Grill- und Partyzone Isar - Die Bilanz eines Sommers

Die CSU-Fraktion im Rathaus wollte von der Stadt wissen, wie die letztjährige Isar-Saison ausgefallen ist. Wie viel Einsätze gab es, was waren die Gründe, was kostet das alles? Die Antwort der Stadt hält einige interessante Fakten parat.
von  Lukas Schauer
Full Moon Party an der Isar? Jetzt doch nicht, der Veranstalter hat die Feier verlegt.
Full Moon Party an der Isar? Jetzt doch nicht, der Veranstalter hat die Feier verlegt. © Petra Schramek

München - Es war ein heißer und relativ stabiler Sommer letztes Jahr. Und eine der Lieblingsbeschäftigungen des Münchners im Sommer ist das Grillen und Beisammen-Sein abends an der Isar. Dass da einiges an Müll anfällt, die Geruchsentwicklung mitunter extrem und der Lärmpegel oftmals (zu) hoch ist, gehört dazu.

Die Abgeordneten der CSU wollen sich nun für die diesjährige Saison wappnen und haben, um eventuelle Verbesserungen durchsetzen zu können, von der Stadt Einsicht in die "Bilanz des Grill- und Partysommers 2015" an der Isar gefordert. Die Stadt ließ sich für die Antwort Zeit - "wir bedanken uns für die gewährte Fristverlängerung" - und legte dann alles offen, was sie an Daten hat. Ein Überblick:

Zur Sicherung der innerstädtischen Isar-Strände setzt das Rathaus auf externe Sicherheitsdienstleister. In den Bereichen, in denen gegrillt werden darf (Gebiet zwischen der Brudermühl- und der Großhesseloherbrücke) patroullieren regelmäßig 4 Sicherheitskräfte. Maximal können dort zwölf Kräfte geordert werden.

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Im Bereich, in dem Grillen verboten ist (Gebiet zwischen der Brudermühlbrücke und der Praterinsel sowie den drei nördlich der Praterinsel liegenden Brücken bis zur Max-Joseph-Brücke) sind regelmäßig 2 Sicherheitskräfte im Einsatz. Maximal können dort 8 Kräfte geordert werden.

Weil der Sommer so schön war, schreibt die Stadt: "In diesem Jahr wurde der Dienst aufgrund des anhaltend schönen Wetters bereits ab Anfang Juli kalendertäglich in der maximalen Personalstärke bestellt. Das beauftragte Unternehmen konnte die geforderte Personalstärke jedoch nicht immer bereitstellen." 

 

Vergehen

 

Der Sicherheitsdienst meldete der städtischen Bußgeldstelle, die für Lärmbelästigung und Naturschutz zuständig ist, insgesamt 228 Vergehen. Es gab 82 Meldungen der Grünanlagenaufsicht/Naturschutzwacht. Außerdem sind 25 Fälle noch in Bearbeitung. Wirklich ahnden kann der Dienstleister Verstöße gegen die Grillauflagen oder den Lärmschutz selber nicht, er versucht die Betroffenen "zu sensibilisieren". Mehr als Bußgelder dürfen die Privaten nicht verhängen.  Zeigen die Übeltäter sich uneinsichtig, muss die Polizei hinzugezogen werden.

 

Polizei

 

Das Polizeipräsidium weiß genau, wie oft seine Beamten an die Isar ausrücken mussten: In den Sommermonaten vom 1.3. bis 1.10.2015 kam es zu 229 Einsätzen (2014: 246) im Bereich der südlichen Isarauen, bei denen insgesamt 128 Strafanzeigen und 13 Ordnungswidrigkeitenanzeigen aufgenommen wurden. Schwerpunkte waren dabei Körperverletzungsdelikte (43x), Diebstahlsdelikte (37x) und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (24x).

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Bezüglich der Lärmbelästigung teilt die Polizei mit: "Im fraglichen Zeitraum wurden 36 Einsätze (2014: 40) wegen Ruhestörung registriert. Diese waren fast ausschließlich auf überlaute Musik aus Lautsprecheranlagen zurückzuführen. Eine Häufung ist hier im Bereich der Reichenbachbrücke (15x) und des Flauchersteges (10x) erkennbar.“

 

Feuerwehr

 

Schwieriger wird es da schon bei den Feuerwehreinsätzen. "Eine Auswertung nach speziellen Isar-Sommereinsätzen bzw. speziellen Isar-Partyeinsätzen gibt es nicht. Im Zeitraum Mai bis Ende September 2015 war die Feuerwehr bei 46 Kleinfeuern (hauptsächlich brennender Papierkorb/Unrat) im Einsatz. Diese Einsätze waren alle im Bereich ‚Flauchersteg‘ und ‚Thalkirchner Brücke‘. Die Feuerwehr hatte gefühlt im Sommer 2015 nicht mehr Einsätze als in den vergangenen Jahren im gleichen Zeitraum", heißt es in der Antwort der Stadt.

 

Rettungsdienste

 

Und auch eine Statistik der Rettungsdienste gibt es nicht. Da es mehrere Rettungsorganisationen gibt, kann eine genaue Anzahl "nur mit sehr viel Mühe recherchiert" werden. Jedoch seien typische Einsätze "kleinere Schnittverletzungen, Kreislaufprobleme und Alkoholismus.“

Das BRK selber kann einige Zahlen liefern: insgesamt 93 Einsätze sei man gefahren, die Wasserwacht hatte 48 protokollierte Einsätze, davon "10 Schnittverletzungen durch Müll in/an der Isar, 9 Fahrradstürze, 8 Schnittverletzungen durch andere Sachen (z. B. Messer etc.), 7 sonstige Verletzungen (Angelhaken, Steinschlag, Alkohol), 4 Stürze zu Fuß, 4-mal Kreislaufkollaps, 4-mal Wespen-/Bienenstich und 2 Verbrennungen durch Grill“.

 

Müll

 

Bei den allabendlichen Grill-Orgien fällt natürlich eine Menge Müll an den Isarstränden an. 2015 musste die Stadt circa 150 Tonnen Müll beseitigen. Zum Vergleich: der durchschnittliche Münchner produziert ungefähr 325 Kilo Müll im Jahr.

Gekostet hat die Beseitigung ungefähr 240.000 Euro, also ungefähr 5000 Euro pro Woche. In der "nutzungsintensiven Zeit", so heißt es aus dem AWM, waren es etwa 10.000 Euro. Auch die Polizei hält das in ihrer Antwort fest: "Die Beamten stellten teilweise eine extreme Vermüllung nach den Wochenenden fest".

Was genau die CSU-Fraktion nun mit diesen Daten und Erkenntnissen anfängt, bleibt abzuwarten. Eins jedenfalls ist sicher - gegrillt wird an der Isar auch diesen Sommer wieder, denn sobald's abends einigermaßen warm ist, werden die Kiesbänke der Isar wieder in Beschlag genommen.

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