Hochschwangere: "Vermieter wollen lieber Hunde als Kinder"

Während sich andere werdende Mütter voller Vorfreude auf die Geburt vorbereiten, wachsen bei der 24-jährigen Sabrina die Sorgen. Denn sie weiß nicht, wo sie mit ihrem kleinen Sohn Alessandro und dem Baby leben soll.
von  AZ
Alessandro kuschelt sich an seine hochschwangere Mama: Die 24-Jährige ist obdachlos, bekommt in wenigen Tagen ihr zweites Kind und sucht dringend eine Wohnung.
Alessandro kuschelt sich an seine hochschwangere Mama: Die 24-Jährige ist obdachlos, bekommt in wenigen Tagen ihr zweites Kind und sucht dringend eine Wohnung. © Petra Schramek/immowelt.de

München - Zärtlich streichelt Sabrina ihren kugelrunden Bauch. In wenigen Tagen wird ihre Tochter Anastasia das Licht der Welt erblicken. Problem: Sabrina hat keinen festen Wohnsitz. Über die immowelt.de-Initiative „Verändere Deine Stadt“ hofft sie nun, doch einen Vermieter mit Herz zu finden.

In München eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist selbst für gut verdienende Familien ein Glücksfall. Alleinerziehende haben auf dem umkämpften Wohnungsmarkt in der Landeshauptstadt kaum eine Chance: „Die Vermieter nehmen eher Leute mit Hunden als mit Kindern. Ich denke mir oft: Wieso bekommen die Leute die Wohnung, nur weil sie als Mann und Frau zur Besichtigung kommen?“, schildert Sabrina (24) ihre Erfahrungen, „als Alleinerziehende wird man gleich abgewiesen.“

Die bald zweifache Mutter hat während der letzten Wochen eine kleine Odyssee hinter sich gebracht. Da ihr Freund kein zweites Kind wollte und sie zur Abtreibung drängte, hatte sie sich von ihm getrennt: „Ich hatte schon eine Totgeburt und hätte es nicht übers Herz gebracht, die Schwangerschaft abzubrechen. Auch jetzt will er von der Kleinen nichts wissen“, erzählt Sabrina und schluckt. Bis zum Beginn des Mutterschutzes arbeitete sie noch in der Reinigung des Ex-Partners in Rosenheim mit. Dann zog sie mit ihrem Sohn Alessandro (3) zu ihrer Mutter nach Regensburg: „Aber das hat überhaupt nicht funktioniert. Sie wollte mich und den Kleinen nicht länger bei sich haben.“

Seitdem lebt Sabrina aus dem Koffer, wohnt mit dem Dreijährigen mal bei einer Freundin und mal bei der Mutter ihres Ex-Freundes in München. „Ich bin ihr sehr dankbar. Sie schläft sogar bei ihrem Sohn im Zimmer und gibt mir ihr Bett, wenn ich da bin“, sagt Sabrina. Doch wenn das Baby da ist, wird es dort zu eng – und die Zeit drängt.

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Sabrina möchte bald wieder arbeiten

Die werdende Mutter hat schon bei der Stadt München vorgesprochen und fragte bei diversen Hilfsorganisationen wie der Bahnhofsmission und dem Roten Kreuz nach – doch bislang konnte ihr keiner helfen: „Es gibt nirgends ein Zimmer oder gar eine kleine Wohnung für mich. Ich soll in die Bayernkaserne – mit einem Neugeborenen und einem Kleinkind ins Mehrbettzimmer. Das geht doch nicht.“

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Die Folgen der Obdachlosigkeit sind gravierend: Ohne festen Wohnsitz gilt sie als obdachlos und kann sich in München nicht amtlich anmelden. Ein Teufelskreis. Denn so wird sie weder einen Kindergarten- noch einen Krippenplatz bekommen – und ohne Betreuung der Kleinen findet sie keine Arbeit. „Ich möchte aber nach einem halben Jahr wieder in einer Reinigung anfangen. Der Gedanke, komplett auf Ämter angewiesen zu sein, ist schrecklich.“ Ein Mietvertrag würde den Teufelskreis durchbrechen. Deshalb hofft Sabrina über die immowelt.de-Initiative „Verändere Deine Stadt“ einen Vermieter mit Herz zu finden. Trotz allem Chaos freut sie sich auf ihre kleine Tochter: Sie wird Anastasia heißen, die Auferstandene.

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