Im Café Kosmos: Kostenlose Haarschnitte für Stammgäste
München - Weil Haarewaschen nicht geht, muss Willi auf die Toilette, um sich die Haare kurz nass zu machen. Und weil es auch keinen Spiegel gibt, muss Willi nachher noch mal auf die Toilette, um das Ergebnis zu begutachten.
Kosmos-Betreiber verschenkt die Haarschnitte an Stammgäste
Willi ist zufrieden und deshalb ist Andi Rehm auch zufrieden. Geld bekommt Rehm dafür nicht. Nicht weil Willi nicht zahlen kann oder will – im Gegenteil, er versucht es –, sondern weil Andi Rehm keinen Friseursalon betreibt, sondern das Café Kosmos und die Haarschnitte an Stammgäste verschenkt.
Es geht darum, dass "die Gäste mal wieder ein bisschen Kosmos-Luft atmen können und man sich wieder ein bisschen sieht", erklärt Rehm. Und in der Tat: Obwohl der Laden außer den beiden leer ist, was im Kosmos ja sonst eher nicht der Fall war, ist diese spezielle Luft da, die die Atmosphäre von Wohnzimmer, WG-Party und Kaffeehaus transportiert. Die Aktion gibt es jetzt seit Anfang des Monats. Das Ende? "Wenn ich keine Lust mehr habe", sagt Rehm und zuckt mit den Schultern.
Der Barkeeper ist gelernter Friseur
Willi war vor der Pandemie zweimal die Woche da, seit einem Jahr steht er "nur noch einmal die Woche weinend davor", sagt er, und die beiden lachen. Rehm legt sofort los, keine Frage nach Form und Scheitel, er macht einfach. Willi scheint das ganz recht zu sein, er vertraut seinem Barkeeper.
Der versteht auch sein Handwerk, schließlich ist er gelernter Friseur, auch wenn er seit über 20 Jahren nicht mehr als Friseur gearbeitet hat. Aber er erkennt durchaus Ähnlichkeiten zwischen seinen Berufen: "Barkeeper und Friseure haben genau wie Ärzte eine Schweigepflicht", erklärt er lächelnd. Mehr dazu sagt er leider nicht. Ganz aus der Übung ist Rehm übrigens nicht. Manchmal, wenn es ein eher ruhiger Abend im Kosmos war und man noch beim Feierabendbier zusammensaß, dann hat er schon dem ein oder anderen Kollegen einen Haarschnitt verpasst.
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