Innenstadt: Luxus sucht Fläche

Internationale Labels drängen in Nebenstraßen der Maximilianstraße: In der Residenzstraße eröffnet „Hogan“ – mit teuren Sportschuhen. Stachus oder Leopoldstraße sind für Investoren weniger attraktiv.
von  Eva von Steinburg
Verlängerter Arm der Maximilianstraße: In der Residenzstraße residieren seit kurzem zwei Luxus-Taschen-Hersteller: „Longchamp“ eröffnete 2014.
Verlängerter Arm der Maximilianstraße: In der Residenzstraße residieren seit kurzem zwei Luxus-Taschen-Hersteller: „Longchamp“ eröffnete 2014. © imago

München - Im Juli kein Sommer, im Dezember kein Winter - 2014 war kein gutes Jahr für Münchens Modeläden. Viele Jacken und Stiefel blieben in den Regalen liegen. Die Umsatzeinbuße, auch bei preiswerter Kleidung, hat die Ladenmieten in der City stabil gehalten.

„Das ist natürlich positiv für die Münchner Händler“, sagt Sören Hoffmann, Einzelhandels-Experte von CBRE. Hoffmann berät internationale Luxus-Labels. Seine Erfahrung: „Sie drängen mit Hochdruck auf die Maximilianstraße – doch ohne Chance“. Der Grund: Die hochexklusive Münchner Einkaufsstraße ist relativ kurz. Zudem gibt es kaum Fluktuation unter den puristischen und ultra-teuren Läden.

Internationale Luxus-Labels verzichten so auf einen eigenen „Store“ in München. Weil gerade aus der Ferne gesehen die Top-Adresse alles ist, scheuen sie das Risiko, ein Stück auszuweichen.

  • Premium-Marken, die schon in München sind, haben unlängst das Potenzial der Nebenstraßen erkannt. Ein aktuelles Beispiel: In der Residenzstraße eröffnet 2015 „Hogan“ - die etwas sportivere Schuhkollektion des edlen Mailänder Schuh-Herstellers „Tod’s“ (Maximilianstraße). Bei „Hogan“ gibt es bald Sneakers für 275 Euro zu kaufen. In der erweiterten Nachbarschaft residieren schon die Luxus-Taschenhersteller „Longchamp“ und „Louis Vuitton“. Und in der Brienner Straße hat gerade der „Flagship Store“ des sündteuren Taschenlabels MCM aufgemacht.
  • Quasi als verlängerter Arm, wird auch die Dienerstraße für das Luxus-Segment interessant - doch fehlt hier Fläche. Und die kleinen Traditions-Geschäfte auf der Rathaus-Seite will (und kann) niemand vertreiben.
  • Mit 200 000 Passanten täglich ist der Stachus einer der belebtesten Plätze in Europa. Für ausländische Investoren gilt er aber dennoch nicht als Alternative zur Maximilianstraße – zu „abgelegen“ und wenig interessant.
  • Die Leopoldstraße hat Belebung dringend nötig. Drei Ladenflächen stehen hier leer. Zwischen Giselastraße und Münchner Freiheit sind insgesamt 2000 Quadratmeter zu vermieten – darunter das alte Woolworth-Haus.
    Das Problem laut Experten: Gastronomie und „Coolness“ von Schwabing hätten in den letzten zehn Jahren stark nachgelassen. Das Flair und die bunte Mischung aus Schauspielern, Lebenskünstlern und Originalen sei weg. Viele Studenten wohnen jetzt eher in der Maxvorstadt – dort ist es zum Teil noch billiger.

  • Sie scheitern an überteuerten Mieten: In der Hohenzollernstraße haben die jungen Boutiquen „Guess“ und „Miss Sixty“ gerade ihre Läden aufgegeben. Eine Miete von 120 Euro pro Quadratmeter zwingt viele Betreiber in die Knie. Auch kein großer Lichtblick: In das Commerzbank-Gebäude an der Ecke zur Leopoldstraße zieht bald eine Textil-Kette oder ein Drogerie-Markt ein.

  • In der Alten Akademie in der Kaufingerstraße ist derzeit das junge US-Label „Urban Outfitters“ Interims-Nutzer. Das lässige Label sucht 800 Quadratmeter in der City und findet: nichts.
    Aus Japan möchte „Uniqlo“ mit witziger Mode nach München expandieren. Weil aus ihrer Perspektive München dicht ist, bleiben sie aber in Berlin. „Auf die Leopoldstraße würde so ein Unternehmen niemals ausweichen. Denn es geht darum: Wo machen sie das größte Geschäft?“, erklärt Experte Sören Hoffmann.

  • Zukunftsvision: Die Sendlinger Straße wird mit der geplanten Komplett-Fußgängerzone hochattraktiv. Besonders für kreative Labels und überraschende Mode ist sie es schon. Läden wie „Superdry“ oder „Abercrombie & Fitch“ locken junge Kunden. Ein Laden profitiert hier vom anderen

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