Hat dieser Stadtrat wirklich einen Polizisten getreten?

Cetin Oraner (Die Linke) soll bei einer Demonstration einen USK-Beamten angegriffen haben. Er bestreitet das vehement. Der erste Prozesstag.
von  John Schneider
Prozess am Amtsgericht: Stadtrat Cetin Oraner (l.) und Yusuf B. sollen einen Polizisten angegriffen haben.
Prozess am Amtsgericht: Stadtrat Cetin Oraner (l.) und Yusuf B. sollen einen Polizisten angegriffen haben. © jot

München Der Prozess am Amtsgericht beginnt mit einer heiteren Note. Der Angeklagte Yusuf B. gratuliert vor seiner Stellungnahme allen Frauen zum 8. März, dem Internationalen Frauentag. Und erntet dafür Applaus von den voll besetzten Zuhörerrängen. Der Richter sieht gnädig über die eigentlich nicht zulässige Meinungskundgebung hinweg. Dann wird’s ernst.

Gastronom Yusuf B. (26) und der 49-jährige Stadtrat Cetin Oraner (Die Linke) müssen sich wegen gefährlicher Körperverletzung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte verantworten. Die beiden sollen bei einer Demo am 28. September des vergangenen Jahres einen Polizisten angegriffen haben. Der Stadtrat soll dem USK-Beamten laut Anklage sogar zwischen die Beine getreten haben.

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Der Stadtrat wehrt sich gegen die Vorwürfe: „Ich habe weder getreten noch geschlagen.“ Vielmehr sei er geschlagen worden und habe eine Verletzung an der Oberlippe davon getragen. Der Polizist habe nur Theater gespielt und immer wieder behauptet: „Du hast mich geschlagen.“

Der mitangeklagte Yusuf B. war als Versammlungsleiter vor Ort und sagt vor Gericht, dass die Atmosphäre giftiger gewesen sei als gewöhnlich. Das habe auch an dem respektlos auftretenden Einsatzleiter der Polizei gelegen.

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Rund 120 Demonstranten waren durch die Innenstadt gezogen, um gegen den IS zu protestieren. Nach der Demo kam es zur Eskalation. Ein Demonstrant soll einen Polizisten beleidigt haben, er wurde zu Boden gebracht.


Fortsetzung folgt - am 24. März

 

Das mobilisierte wiederum andere Demonstrationsteilnehmer, die gegen die Festnahme protestieren. Die Polizisten bildeten zum Schutz der Kollegen eine Kette. Es kam zu Wortgefechten und schließlich zu Schlägen.

Doch wer wen geschlagen oder getreten hat, ist weiter strittig. Den Erklärungen der Angeklagten steht die Aussage des betroffenen Polizisten entgegen. Der Mann musste laut Anklage aufgrund anhaltender Schmerzen am Tag darauf behandelt werden.

Die Verhandlung konnte aber nicht zu Ende verhandelt werden. Grund ist der Antrag von Oraners Anwalt Marco Noli. Der Verteidigung sind nicht alle Videos und Bilder zugänglich gemacht worden, kritisiert der Verteidiger. Das sollte bitte nachgeholt werden.

Tatsächlich wird die Sitzung daraufhin unterbrochen. Fortsetzung am 24. März. Dann wird auch der Polizist zu Wort gekommen.

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