Geisterradler-Opfer wird nie mehr gesund!

Orhan S. (74) liegt seit fast zwei Wochen mit einer Hirnblutung im Koma. Laut den Ärzten wird er bleibende Hirnschäden davontragen.
Thomas Gautier |
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Radl-Opfer Orhan S. (74). Vor der Hansastraße 24 wurde der Rentner von einem Geister-Radler gerammt.
Katharina Alt, privat Radl-Opfer Orhan S. (74). Vor der Hansastraße 24 wurde der Rentner von einem Geister-Radler gerammt.

Orhan S. (74) liegt seit fast zwei Wochen mit einer Hirnblutung im Koma. Laut den Ärzten wird er bleibende Hirnschäden davontragen. Wie schwer die sind, hängt von zwei Hauptfaktoren ab.

MÜNCHEN - Cenk S. hofft täglich, dass sein Vater aufwacht – und fürchtet sich gleichzeitig davor. Orhan S. könnte nicht mehr derselbe sein. Seit fast zwei Wochen liegt Orhan S. (74) im Koma. Ein Geisterradler hatte ihn am 30. Mai auf der Hansastraße angefahren. Seitdem liegt der frühere Grundschullehrer aus dem Westend mit Hirnblutung im Klinikum rechts der Isar – er schwebt immer noch in Lebensgefahr.

Die Ärzte operierten Orhan S. Ende der vergangenen Woche zweimal – mit einigem Erfolg. Sie konnten den Druck im Gehirn senken und stabil halten, sagt Cenk S.
Trotzdem quält die Familie eine furchtbare Diagnose: Orhan S. wird nie mehr gesund. „Die Oberärzte haben uns gesagt: Sollte unser Vater aufwachen, dann zu 99 Prozent mit Hirnschäden – in einem Maße, das wir heute noch nicht abschätzen können“, sagt Cenk S.

Hirnblutungen sind prinzipiell eine sehr schwere Verletzung. Schon 60 Milliliter Blut sind viel, sagt die Oberärztin in der Neurologie am Klinikum rechts der Isar, Silke Wunderlich. Wie viel Schaden eine Hirnblutung anrichtet, hängt von zwei Haupt-Faktoren ab:

Die Menge des Blutes: „Je größer die Blutung, umso größer die Schäden“, sagt Wunderlich. „Wir sprechen hier von Mengen von 30 bis 60 Millilitern“. Tritt Blut aus, erhöht sich das Volumen im Gehirn. Der Druck steigt. Das presst das Hirn im Kopf nach unten. „Das kann den Hirnstamm abdrücken, ihn beschädigen oder zum akuten Tod führen“, sagt Wunderlich.

Der Hirnstamm steuert die Basis-Funktionen des Körpers – etwa Motorik, Atem- und Kreislaufsteuerung oder den Wachheitszustand.

Die Lage der Blutung ist deshalb ebenso wichtig: Liegt sie um oder am Rand des Gehirns oder am Kleinhirn, sind die Chancen besser. Diese Regionen steuern keine lebenswichtigen Funktionen. Und: Die Ärzte können dort leichter operieren. Blutet es aber am Hirnstamm, würde eine OP zu viel gesundes Gewebe zerstören, sagt Wunderlich.

Ob Orhan S. wieder aufwacht, hängt von diesen Faktoren ab. Je länger er im Koma verweilt, desto ungünstiger ist es, so Wunderlich. Nach einer Woche hätten Patienten „eine gewisse Chance.“
Bei größeren Blutungen müsse man aber mit Schäden rechnen. „Und die sind unumkehrbar.“

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