Grüne und Umweltschützer machen Front gegen SUV

Umweltschützer und Grüne machen Front gegen SUVs in München – die Wagen sollten "Platz machen". Die Wirtschaft bezeichnet die Vorwürfe als absurd.
von  Ralf Müller
Gewohnter Anblick: Luxusschlitten parken in der Maximilianstraße.
Gewohnter Anblick: Luxusschlitten parken in der Maximilianstraße. © imago stock&people

München - Alles andere als umwelt- und klimapolitisch korrekt gestaltet sich zur Zeit das Kaufverhalten der Autofahrer.

Erst kürzlich teilte BMW mit, dass man das große Geschäft dieser Tage mit SUVs (Sport Utility Vehicles) mache. Fast jeder zweite ausgelieferte BMW-Neuwagen gehört in die Kategorie der zu Luxusschlitten aufgewerteten Geländewagen. Im Juli lieferten die BMW-SUVs 45,9 Prozent des Gesamtumsatzes der Marke. Ohne die X-Modelle würde vermutlich nicht nur BMW rote Zahlen schreiben.

Deutsche SUVs für In- und Ausland

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), verantwortlich für Diesel-Fahrverbote in den Städten, macht jetzt gegen die großen Pkw mobil. Die Hersteller, sagt DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch, leisteten sich einen "absurden Wettbewerb um den größten längsten Monster-SUV". Tatsächlich haben in den vergangenen Jahren die süddeutschen Premium-Hersteller sogar noch aufgerüstet.

Allen Diskussionen um den Kohlendioxidausstoß und die Enge in deutschen Städten zum Trotz stellte Audi den "Q8" und BMW den "X7" auf die dicken Räder. Mercedes hält mit seinem ähnlich üppig dimensionierten "GL" dagegen. Insbesondere in den USA und China sei die Nachfrage an den automobilen Dickschiffen deutscher Provenienz enorm, so die Konzerne. Man produziere schließlich nicht nur für den deutschen Markt.

Aber auch in den begüterten Regionen Deutschlands stoßen die SUVs auf wachsende Gegenliebe. In der Nobelmeile Maximilianstraße zum Beispiel quetschen sich PS-starke Riesen dutzendweise in die viel zu engen Parkplätze. Kabarettist Gerhard Polt macht sich seit Längerem darüber lustig, dass die Kinder heute von der Mutter "im Suff (SUV)" zur Schule und zurück gekarrt würden.

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München: Strafmaßnahmen für SUVs?

Schon vor zwei Jahren dachten der grüne Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek und der Münchner Stadtrat Florian Roth über Strafmaßnahmen gegen die SUV auf den Straßen der Landeshauptstadt nach: etwa über Einfahrverbote für Fahrzeuge mit besonders lauten Motoren oder eine Verweigerung von Anwohner-Parkausweisen.

Zwischenzeitlich war es um Abwehrmaßnahmen gegen die dicken Geländewagen ruhiger geworden. Jetzt fordert Janecek, solche "Spritschlucker stärker zu besteuern und Käufer von E-Autos im Gegenzug zu entlasten". Elektrische SUVs wie der rund 80.000 Euro teure "e-tron" von Audi finden ebenfalls nicht den Beifall des Grünen-Politikers: "Auch Elektroautos brauchen strengere Vorgaben bezüglich Energieeffizienz und Gewicht."

Die hohe Quote der SUVs sei besonders auch in München "sehr problematisch", sagt der Grünen-Stadtrat Florian Roth, räumt aber ein, dass es "schwierig wäre, einen bestimmten Autotyp in Städten gar nicht mehr zuzulassen".

Stattdessen könnte man sich vorstellen, die Autos nach Größe und Abgasen verschieden zu belasten. Für Roth kämen höhere Gebühren für Parken und "höhere Jahresbeiträge für einen Anwohnerparkausweis" in Frage.

Ludwig Hartmann: Autos müssen Platz machen

"Manche Autos sind einfach zu fett für unsere Städte. Sie stehlen dem öffentlichen Raum die Lebensqualität und verpesten das Klima", sagt der Vorsitzende der Grünen im Landtag, Ludwig Hartmann, über SUVs. Die Mobilitätspolitik für die Ballungsräume müsse mehr Platz für breite und sichere Fahrradwege.

Laut Hartmann müssen alle Autos in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden: "Da der Platz in der Stadt begrenzt ist, ist es für uns unstrittig, dass das Auto Platz machen muss für die saubere Mobilität von morgen."

"Die Autoindustrie aufgrund von Kundenwünschen an den Pranger zu stellen, ist absurd", sagt hingegen der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Bertram Brossardt. Die Kritiker wollten den Verbraucher entmündigen. Das steht laut Brossardt weder der Umwelthilfe noch der Politik zu.

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