Immer mehr Menschen in München haben einen Zweitjob

Immer mehr Menschen sind in München auf einen Zweitjob angewiesen, um sich finanziell über Wasser halten zu können. Besonders oft wird in Gastronomie oder Hotels gejobbt.
von  AZ/ls
Immer mehr Menschen in Gastronomie und Hotellerie arbeiten nebenher.
Immer mehr Menschen in Gastronomie und Hotellerie arbeiten nebenher. © NGG

Immer mehr Menschen sind in München auf einen Zweitjob angewiesen, um sich finanziell über Wasser halten zu können.

München - Rund 80.200 Menschen in München haben neben ihrer regulären Stelle noch einen Minijob. Damit ist die Zahl der Zweitjobber innerhalb von zehn Jahren um 45 Prozent gestiegen, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) am Donnerstag unter Berufung auf neue Zahlen der Arbeitsagentur bekannt gab.

Vor allem Angestellte in Gastronomie und Hotels jobben nebenbei: In der Branche gab es im Juni 2019 rund 12.700 Zweitjobber – das sind doppelt so viele wie zehn Jahre zuvor (plus 97 Prozent).

NGG fordert Einstellung von Fachkräften

Für den Geschäftsführer der NGG eine alarmierende Nachricht: "Im Schatten des Booms der vergangenen Jahre sind viele sozialversicherungspflichtige Stellen entstanden, die oft kaum zum Leben reichen. Nebenjobs müssen dann die Haushaltskasse aufbessern. Aber wer auf einen Zweitjob angewiesen ist, der arbeitet meist am Limit – auf Kosten von Familie, Freunden und Freizeit", so Tim Lünnemann.

Der Gewerkschafter fordert, Fachkräfte einzustellen und angemessen zu bezahlen: "Gastronomen und Bäckermeister, die über den Fachkräftemangel klagen, aber gleichzeitig auf 450-Euro-Kräfte setzen, schneiden sich ins eigene Fleisch."

Die NGG sieht aber auch die Politik in der Verantwortung. Die Zunahme der Zweitjobs sei auch das Ergebnis einer verfehlten Arbeitsmarktpolitik der Nullerjahre. "Mit einer Reform könnte die Bundesregierung Minijobs voll in die Sozialversicherung einbeziehen. Allerdings sollten die Arbeitgeber den größten Teil der Beiträge zahlen. Das macht reguläre Stellen attraktiver und verschafft den Minijobbern heute eine bessere Absicherung", so Lünnemann.

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