Helmut Schleich unterwegs: Erst Südfrankreich, dann auf die Wiesn

Die Wiesn-Kapelle stimmt den Bayerischen Defiliermarsch an - und dann erscheint ER. Franz Josef Strauß. Das Zelt tobt. FJS begrüßt launig die Massen. Die anschließende Anzapf-Zeremonie geht im Jubel seiner Anhänger fast unter.
Lang ist’s her und doch so aktuell: Zwei Wochen nach seinem 100. Geburtstag, zu dem jetzt so manches Weihrauchfass auf den umstrittenen Strauß geschwungen wurde, erscheint FJS leibhaftig auf dem Oktoberfest – quasi wiederauferstanden.
Möglich macht das Strauß’ irdischer Statthalter. Zum Wiesn-Start am 19. September schlüpft Kabarettist Helmut Schleich in seine Paraderolle, um im Herzkasperl-Festzelt als FJS-Double anzuzapfen. Schleich als Strauß: eine parodistische Darstellung, die schon Kultstatus genießt.
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„Ich habe mich dieser historischen Figur bemächtigt, sie feindlich übernommen“, sagt der Münchner Verwandlungskünstler, der den (Schein-)Heiligen der CSU wie kein anderer nachmachen kann.
Allein optisch-körperlich ist das eine Herausforderung: Schultern hochziehen, Hals einziehen, Kinn zur Brust. Die typische FJS-Haltung will gelernt sein. „Wenn man so oft den Strauß spielt, macht sich das im Gebälk schon bemerkbar“, sagt Schleich, der deshalb vor dem Urlaub zwei dicke Thermoluftmatratzen angeschafft hat.
Schließlich ging’s heuer zum Zelten nach Südfrankreich. Camping mit Papa: Das war der erklärte Wunsch seines zwölfjährigen Sohnes Erik. „Das letzte Mal war ich vor zehn Jahren mit meiner Tochter zelten“, erzählt uns Schleich: „Richtig schöne Ferien, doch ohne Luftmatratze als Schlafsack-Unterlage hab’ ich nachts leider oft kein Auge zugemacht.“
Diesmal ist für Liegekomfort und somit guten Schlaf gesorgt – und auch kulinarisch wissen sich Vater und Sohn zu helfen. Letztes Jahr haben sie mit dem Angeln angefangen: „Das macht großen Spaß, war aber noch nicht wirklich erfolgreich. Aus Mitleid bekamen wir von anderen Anglern sogar zwei Forellen geschenkt.“
Was steht sonst so auf dem Programm? „Nicht viel, vor allem nichts, was mit Anstrengung verbunden ist“, sagt der Star-Kabarettist und lacht: „Es wird geangelt, geschwommen, gekocht, gegrillt, gegessen und gechillt, wie das heute heißt.“ Zig Monate war er mit seinem erfolgreichen sechsten Soloprogramm „Ehrlich“ auf Tour. Dazu kommt die TV-„Spezlwirtschaft“, sein „SchleichFernsehen“, Radio und vieles mehr. Im Juli wurde er mit dem Bayerischen Kabarettpreis ausgezeichnet. Nun ist Erholung angesagt.
Entspannung mit Horror-Krimis und Austern
Die findet Helmut Schleich schon seit vielen Jahren bevorzugt in Südfrankreich. Fernab allen Trubels mietet er sich – oft mit der ganzen Familie – in einem Häuschen auf einem Weinbauernhof ein. In der Umgebung wird eingekauft und mit den Einheimischen geratscht. Das Französisch des urbayerischen Typen-Kabarettisten kann sich hören lassen.
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Dass er wegen seiner Französisch-Kenntnisse „nicht umhin kommt“, auch die Tageszeitungen zu lesen, findet Schleich nicht ganz so gut: „Da ist man dann quasi automatisch am Arbeiten, am Sammeln, Themen und Ideen finden.“ Lieber schmökert er da schon in seinen mitgebrachten Büchern, heuer zum Beispiel von Horror-Kultautor Richard Laymon.
Ein aktuelles Urlaubsfoto zeigt ihn geradezu tiefenentspannt bei der Lektüre. Nach einer Woche im Zelt urlaubt das Vater-Sohn-Gespann nun im Weinbauernhaus, und auch hier wird gemeinsam gebrutzelt. Auf dem Speiseplan stehen nochmal Austern, die auch Erik schon ganz professionell öffnen kann.
So langsam müssen sich die beiden dann mit dem Gedanken anfreunden, dass auch der chilligste Urlaub mal zu Ende geht. Für Erik beginnt kommenden Dienstag wieder die Schule. Sein Vater geht weiter mit seinem aktuellen Programm auf Tour – in der Rolle der „Bestie von Doddlbach“, als selbsternannter Gesangslehrer von Jopi Heesters oder als bayerischer Übervater FJS.
Man darf gespannt sein, wie dieser heuer posthum auf der Oidn Wiesn im Herzkasperl-Festzelt anzapfen wird. Dass Schleich der bessere Strauß ist, ist vielen ja schon längst bekannt.