Hundeführerschein in Bayern? Sinnvoll oder unnötig?
Immer wieder passiert es, dass ein Hund einen Menschen verletzt. Anfang Juni forderte die Tierrechtsorganisation PETA deshalb die Bayerische Landesregierung auf, den sogenannten Hundeführerschein in Bayern einzuführen. In anderen Bundesländern wie Niedersachsen ist dieser bereits Pflicht. Die Notwendigkeit zur Einführung eines allgemeinen Hundeführerscheins bestätigt auch Uwe Planer, Inhaber der Hundeschule in München – Besser leben mit Hund.
Wenn Sie sich ein Auto kaufen, brauchen Sie einen Führerschein. Wenn Sie sich einen Hund kaufen, dann erwerben Sie ein Lebewesen, das auch beißen kann, situativ reagiert, keinen Deutschkurs besucht hat und so weiter, haben dafür aber keinen Führerschein.
Seinen Hund lesen und verstehen um richtig zu agieren und zu reagieren
Das bedeutet, man muss seinen Hund lesen und verstehen können, um richtig zu agieren und zu reagieren. Im Alltag begegnen dem Hundetrainer zum Beispiel Halter mit Hunden in fragwürdigen Situationen – vom unangeleinten Vierbeiner, der den Abruf seines Frauchens ignoriert bis zum Hund, der unerwünscht seinen oft antrainierten Jagdtrieb auslebt und allem, was sich bewegt, hinterherjagt (Balljunkie).
"Das Problem fängt dabei am anderen Ende der Leine an", sagt Planer. Und genau aus diesen und weiteren Gründen, sowie zur entspannten Verständigung der Hundehalter untereinander, sollte der Hundeführerschein laut Planer Pflicht sein.

Hund und Halter müssen sich in Theorie und Praxis bewähren
Der Hundeführerschein ist ein Nachweis für den Hundehalter, dass er mit seinem Hund kontrolliert und vorausschauend umgehen kann und dass keine Gefährdung für andere Lebewesen besteht. Dieser Hundeführerschein umfasst einen theoretischen und praktischen Teil.
Dafür gibt es bestimmte Voraussetzungen: Der Hundeführerschein müsse mit dem eigenen Hund abgelegt werden, so Planer. Darüber hinaus sollte der Hund mindestens ein Jahr alt sein. Hund und Halter müssen zudem einen Grundkurs absolviert haben. Im Theorieunterricht für den Hundeführerschein stehen dann Inhalte aus der Physiologie und Anatomie des Hundes sowie die Verhaltenskunde auf dem Stundenplan.

Das Timing ist entscheidend
Welche Bedürfnisse der Hund hat – auch das ist wichtig zu wissen. Ebenso wichtig: Es wird die Kommunikation des Halters mit seinem Hund gelehrt, andere Hunde lesen zu können. Verinnerlicht ein Hund beispielsweise eine falsche Verhaltensweise, dauert es doppelt so lange, bis diese wieder korrigiert werden kann und sich eine Änderung ergibt, so Planer. Bei Bestätigungen oder Korrekturen sei das Timing von einer halben Sekunde entscheidend. "Ist man hier zu langsam, ändert der Hund nichts, der Hund verknüpft falsch." Das sei vielen Haltern nicht bewusst.
Mit dem Führerschein lernt der Hundebesitzer darüber hinaus, dass man seinen Hund nicht in gefährliche Situationen bringt. Mit einem ängstlichen Hund sollte man beispielsweise keinesfalls in einem Einkaufsmarkt im Stadtzentrum spazieren gehen, das muss langsam in kleinen Schritten erlernt werden, so Planer.
Auf die Harmonie kommt es an
Auf den Theorieunterricht folgen eine theoretische Prüfung und anschließend die praktische Prüfung, die ein Prüfer vom Internationalen Berufsverband der Hundetrainer (IBH) durchführt. Hier soll der Halter mit seinem Hund im Alltag situativ richtig umgehen können. "Ein Hund ist nie zu 100 Prozent kontrollierbar, aber der Halter muss die Situation grundsätzlich beherrschen, erkennen und den Hund richtig und sicher führen können. Beide müssen harmonieren", sagt Planer.
Nach der Theorie geht’s ins häusliche Umfeld des Hundes
Dafür geht es in die Umgebung des Hundes – mit all ihren Gegebenheiten: vom Radfahrer bis zum anderen Hund. "Fallen bauen wir nicht ein", sagt Planer. Auf den Hundeführerschein kann man sich in Hundeschulen vorbereiten.
Weitere Informationen rund um den Hundeführerschein gibt es auf hundetrainer-planer.de.