Helmut Dietl: Der Besondere mit Blick auf die „Saubande“

AZ-Kritikerin Ponkie kannte Helmut Dietl, war auch kritisch mit ihm, wusste aber, was wir an ihm hatten. Ponkie: "Das ist der Eine, der Besondere! So einer ist der Helmut Dietl."
az |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
"Gelegentlich ging sie auch streng mit mir um. Was mir fast noch besser gefiel", sagte Helmut Dietl über AZ-Kritikerin Ponkie.
az "Gelegentlich ging sie auch streng mit mir um. Was mir fast noch besser gefiel", sagte Helmut Dietl über AZ-Kritikerin Ponkie.

AZ-Kritikerin Ponkie kannte Helmut Dietl, war auch kritisch mit ihm, wusste aber, was wir an ihm hatten. Ponkie: "Das ist der Eine, der Besondere! So einer ist der Helmut Dietl."

München - Als unsere TV-Kritikerin Ponkie 80 Jahre wurde, gratulierte ihr Helmut Dietl in der „AZ“: „Ich persönlich habe ihr sehr viel zu verdanken, man könnte fast sagen, sie hat mich erfunden“, schrieb Dietl: „Und wenn sie mich vielleicht auch nicht ganz allein erfunden hat, dann hat sie mir doch durch ihre Kritiken immer eine liebevolle Pflege angedeihen lassen. Das soll nicht heissen, dass sie mich immer gelobt hat. Gelegentlich ging sie auch streng mit mir um. Was mir fast noch besser gefiel. Denn dadurch habe ich was gelernt für meine Arbeit.“ Dieses Lob gab sie ihm zu seinem 70. gerne zurück:

Es gibt viele harmlos- nette Serien und pfiffige Amüsierstückchen von begabten Leuten. Aber dann kommt da plötzlich einer daher – und der Kritiker weiss auf Anhieb (wenn er nicht ganz blöd ist): Das ist der Eine, der Besondere! So einer ist der Helmut Dietl. Als die ersten „Münchner Geschichten“ mit der unvergleichlichen Therese Giehse ins Fernsehen kamen und wir alle im Nu die Sprüche von ihrem Enkel Tscharlie in Gestalt von Günther Maria Halmer drauf hatten („Dreiviertelreife, logisch!“), da umwehte den Dietl schon bald der Ruf eines Zauberkünstlers. Es war die lakonische Stenzensprache und ihre münchnerische Klangfarbe, bodenständig und hinterfotzig, liebevoll frech und skurril.

Lesen Sie hier: Dietls Helden: Monaco Franze bis Baby Schimmerlos

Und als der Dietl dann nach der sehr komischen Liebeskummer-Einlage „Der ganz normale Wahnsinn“ mit seinem Humorbruder im Geiste Helmut Fischer und dem Co-Autor Franz Geiger den „Monaco Franze“ im deutschen Filmkunst-Universum etablierte, da lagen alle auf dem Bauch vor ihm. Der Münchner Bussi-Mensch mit Charme war so unwiderstehlich, dass die Leute seinen Giftbiss in den hiesigen Moral- und Kulturbetrieb gar nicht merkten. Den Genickbiss wagte Dietl dann mit „Kir Royal“. In dieser hochpolitischen Münchner Gesellschaftssatire war Kroetz als Klatschreporter Baby Schimmerlos eine gebrochene Figur. Und die Leute, mit denen er es zu tun hatte, die Promis aus Politik und Industrie, waren - so sagte Dietl in seinem ersten „Kir-Royal“-Interview zu mir - „eine Saubande“. Und mit seinem untrüglichen Sinn für die richtige Besetzung bestückte er dieses Kotzbussi-München mit Typen, die unsterblich wurden: Fotograf Herbie von Dieter Hildebrandt, die Mona von Senta Berger, die Verlegerin von Ruth Maria Kubitschek.

Reaktionen auf Dietls Tod: "Chronist der bayerischen Seele"

Bald war der Dietl schon auf dem Höhenflug zur „Schtonk“-Satire, als der „Stern“ in die Hitler-Tagebücher hineingetreten war. Und erweiterte sein Repertoire mit dem wunderbaren Kreativ-Laden der Insider: „Rossini“. Und wenn jetzt einer siebengescheit sein will und den „Zettl“ für einen „Niedergang“ hält, dem sei gesagt: Er soll ihn sich noch einmal genau anschauen! Der geniale Dietl ist in Berlin nicht „ausgebrannt“ - der Zynismus ist nur härter, den modernen Zeiten angepasst.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.