Gescheitert: Kioske an Münchner U-Bahnsteigen sind wieder weg

Eigentlich sollten die Glaskästen an vielen Stationen kommen. Nun ist nach einer Testphase Schluss mit dem Angebot. Aber warum?
von  Katrin Kastenmeier
Ein Cuccis-Kiosk am Odeonsplatz. Die Münchner müssen künftig auf das Angebot verzichten.
Ein Cuccis-Kiosk am Odeonsplatz. Die Münchner müssen künftig auf das Angebot verzichten. © AZ-Archiv, Petra Schramek

München - Vor dem Sprung in die abfahrbereite U-Bahn noch kurz einen Kaffee oder eine Semmel holen – das ging in den vergangenen Jahren auf den Bahnsteigen mehrerer Münchner U-Bahnhöfe.

Jetzt sind die verglasten Kioske der Firma Cuccis plötzlich weg. Am Rotkreuzplatz steht er noch, ist aber umgeben von Bauzäunen, auf einem Zettel steht, hier werde "momentan der Kiosk entfernt". Am Bahnsteig am Ostbahnhof hingegen erinnert nichts mehr daran, dass hier vor Kurzem noch ein Standl war.

Die MVG verlängert die Verträge nicht

Seit 2013 hatte es das Angebot gegeben. Der erste Verkaufsstand eröffnete auf dem Bahnsteig der U3 und U6 am Odeonsplatz. Kurz darauf folgten die beiden weiteren Standpunkte Ostbahnhof und Rotkreuzplatz. Nach sechs Jahren sind nun die Pachtverträge ausgelaufen – und sollen seitens der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) nicht weiter verlängert werden, wie eine Sprecherin auf AZ-Nachfrage bestätigt.

Das Pilotprojekt der MVG sollte vor allem den Kundenservice und die Aufenthaltsqualität in der U-Bahn verbessern, um so Hektik und potenziellen Aggressionen unter Fahrgästen entgegenzuwirken. Das Personal sollte auch für Sicherheit sorgen. Jeder Kiosk hatte einen Notrufknopf, den die Verkäufer bei Bedarf betätigen konnten.

Kritik an Kiosken

Martin Marino von der Aktion Münchner Fahrgäste findet die gläsernen Verkaufspavillons an Verkehrsknotenpunkten jedoch schon länger problematisch. Ein Kiosk direkt am Bahnsteig nehme schlichtweg zu viel Platz ein. "Gerade bei Stoßzeiten stellt das beispielsweise eine Behinderung der Fluchtwege dar", kritisiert Marino.

Auch die hygienischen Möglichkeiten seien nicht optimal gelöst worden. Hier fehle die Option sich die Hände zu waschen, oder beim raschen Umsteigen die eigene Wasserflasche auffüllen zu können. "Nichtsdestotrotz haben viele Fahrgäste den Kiosk jeden Tag in Anspruch genommen und sehr geschätzt ", so Marino.

Brandschutz als Kündigungsgrund

Aber warum werden die Standl dann überhaupt dichtgemacht? Auf Nachfrage der AZ begründet eine Sprecherin der Stadtwerke die Entscheidung mit der Brandgefahr im U-Bahn-Bereich. Die Technische Aufsichtsbehörde habe geraten, die auslaufenden Pachtverträge mit Cuccis nicht weiter zu verlängern.

Beim Brandschutz sei an den Bahnsteigen noch höhere Vorsicht geboten als in den Sperrengeschossen (wo es weiter Kioske gibt), so die Sprecherin. "Vor allem beim Einsatz von Kaffeemaschinen und der damit verbundenen erhöhten Wärmebelastung wollen wir kein Risiko mehr eingehen."

Klingt nicht, als würde es bald neue Standorte geben. Für einen frischen Kaffee müssen wartende U-Bahn-Fahrgäste also wieder die Rolltreppe nehmen.

Lesen Sie hier: Brand in U-Bahn - 100 Fahrgäste müssen durch Tunnel

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