Im Alten Hof: Die einzige Postfiliale der Stadt
Altstadt-Lehel — Es ist hier beinahe wie früher, denkt man sich die modernen Paket- und Briefautomaten weg in der neuen Altstadt-Postfiliale. Zwar gibt es keine abgenutzten Sicherheitsfenster mehr, mit Kratzern, Tapsern und Sprechluke, die zwischen einem selbst und den früheren Postbeamten als Schutzschild dienten. Doch drei Schalter, ausschließlich für Post-Geschäfte? So etwas hat man in München schon lange nicht mehr gesehen.
Pünktlich zu Weihnachten eröffnet
An der Adresse Alter Hof 7 - eine Innenstadt-Bestlage nahe dem Marienplatz mit 572 Quadratmetern - kann man ab sofort zu üblichen Geschäftszeiten (werktags 10 bis 18 Uhr) Briefmarken und Umschläge kaufen, Packerl und Postkarten versenden oder Reklamationen zurückschicken, von Mensch zu Mensch. Gutes Timing so kurz vor Weihnachten. Dazu gibt es hier weiterhin die bekannten Postfächer - 620 an der Zahl -, eben zwei moderne Poststationen mit Touchscreen sowie zwei Packstationen. Die Automaten sind 24 Stunden durchgehend zugänglich.
Vollautomatische Postautomaten
Zur Eröffnung am Dienstag kam sogar Holger Bartels extra aus Bonn. Bartels ist zuständig für das gesamte Filial- und Packstationsnetz im Post- und Paketbereich. Er ließ die neuartigen, vollautomatisierten Poststationen im Alten Hof aufstellen. "Das sind die ersten in München", sagt Bartels, "in ganz Bayern gibt es zehn und deutschlandweit etwa hundert." Hier könne man alles erledigen, was auch die Mitarbeiter am Schalter für einen tun können. "Außer, wenn es darum geht, die Personalien zu verifizieren", sagt Bartels.

Die neue Filiale ist bundesweit ein Einhorn unter Poststellen. "Immer eine Reise aus Bonn wert", kommentiert es Kurt Kapp, Leiter der Münchner Wirtschaftsförderung, der gemeinsam mit Bartels die Altstadt-Filiale eröffnete. Nur vier von ihnen gibt es bundesweit, die tatsächlich noch ganz in Eigenregie mit eigenem Personal und ohne Partner arbeiten: auf der Zugspitze, im Bundestag, in der Bonner Postzentrale und eben in der Münchner Altstadt.
Filiale in Eigenregie - ohne Partner
Denn seit 2010 fährt das Unternehmen die Strategie, Postfilialen nur noch mit Partnern und deren Personal zu betreiben, vorzugsweise mit der Postbank. Der Kostendruck ist da sicherlich eines von vielen Argumenten.
Doch die Postbank - inzwischen integriert in die Deutsche Bank - zieht sich immer häufiger zurück aus dem realen Filialgeschäft, wie so viele andere Banken, weil eben Bankgeschäfte zu einem großen Teil online erledigt werden können. So schwemmt es auch immer das Postgeschäft in den Großstädten aus den Häusern. Die Post sucht sich dann neue Kooperationspartner in der Nähe, wo ein - oft knapp bemessener - Schalter für die Postkunden eingerichtet wird, wie etwa in einigen Münchner Supermärkten.
Zerstreuung großer Filialen
Die Post-Kunden in Städten wie München ärgert das meist, wenn mal wieder ein Haus schließt, das seit Jahrzehnten die Post im Viertel gewesen ist, wie zuletzt in der Schwabinger Agnesstraße Ende 2021 - ein Haus, das in den 1920ern extra für die Post gebaut wurde, mit Steinfiguren an der Fassade, sogenannten Postheiligen.
Doch die Post wäscht sich die Hände in Unschuld. Es sei nun mal eine Entscheidung der Postbank, Filialen zu schließen. "Das müssen wir akzeptieren", sagt Bartels und hebt hervor: "In München ist die Zahl der Post-Standorte in den letzten fünf Jahren um 40 gestiegen." Es seien ganz sicher nicht weniger geworden, betont er. Unklar bleibt, ob sich die Post bemühte, Standorte wie an der Agnesstraße eigenmächtig neu anzumieten.
Auch hier im Alten Hof hat die Postbank ihre Filiale zum Sommer 2022 geschlossen. "Aber wir wollten den Standort unbedingt für unsere Kunden erhalten", sagt Bartels. Die Filiale im Haus sei ein historisch gewachsenes Modell, habe die zweitgrößte Postfach-Anlage Münchens, nach derjenigen in der Arnulfstraße. Die Immobilie in der Innenstadt ist trotz allem nicht Eigentum der Post. Sie wurde mit einem neuen, unbefristeten Vertrag angemietet.
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