Historische Bilder: Münchens bröckelnder Charme
München - Durchsaniert, durchgentrifiziert, unbezahlbar - das ist München heute. Noch bis weit in die 80er, sogar bis in die 90er Jahre hinein, war das ganz anders: Unsanierte Altbauten an jeder Ecke - überall bröselte und bröckelte es. Es war schon ein sehr herber Charme, den München versprühte. Aber die Stadt war wenigstens noch bezahlbar.
Wenn man etwa die München-Fotos aus den 70er bis frühen 80er Jahren aus der Photothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte durchstöbert, lassen sich wahre Schmankerl entdecken: Das Haus Gabelsbergerstraße 19 etwa ist so ein Paradefall.
Denkmalgeschütze Häuser aus dem Münchner Stadtbild verschwunden
Das Haus war, im Gegensatz zu weiten Teilen der Maxvorstadt, heil über den Krieg gekommen. Stand dann aber, unsaniert wie es war, wie auf dieser Seite zu sehen ist, zur Disposition, als man es Mitte der 80er Jahre abreißen wollte. Dazu kam es glücklicherweise nicht. Im Gegenteil: Heute ist das Haus gegenüber der Pinakothek der Moderne mustergültig herausgeputzt. In der Denkmalliste steht: "stattliche, spätklassizistische Fassade, reich gegliedert und stuckiert, um 1870".
Vielen anderen Häusern der Gründerzeit und von der Jahrhundertwende erging es nicht ganz so gut. Vieles, was heute wie selbstverständlich denkmalgeschützt wäre, ist nach und nach verschwunden. Ein gutes Beispiel hierfür ist ein Haus in der Barer Straße 34.
Auch dieses Gebäude aus dem 19. Jahrhundert hatte den Bombenhagel überlebt, wurde dann aber vernachlässigt und bröselte vor sich hin. Ältere Münchner erinnern sich sicher noch, dass dort bis zuletzt 1983/84 ein Antik-, Floh- und Trödelmarkt untergebracht war. In den Höfen, Kammern und Kellern konnte man nach Herzenslust stöbern. Bis der gesamte Komplex abgeräumt wurde und der "Prinz-Ludwig-Hof" (175 Wohnungen, vier Läden, 200 Tiefgaragenplätze) entstand. Klingende Namen für Immobilienprojekte kamen damals offenbar gerade in Mode.
Und auch anderswo bröckelte es und bröselte es noch lange vor sich hin in der Stadt, die sich von einer Art nacholympischen Depression und Stagnation - die Einwohnerzahl sank sogar unter die 1,2-Millionen-Marke - in den 80er Jahren erst später erholen sollte. Dann aber mit Vollgas.
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