Horror-Mord von Haar: Das bizarre Tagebuch des Todes
Haar - Mit einer Handkreissäge enthauptet und im Garten hinterm Haus verscharrt. Erst nach Jahren wird die Leiche gefunden. Der Mordfall Sebastian H. ist bizarr. Seine Freundin hatte den Studenten offenbar in eine Sex-Falle gelockt. Die Staatsanwaltschaft München I hat jetzt Anklage gegen die Pädagogikstudentin aus Haar erhoben.
Ihr Tagebuch könnte Gabriele P. für den Rest des Lebens hinter Gitter bringen. Denn darin schildert die 31-Jährige all die Dinge, an die sie sich angeblich nicht mehr erinnern kann. "Sie habe alles verdrängt", sagt die Studentin. Sie wisse nur mehr, dass ihr Freund tot vor ihr auf dem Bett gelegen habe.
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Sie habe Angst vor Sebastian gehabt, sagte Gabriele P. und anscheinend keinen anderen Ausweg mehr gesehen. Sie wollte sich von ihm trennen.
Sebastian H. soll psychische Probleme gehabt haben, eine sogenannte Borderline-Störung. Er habe sie geschlagen, ihr büschelweise Haare ausgerissen und gedroht, sie zu töten, falls sie ihn eines Tages verlassen sollte.
Ein Mord mit unfassbarer Brutalität
Rechtsmediziner stellten fest, dass Sebastian H. an Händen und Füßen gefesselt war, als er starb. Die Bänder waren trotz der langen Zeit in der Erde noch erhalten. Und noch etwas lag bei der in eine Plastikplane eingeschlagenen kopflosen Leiche: Eine Schwimmbrille mit verdunkelten Gläsern.
Die Verletzungen lassen erahnen, welchen schrecklichen Tod der Literaturstudent starb. Die Handkreissäge hat zwei furchtbare Schnitte hinterlassen. Sie verlaufen über Kreuz auf dem Brustkorb und reichen jeweils von den Schultern bis hinunter zu den Hüften. Zudem wurde ihm auch noch der Kopf abgetrennt.
Ermittler der Mordkommission und die Spurensicherung stellten das komplette Haus auf den Kopf. Im Dachgeschoss hinter einer nachträglich eingebauten Wand aus Gipskarton fanden sie die blutige Matratze, auf der Sebastian H. monatelang gelegen hatte, bis der Leichnam schließlich im Garten verscharrt wurde.
Ein Tagebuch voller Mordgedanken
Gabriele P.s neuer Freund, Christian K., hatte den Toten im Speicher zufällig gefunden, während sie mit ihren Eltern beim Segeln in Kroatien war. Nach der Rückkehr vergrub das Paar mithilfe eines befreundeten Gartenbauers die Leiche auf dem Grundstück in der Zunftstraße. Viele Jahre lag der Tote in der Erde. Erst im Januar 2016 wurde er gefunden (AZ berichtete). Ein Tipp aus dem Bekanntenkreis hatte die Kripo auf die Spur des bizarren Mordfalls gebracht.
Im Haus fanden die Ermittler der Mordkommission auch von Gabriele P.s Tagebuch. Die Notizen legen den Verdacht nahe, dass der Mord an Sebastian H. keine Tat im Affekt war, sondern offenbar lange geplant wurde. In ihrem Tagebuch schildert Gabriele P., dass sie mit dem Gedanken gespielt habe, ihren Freund zu töten.
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Gabriele P. behauptet, der Literaturstudent sei sexuell abartig veranlagt gewesen. Er habe sie zu Sexspielen zu dritt gezwungen. Er habe sogar ein Video aufgenommen. Die junge Frau soll anschließend sogar zeitweise bei ihnen in Haar gelebt haben.
Statt sich Hilfe zu holen oder Sebastian H. einfach aus dem Haus zu werfen, das sie von ihrer Großmutter geerbt hatte, plante Gabriele P. offenbar einen Mord. Am Ende lockte sie Sebastian H. nach AZ-Informationen in eine Sexfalle.
Fesselspiel wird zur Todesfalle
Der Student soll besondere Vorlieben für Sado-Maso-Praktiken und Fessel-Sex gehabt haben. Diese Neigung scheint Gabriele P. eiskalt ausgenützt zu haben.
Sie lockte ihren Freund am Tattag abends hoch ins Dachgeschoss. Sebastian H. legte sich nackt aufs Bett. Ahnungslos ließ er sich an Händen und Füßen fesseln.
Außerdem setzte sie ihm eine Schwimmbrille mit geschwärzten Gläsern auf, damit er nicht sehen konnte, was rund um ihn geschah.
Sebastian H. erwartete exotische Sex-Spiele. Doch dann heulte der Motor einer Kreissäge auf. Spätestens da muss ihm klargeworden sein, dass er in eine tödliche Falle gelockt worden war.
Die Leiche weist keinerlei Abwehrverletzungen auf, was ebenfalls darauf hindeutet, dass Sebastian H. wehrlos war. Nicht sicher ist dagegen, ob Sebastian H. noch lebte, oder ob er bereits tot war, als ihm mit der Handkreissäge der Kopf abschnitten wurde.
Die Staatsanwaltschaft München I hat jetzt Anklage wegen heimtückischen Mordes beim Schwurgericht erhoben. "Wir gehen davon aus, dass das Opfer arg- und wehrlos war", sagt Oberstaatsanwalt Florian Weinzierl.
Gabriele P. droht im Fall einer Verurteilung eine lebenslange Freiheitsstrafe. Ein Gutachter hat die 31-Jährige in der U-Haft untersucht. Demnach ist sie voll schuldfähig.
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