Grundstückseigner wollen nicht mehr mit der Stadt München sprechen

180 Grundstückseigner haben sich zusammen getan und wollen "unter dem Damoklesschwert der Enteignung" nicht mehr mit der Stadt reden.
von  Irene Kleber
Idyllisches Feldmoching – und außenrum Wohnblocks? Das fürchten die SEM-Gegner.
Idyllisches Feldmoching – und außenrum Wohnblocks? Das fürchten die SEM-Gegner. © AZ-Archiv

München – Der Ärger um die umstrittene "Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme" (SEM) für das Ackerland rund um Feldmoching reißt nicht ab. Seit die neue grün-rote Rathauskoalition diese Woche beschlossen hat, nun doch die Maßnahme einzuleiten, die notfalls auch Enteignungen erlaubt, damit auf den rund 900 Hektar Acker im Münchner Norden ein riesiges neues Stadtviertel entstehen kann, sind die betroffenen rund 450 Grundstückseigentümer in Rage.

Am Mittwoch haben sich 180 Betroffene in Feldmoching zusammengesetzt und einen Beschluss gefasst: "Wir legen die Gespräche mit der Stadt auf Eis", meldet die Initiative Heimatboden-Nord, in der sich viele Grundstückseigentümer organisiert haben. Man sei wütend, dass die Stadt das zugesagte "kooperative Stadtentwicklungsmodell" (Kosmo), das darauf setzt, dass Eigentümer freiwillig Land verkaufen, wieder ad acta gelegt hat – um nun wieder auf die SEM zurückzugreifen. "Wir hatten schon 2017 unsere Gesprächsbereitschaft außerhalb einer SEM-Maßnahme erklärt", sagt Sprecher Martin Zech auf AZ-Nachfrage – seine Familie bewirtschaftet in Feldmoching mit dem Zehentmeierhof einen Ackerbaubetrieb.

Jetzt sei die Stadt wortbrüchig geworden. Zech: "Unter dem Damoklesschwert der Enteignung sind wir nicht bereit, weiter zu reden, das wären keine Gespräche auf Augenhöhe."

Stadtregierung will Dialog aufrechterhalten

Grüne und SPD im Rathaus reagierten am Freitag durchaus irritiert. "Schade, aber nicht ganz überraschend", sagt Grünen-Co-Fraktionschefin Anna Hanusch. "Wir sind von Anfang an zur SEM gestanden, also auch nicht wortbrüchig geworden. Wir werden trotzdem die unterschiedlichen Gruppen weiter ansprechen." In welcher Form das passieren soll, dazu gebe es aber "noch kein Konzept". "Wenn die bisherigen Instrumente jetzt nicht mehr weiterverfolgt werden sollen, muss man neue Wege finden, um die Kommunikation wieder zu befördern", sagt SPD-Fraktionschef Christian Müller.

Bei der CSU ist man alarmiert: "Das war leider zu erwarten", sagt Fraktionschef Manuel Pretzl, "ohne die Kooperation der Eigentümer wird es in absehbarer Zeit dort keinen bezahlbaren Wohnungsbau geben – das hat jetzt Grün-Rot zu verantworten."

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