Isar 2: Bleibt Münchens Atomkraftwerk am Netz?
München - Seit Russland die Ukraine angegriffen hat, will Deutschland unabhängig von russischer Kohle und russischem Gas werden. Umweltschützer müssen sich deshalb von vielen Überzeugungen verabschieden.
Heizkraftwerk läuft länger – auch das Atomkraftwerk Isar 2?
Es steht bereits fest, dass die Stadtwerke länger als geplant Kohle im Heizkraftwerk im Münchner Norden verfeuern wollen. Könnte auch das Atomkraftwerk Isar 2 nun länger laufen, an dem die Stadtwerke Anteile halten und das eigentlich dieses Jahr vom Netz gehen sollte?
Grüne wollen sich nicht querstellen, aber nicht dafür einsetzen
Wenn es sein muss, wollen sich auch die Grünen nicht querstellen, sagt deren Energieexperte Dominik Krause. Aktiv wollen sich Grüne und SPD allerdings auch nicht für eine Verlängerung der Laufzeit des AKWs einsetzen. So beschloss es der Stadtrat am Dienstag.
Stadtrat kann nicht über AKW-Laufzeit entscheiden
Aus Sicht des Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner (CSU) ist das ein Fehler. Er hat "erhebliche Sorge", dass ohne das Kraftwerk München der Strom ausgeht - wenn gleichzeitig kein Gas und keine Kohle mehr aus Russland kommen sollten.
Alleine kann die Stadt über das Atomkraftwerk ohnehin nicht entscheiden. Aus der Atomenergie auszuscheiden, war ein Beschluss, den die Bundesregierung gefällt hat. Die CSU-Stadtratsfraktion hatte deshalb beantragt, dass sich die Stadt auf Bundesebene dafür einsetzen soll, dass das Kernkraftwerk bei Landshut doch länger am Netz bleibt.
Doch eigentlich hatten das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesumweltministerium einer längeren Laufzeit von Atomkraftwerken bereits eine Absage erteilt. Die Kosten und die Risiken seien zu hoch, lautete die Einschätzung aus Berlin.
Kein AKW, kein großer Solarpark, keine Windräder: Wo kommt der Strom dann her?
Die Münchner CSU hoffte, daran doch noch rütteln zu können. Schließlich steht in der Stadt nirgends ein großer Solarpark, auch Windräder fehlen, sagt Wirtschaftsreferent Baumgärtner. "Ich frage mich, wo der Strom herkommen soll."
Preussen Elektra: Kernkraftwerk erfüllt Sicherheitsstandards
Die Stadtwerke teilen in ihrer Stellungnahme mit, dass das Kernkraftwerk einen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Süddeutschland leisten könne.
Davon geht auch die Firma Preussen Elektra aus, die 75 Prozent der Anteile an dem Kraftwerk hält und die es betreibt. Nach Einschätzung von Preussen Elektra erfüllt das Kraftwerk die Sicherheitsstandards.
Allerdings bereitet die Firma schon seit Jahren die Stilllegung des Kraftwerks vor. Deshalb fehlen frische Brennelemente. Auch neues Personal müsste geschult werden. Wie viel das kostet, ist unklar.
Grüne erinnern ans Sicherheitsrisiko
Grünen-Stadtrat Dominik Krause will sich deshalb lieber auf die Einschätzung der Bundesregierung verlassen, wie wichtig das Kraftwerk für die Versorgung tatsächlich ist. "Bei einem Atomkraftwerk gibt es immer ein Sicherheitsrisiko", sagt er.
Wirtschaftsreferent Baumgärtner bedauert diese Haltung: "Es gehört zur Genetik der Grünen gegen Atomstrom zu sein. Deshalb scheuen sie sich, das Thema aktiv anzugehen. Doch das ist naiv."
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