Grüne Direktkandidatin aus München-Ost: Wahl mit Nachwehen

Eigentlich hatte sich Vaniessa Rashid bei der Nominierung als Direktkandidatin der Grünen gegen Margarete Bause durchgesetzt. Doch die Wahl wurde intern in Zweifel gezogen - und angefochten.
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Vaniessa Rashid: Obwohl die Grünen sie am vergangenen Samstag als Direktkandidatin für den Bundestag im Münchner Osten nominiert hatten, obwohl sie Blumen entgegennahm und Glückwünsche empfing, musste sie noch eine Woche lang zittern.
Vaniessa Rashid: Obwohl die Grünen sie am vergangenen Samstag als Direktkandidatin für den Bundestag im Münchner Osten nominiert hatten, obwohl sie Blumen entgegennahm und Glückwünsche empfing, musste sie noch eine Woche lang zittern. © Grüne

München - Kämpfen zu müssen, sei schon immer ein Teil ihres Lebens gewesen, sagt Vaniessa Rashid. Als Kleinkind kämpfte sie sich mit ihren Eltern aus dem Nordirak nach Deutschland. Als junges Mädchen kämpfte sie sich aufs Gymnasium, obwohl ihr die Grundschullehrerin den Übertritt nicht zu getraut habe. Und nun mit 29 Jahren kämpfte sie gegen Widerstand aus ihrer eigenen Partei, den Grünen.

Hatte nur eine Stimme Vorsprung bei Wahl zur Direktkandidatin: Vaniessa Rashid

Denn obwohl die Grünen sie am vergangenen Samstag als Direktkandidatin für den Bundestag im Münchner Osten nominiert hatten, obwohl sie Blumen entgegennahm und Glückwünsche empfing, musste sie noch eine Woche lang zittern.

Bei der Nominierung hatte sich Vaniessa Rashid mit nur einer Stimme Vorsprung gegen Margarete Bause durchgesetzt, die als eine der prägendsten Grünen-Politikerinnen Bayerns gilt. Bause zog Mitte der achtziger Jahre erstmals in den bayerischen Landtag ein, 2017 wurde sie in den Bundestag gewählt. Dass ausgerechnet Vaniessa Rashid, die der breiten Öffentlichkeit unbekannt ist, sie in einer Abstimmung schlagen könnte, kam für viele überraschend.

Sie hätte "ihr Angebot" aufrecht erhalten, sagt Margarete Bause.
Sie hätte "ihr Angebot" aufrecht erhalten, sagt Margarete Bause. © picture alliance/dpa

Wahlvorgang musste überprüft werden: Bause erhält "ihr Angebot aufrecht"

Und offensichtlich hätte sich so mancher einen anderen Ausgang gewünscht. Denn kurz nach der Wahl wurden formale Fehler beanstandet - so dass der Münchner Parteivorstand das Kreisverwaltungsreferat einschaltete und darum bat, den Wahlvorgang zu überprüfen.

Bis Freitagnachmittag stand im Raum, dass die Grünen die Wahl möglicherweise wiederholen würden. Margarete Bause wäre dann noch einmal angetreten. "Ich habe gleich nach der Wahl gesagt, dass ich das Ergebnis akzeptiere", sagte sie der AZ. Doch auch bei einer zweiten Wahl möchte sie "ihr Angebot aufrecht" erhalten.

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Anders als Raphael Morasch, der bei der Aufstellungsversammlung ebenfalls kandidierte. "Ich würde auf keinen Fall noch einmal antreten. Schließlich haben wir schon gewählt", sagte er. "Alles andere würde unseren Anspruch an Demokratie untergraben." Denn alleine Formalitäten seien der Grund, warum der Ausgang der Wahl beanstandet wurde. Das Ergebnis selbst habe nie zur Debatte gestanden.

Wahlergebnis habe laut einiger Grünen nie zur Debatte gestanden

Tatsächlich ist der Fall komplex. Anscheinend ging aus der Wahlordnung, die die Partei als E-Mail-Anhang verschickte, nicht ganz klar hervor, ob eine absolute oder eine relative Mehrheit im zweiten Wahlgang genügt. Allerdings habe bei den Grünen immer die relative Mehrheit entschieden, sagt Raphael Morasch.

Und anscheinend sei bei der Wahl selbst der Vorgang korrekt erklärt worden. Das sagen auch andere, die bei der Wahl dabei waren. Ist Margarete Bause also eine schlechte Verliererin? "Es geht schließlich um eine Bundestagswahl. Da muss alles hieb- und stichfest sein", sagt Bause. Vaniessa Rashid jedenfalls kann nun mit dem nächsten Kampf beginnen - ihrer Kandidatur für den Bundestag.

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15 Kommentare
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  • Peppi am 21.03.2021 00:23 Uhr / Bewertung:

    Welche Mehrheit bei einem Wahlgang entscheidend ist, sollte man als Partei, die schon Jahrzehnte im Geschäft ist aber schon klar wissen. Wundert mich ansonsten geben sich die grünen doch auch schon sehr etabliert.

  • GüMik am 20.03.2021 16:48 Uhr / Bewertung:

    Waren es nicht einst die Grünen, die eine Ämterrochade für ihre Partei festgelegt hatten ? Einfach um Machtgier, Beratungsresistenz und Lobbyismus entgegenzuwirken. Da sind sie wohl weit von ihrem Weg abgekommen. Macht ist einfach einträglich. Insofern ist ihnen der Anpassungsprozess an den anderen Parteien gut gelungen.

  • aberdochsonicht2 am 20.03.2021 14:17 Uhr / Bewertung:

    "Aber vor allem in Stimmbezirken mit hohem Einkommen machten viele Bürger ihr Kreuz bei der Umweltpartei." (welt). Da ich nicht dazu gehöre, ist es mir gleichgültig, wem die Grünen aufstellen.

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