"Gesetzgebung am Rande der Willkür": München will Übernachtungssteuer einklagen

Oberbürgermeister Dieter Reiter fordert eine Übernachtungssteuer für München – die bayerische Staatsregierung wehrt sich bisher dagegen. Jetzt haben sich zwei weitere Städte der Forderung angeschlossen.
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Geht es nach der Stadt, soll es für Touristen bald eine Übernachtungssteuer in München geben.
Geht es nach der Stadt, soll es für Touristen bald eine Übernachtungssteuer in München geben. © imagoimages/aal.photo

München - München klagt gegen den Freistaat, weil dieser die Übernachtungsteuer verboten hat. München ist dabei nicht alleine: Auch die Städte Bamberg und Günzburg haben sich der Klage vor dem Bayerischen Verfassungsgerichtshof angeschlossen. So geht es aus einer Mitteilung der Stadt hervor.

Bettensteuer könnte München 60 Millionen im Jahr einbringen

Anfang des Jahres wollte die Stadt eine neue Abgabe einführen, die Touristen auf ihren Übernachtungspreis zahlen sollten. Doch der Freistaat kassierte die Idee, indem er das Kommunalabgabengesetz änderte und darin eine Übernachtungssteuer ausschloss. Die Enttäuschung im Münchner Rathaus war danach groß. Schließlich hatte sich Kämmerer Christoph Frey Einnahmen von bis zu 60 Millionen Euro pro Jahr erhofft.

"Diesen schwerwiegenden Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung werden wir so nicht hinnehmen. Der Freistaat verwehrt uns damit dringend benötigte Einnahmen", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Sein Kämmerer Christoph Frey kritisiert, dass der Freistaat bisher noch nicht erklärt habe, warum er die Bettensteuer verbot. "Das ist Gesetzgebung am Rande der Willkür", findet Frey.

Bettensteuer: Kein Rückgang der Tourismuszahlen zu erwarten

Auch die beiden anderen klagenden Kommunen sehen im Verbot einen schwerwiegenden und unzulässigen Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung. Der Bayerische Städtetag hatte sich ebenfalls gegen das Verbot ausgesprochen.

In ihrer Klagebegründung machen die Kommunen zudem deutlich, dass nicht mit einem Rückgang des Tourismus in ihren Regionen zu rechnen sei. Der Freistaat hatte das als Argument für ein Verbot angeführt. Aus Sicht der Kommunen jedoch ohne konkrete Belege.

Ein derart schwerwiegender Eingriff dürfe nicht auf "einem Bauchgefühl des Gesetzgebers beruhen", heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Und weiter: "Eine Reduzierung des Tourismusaufkommens durch die Einführung einer Übernachtungssteuer läge schließlich auch gar nicht im Interesse der Kommunen."

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Klage vor Bayerischem Verwaltungsgerichtshof ruht

Die Popularklage vor dem Bayerischen Verfassungsgerichtshof ist bereits die zweite Klage, die die Stadt gegen das Verbot der Bettensteuer einreicht. Bereits im Mai hatte die Stadt vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof geklagt.

Wie ein Sprecher der Kämmerei mitteilt, ruht diese Klage aber gerade. Die Stadt habe diese Klage nur deshalb bereits im Mai eingereicht, um eine Frist zu wahren und sie wieder aufnehmen zu können, falls die Klage vor dem Verfassungsgerichtshof scheitert.

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10 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Witwe Bolte am 17.08.2023 07:08 Uhr / Bewertung:

    Müssen dann Nancys Gäste & innen auch Übernachtungssteuer zahlen, wenn sie in Hotels wohnen, z.B. im Regent am Hbf.? 🤔

  • Der wahre tscharlie am 16.08.2023 18:27 Uhr / Bewertung:

    "Diesen schwerwiegenden Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung werden wir so nicht hinnehmen. Der Freistaat verwehrt uns damit dringend benötigte Einnahmen", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Sein Kämmerer Christoph Frey kritisiert, dass der Freistaat bisher noch nicht erklärt habe, warum er die Bettensteuer verbot. "Das ist Gesetzgebung am Rande der Willkür", findet Frey.

    Genau so sehe ich das auch. Erstaunlich auch, mit welcher Geschwindigkeit das Gesetz geändert wurde.

  • Politikverdrossen am 16.08.2023 16:57 Uhr / Bewertung:

    Lernt endlich mit den Steuergeldern vernünftig und sparsam umzugehen, dann braucht es keine solchen "Zusatzsteuern"! Interessant wäre überhaupt die Begründung für solch ein hanebüchenes Vorhaben. Und hoffentlich hauen Euch die Gerichte das Urteil, wo der Freistaat recht bekommt, um die Ohren. Auch noch Steuergelder für solche Prozesse raushauen. Aber man kann ja irgendwelche Gebühren erfinden oder zumindest erhöhen, damit man weiterhin die Gelder für eine Verschlechterung der Infrastruktur raushauen kann.

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