkommt zum Ballerman: Viele Anwohner ärgern sich über laute Musik und Müllberge am Isarufer. © dpa / az

Sonne satt und tropische Temperaturen. Wer sein Bier in diesem Sommer in einem stickigen Club trank, war selbst schuld. 2013 wurde vor allem viel draußen gefeiert. Besonders gut frequentierte Party-Location: Die Münchner Isar.

München – Was für ein Sommer: Temperaturen von fast 40 Grad, Sonne satt und tropische Nächte. Wer da nicht so viel Zeit wie möglich an der frischen Luft verbracht hat, war selbst schuld – und wer sein Bier lieber in einem stickigen Club trank als in freier Wildbahn, der auch. Dank des Wetters wurde in diesem Jahr wohl so viel draußen gefeiert wie selten zuvor – und das gerne an den Flüssen der Städte. Unzählige feierfreudige Menschen verbrachten ihre Nächte landauf, landab draußen. Ganz besonders galt das für die Münchner Isar.

Seit ihrer mehr als 30 Millionen Euro teuren Renaturierung ist die Isar in München nämlich nicht nur tagsüber ein zweifelsohne wunderschönes Naherholungsgebiet – auch in der Nacht ist dort viel los. Hunderte, Tausende, grillen dort jeden Abend, trinken Bier und machen ein Lagerfeuer.

Vom „Ballermann am Isarstrand“ ist da bei Lokalmedien schon die Rede. Und tatsächlich wächst die Zahl derjenigen, die dort nicht nur gemütlich grillen und Bier trinken, sondern richtig feiern oder sich die Zeit mit lautstarken Party-Spielchen vertreiben. „Flunkyball“, ein Spiel mit zwei Mannschaften, Ball und Bier – aus dem hohen Norden der Republik importiert – ist inzwischen auch bei Teenagern in Bayern angekommen. Zum Leidwesen von Anwohnern, Fischen, Vögeln und Bibern.

Denn diese Entwicklung macht nicht nur Spaß. Rund 100 Tonnen Müll fielen im vergangenen Jahr an der rund 14 Kilometer langen Stadt-Isar an. Wie viel es in diesem Jahr wird, kann das zuständige Baureferat noch nicht sagen. Die Grill- und Badesaison sei ja schließlich noch nicht vorbei.

„Das Problem ist, dass mittlerweile überall an der Isar gefeiert wird“, sagt Christian Hierneis, der Vorsitzende der Kreisgruppe München des Bundes Naturschutz (BUND). Und der Müll landet nicht nur in den vorgesehenen, überdimensionalen Behältern. „Es ist schon klar, dass man mit 2,8 Promille im Kopf keinen Mülleimer mehr trifft.“ Die Leidtragenden seien nicht nur von Lärm und Grillgeruch geplagte Anwohner, sondern vor allem Flora und Fauna.

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Das Outdoor-Feiern ist aber nicht nur ein Münchner Phänomen. Am Hamburger Elbstrand in Övelgönne sieht es ganz ähnlich aus und auch am Rhein, in Köln, Düsseldorf oder Mainz stiegen mit den Temperaturen auch die Müllberge.

Ein Beispiel: In Düsseldorf geht das Umweltamt der Stadt allein am Rheinufer von etwa 100 Tonnen Abfall pro Saison aus – mit Glück landet ein Großteil in saisonalen Mülleimern und nicht im Fluss. Für die Reinigung des Ufers und die Leerungen der Müllbehälter rechnet die Stadt diesen Sommer mit Kosten zwischen 250 000 und 300 000 Euro.

Rund 23 Tonnen Müll fielen vergangenes Jahr am Mainzer Rheinufer in der Zeit von April bis Oktober an, in Stuttgart sind es allein an einem durchschnittlichen Wochenende in der Innenstadt im Schnitt rund 11,2 Tonnen. In Bamberg beklagen Anwohner der Regnitz „Wildpinkeln oder Vandalismus“, wie ein Stadtsprecher sagt. Darum will die Stadt das Alkoholverbot in der Innenstadt aufrechterhalten.

Für München gibt es derartige Pläne nicht – Gott sei Dank, wie all diejenigen sagen, die sich das in der Isar gekühlte Feierabend-Bier nicht nehmen lassen wollen. Und das sagt auch Hierneis vom BUND. „Es würde ja keinen Sinn machen, die Isar schön zu machen und dann zu sagen "Da darf keiner mehr hin".“ Aber: „Da wird die Renaturierung ad absurdum geführt, wenn die Isar zur Müllhalde wird.“

Ein Blick nach Berlin könnte helfen: Dort hat die insgesamt mehr als fünf Hektar große Grillfläche auf dem Tempelhofer Feld den Sommer nach Angaben des Parkmanagers ohne größere Müllprobleme überstanden. Der Grund: ein ausgeklügeltes Müll-Management mit schneller Entsorgung und großen Tonnen. Im vergangenen Jahr seien auf dem gesamten Gelände 1800 Tonnen mit rund 2,2 Millionen Litern Müll entsorgt worden.

Eine ganz gute Idee hat auch Gerhard Paar vom Verkehrs- und Ordnungsdienst Augsburg: „Wenn die sich anständig und ruhig verhalten und ihren Müll mitnehmen, dann ist da nichts zu beanstanden.“

 

 

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