Immobilienpreise in München: Weltstadt mit Geld

AZ-Chefredakteur Michael Schilling über Mieten, München und die Zukunft der Stadt.
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AZ-Chefredakteur Michael Schilling.
dpa/az AZ-Chefredakteur Michael Schilling.

München - Allmählich ist ein Punkt erreicht, an dem die Münchner nichts mehr schockieren kann. Immobilienpreise um mehr als 50 Prozent rauf? Mei. Mieten um fast ein Drittel teurer? Ach ja. Wir haben gestern in der Redaktion lange diskutiert, ob wir die neuesten Zahlen abermals groß aufbereiten – man ahnt sie ja ohnehin.

Wir haben uns dann doch dafür entschieden.

Denn diese Zahlen charakterisieren nicht bloß Gebäude, sondern eine Gesamtentwicklung. Wer nach München kommt, um hier zu arbeiten und zu leben, muss längst einen hohen Eintrittspreis zahlen. Dass ein Zugereister eine günstige Wohnung findet, ist nahezu ausgeschlossen. Zahl – oder bleib weg. Und die Münchner, die schon lange da sind? Wenn sie großes Glück haben, wohnen sie seit Jahrzehnten mit einem Uralt-Mietvertrag noch in einer erschwinglichen Wohnung. Die Renten halten aber nicht Schritt mit den Lebenshaltungskosten. Von Brezn bis Bahnfahren, die Preise kennen nur eine Richtung in einer Großstadt, die für kleines Geld nicht mehr zu haben ist. Das vielgerühmte Kultur- und Freizeitangebot Münchens, das all die Neuankömmlinge lockt, gerät für viele alte Münchner immer mehr außer Reichweite – die Altersarmut wächst.

Wer sich das Leben hier in der Gegenwart gerade noch leisten kann, der fürchtet jetzt schon die Zukunft. Und sobald einer ausscheidet aus dem exklusiven Kreis der Münchner, stehen jüngere und zahlungskräftigere Nachfolger bereit. Die Spirale dreht sich weiter.

Weltstadt mit Herz? In München kommt’s aufs Geld an. Wer welches hat, spürt kaum Antrieb, das zu ändern. Wer keines hat, dem bleibt nur, auf die Politik hoffen, die nach Methoden sucht, um die Spirale zu stoppen.

Die Zahlen zur Mietpreissteigerung mögen ärgerlich und auch erwartbar sein. Sie zu ignorieren, ist allerdings keine Lösung. Es geht um mehr als nur Wohnungen.

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