Gurlitts Kunstsammlung wird ausgestellt

Der Fund hat München bewegt, nun werden die lang versteckten Bilder von Renoir und Macke ausgestellt – allerdings nicht in der bayerischen Hauptstadt. 
Dorothea Hülsmeier, Christiane Oelrich |
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Die von Gurlitt gesammelte Kunst war in schlechtem Zustand, deshalb wird sie in Bern restauriert.
Oelrich/dpa Die von Gurlitt gesammelte Kunst war in schlechtem Zustand, deshalb wird sie in Bern restauriert.

München - "Nazi-Schatz" wurde der spektakuläre Kunstfund betitelt, von einem milliardenhohen Wert wurde geraunt. Mehr als fünfeinhalb Jahre nach der rechtlich zweifelhaften Beschlagnahmung der Sammlung von Cornelius Gurlitt in München wird der Schleier über den Kunstwerken nun gelüftet. In der Doppelausstellung "Bestandsaufnahme Gurlitt" in Bern und Bonn werden ab Anfang November insgesamt rund 450 Werke aus der Sammlung erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

Mehr als 1500 Kunstwerke – Monet, Cézanne, Renoir, Macke, Dix, Nolde, Beckmann – waren 2012 in Gurlitts Schwabinger Wohnung und später in seinem Salzburger Haus entdeckt worden. Die Arbeiten der berühmtesten Künstler vor allem des 19. Jahrhunderts und der Klassischen Moderne - sie waren teils verschimmelt, wie Monets "Waterloo Bridge" (1903). Ein Großteil waren Papierarbeiten, die in einem Schubladen-Schrank gestapelt waren.

Raubkunst? Nicht geklärt

Von einem Milliardenwert kann zwar keine Rede sein, wohl aber von einer Kollektion, die teilweise Museumsrang hat. Gurlitt, der 2014 starb, hat die Sammlung zur Überraschung vieler dem Kunstmuseum in Bern vermacht. Dort werden alle Werke nach den Ausstellungen hinkommen. Trotz mehrjähriger Forschung ist die zentrale Frage nicht geklärt, wie viel Raubkunst in der Sammlung von Cornelius Gurlitt enthalten ist.

Dafür mussten die Forscher die zwiespältige Verstrickung seines Vaters Hildebrand Gurlitt (1895-1956) in das Nazi-Regime aufarbeiten. Hildebrand Gurlitt, einer der Kunsthändler von Adolf Hitler, hatte die Sammlung unter teils nebulösen Umständen zusammengekauft. Aber Gurlitt hatte auch eine jüdische Großmutter und war Anfang der 30er Jahre selber Repressionen ausgesetzt.

Falsche Herkunftsnachweise konstruiert

Als Kunsthändler sollte Hildebrand Gurlitt die Werke der Avantgarde, die die Nazis 1937 als "entartete Kunst" diffamiert und beschlagnahmt hatten, für Devisen verkaufen. Dennoch ging er aus dem Entnazifizierungsverfahren als "Unbelasteter" hervor. Nach dem Krieg knüpfte Gurlitt fast nahtlos an seine einstige, von den Nazis unterbrochene Karriere als Museumsleiter an.

Seine von den US-Militärs beschlagnahmte Sammlung erhielt er zurück. Forscher fanden nun heraus, dass Gurlitt auch Kunstwerke von verfolgten jüdischen Sammlern erwarb und teils falsche Herkunftsnachweise konstruierte. Allein bei 200 von 255 Werken, die in Bonn gezeigt werden, besteht nach früheren Angaben der Kuratoren ein NS-Raubkunstverdacht.

Bern als Erbe - ein Rätsel

Warum Cornelius Gurlitt das Kunstmuseum als Erbe einsetzte, ist ein Rätsel. Eine Spur ist der Berner Kunsthändler Eberhard Kornfeld (94), der für Gurlitt in den 80er Jahren Werke versteigerte. Gurlitt sei mehrfach in Bern gewesen. Kornfeld glaubt, dass Gurlitt wegen des Wirbels um seine Sammlung sauer war. Für Bern ist die Sammlung ein schweres Erbe.

Fluch oder Segen? "Weder noch", sagt die Direktorin des Museums, Nina Zimmer. "Aber die Sammlung kommt mit einer großen Verantwortung, und wir versuchen, dem gerecht zu werden."

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