Isar 2: Bleibt Münchens Atomkraftwerk am Netz?

Damit die Münchner nicht plötzlich im Dunkeln sitzen, soll Isar 2 doch länger in Betrieb sein, fordert die Stadtrats-CSU. Doch die Grünen zögern.
Autorenprofilbild Christina Hertel
Christina Hertel
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
17  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Ende des Jahres wird das Atomkraftwerk abgeschaltet.
Ende des Jahres wird das Atomkraftwerk abgeschaltet. © imago images/Peter Widmann

München - Seit Russland die Ukraine angegriffen hat, will Deutschland unabhängig von russischer Kohle und russischem Gas werden. Umweltschützer müssen sich deshalb von vielen Überzeugungen verabschieden.

Heizkraftwerk läuft länger – auch das Atomkraftwerk Isar 2?

Es steht bereits fest, dass die Stadtwerke länger als geplant Kohle im Heizkraftwerk im Münchner Norden verfeuern wollen. Könnte auch das Atomkraftwerk Isar 2 nun länger laufen, an dem die Stadtwerke Anteile halten und das eigentlich dieses Jahr vom Netz gehen sollte?

Grüne wollen sich nicht querstellen, aber nicht dafür einsetzen

Wenn es sein muss, wollen sich auch die Grünen nicht querstellen, sagt deren Energieexperte Dominik Krause. Aktiv wollen sich Grüne und SPD allerdings auch nicht für eine Verlängerung der Laufzeit des AKWs einsetzen. So beschloss es der Stadtrat am Dienstag.

Stadtrat kann nicht über AKW-Laufzeit entscheiden

Aus Sicht des Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner (CSU) ist das ein Fehler. Er hat "erhebliche Sorge", dass ohne das Kraftwerk München der Strom ausgeht - wenn gleichzeitig kein Gas und keine Kohle mehr aus Russland kommen sollten.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Alleine kann die Stadt über das Atomkraftwerk ohnehin nicht entscheiden. Aus der Atomenergie auszuscheiden, war ein Beschluss, den die Bundesregierung gefällt hat. Die CSU-Stadtratsfraktion hatte deshalb beantragt, dass sich die Stadt auf Bundesebene dafür einsetzen soll, dass das Kernkraftwerk bei Landshut doch länger am Netz bleibt.

Doch eigentlich hatten das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesumweltministerium einer längeren Laufzeit von Atomkraftwerken bereits eine Absage erteilt. Die Kosten und die Risiken seien zu hoch, lautete die Einschätzung aus Berlin.

Kein AKW, kein großer Solarpark, keine Windräder: Wo kommt der Strom dann her?

Die Münchner CSU hoffte, daran doch noch rütteln zu können. Schließlich steht in der Stadt nirgends ein großer Solarpark, auch Windräder fehlen, sagt Wirtschaftsreferent Baumgärtner. "Ich frage mich, wo der Strom herkommen soll."

Preussen Elektra: Kernkraftwerk erfüllt Sicherheitsstandards

Die Stadtwerke teilen in ihrer Stellungnahme mit, dass das Kernkraftwerk einen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Süddeutschland leisten könne.

Davon geht auch die Firma Preussen Elektra aus, die 75 Prozent der Anteile an dem Kraftwerk hält und die es betreibt. Nach Einschätzung von Preussen Elektra erfüllt das Kraftwerk die Sicherheitsstandards.

Allerdings bereitet die Firma schon seit Jahren die Stilllegung des Kraftwerks vor. Deshalb fehlen frische Brennelemente. Auch neues Personal müsste geschult werden. Wie viel das kostet, ist unklar.

Grüne erinnern ans Sicherheitsrisiko

Grünen-Stadtrat Dominik Krause will sich deshalb lieber auf die Einschätzung der Bundesregierung verlassen, wie wichtig das Kraftwerk für die Versorgung tatsächlich ist. "Bei einem Atomkraftwerk gibt es immer ein Sicherheitsrisiko", sagt er.

Wirtschaftsreferent Baumgärtner bedauert diese Haltung: "Es gehört zur Genetik der Grünen gegen Atomstrom zu sein. Deshalb scheuen sie sich, das Thema aktiv anzugehen. Doch das ist naiv."

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
17 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Leserin am 07.04.2022 04:20 Uhr / Bewertung:

    Ja, da beklagt die Münchner CSU, dass es keine Windräder gibt. Ich kann Herrn Baumgärtner einen Tip geben: Doch einfach mal bei Herrn Söder anrufen und fragen, wie viele neue Windräder seit Einführung der 10h Regel in Bayern gebaut würden. Als Parteifreund kennt er die Telefonnummer ja sicher.

  • Knitterface am 06.04.2022 16:41 Uhr / Bewertung:

    Erst mal macht man eine Bestandsaufnahme, bevor man abschaltet. Was kann ich sofort ersetzen, schalte ab, wenn ich den Ersatz habe. Dann zum nächsten und nicht umgekehrt.

  • MuenchnerKommentar am 06.04.2022 13:04 Uhr / Bewertung:

    Man muss als Staat viel mehr auf eventuelle Notwendigkeiten eingestellt sein, als das unser Staat bisher ist und auch Infrastruktur, die aktuell nicht mehr benötigt wird, vorhalten und pflegen. Der Kohlebergbau sollte jederzeit (auch nach dem Ausstieg aus der Kohle) wieder fähig sein, bei Bedarf Kohle zu fördern, die alten Atomkraftwerke sollten auf Standby stehen, alte Panzer und sonstige Ausrüstung nicht verschrottet sondern eingemottet werden. Genauso, wie es auch als Privatmann manchmal ganz praktisch ist, ein zusätzliches altes Fahrrad, eine alte Matratze oder einen alten Ofen im Keller zu haben, für den Fall dass man sowas mal braucht.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.