"Geht um Leben und Tod": Großstreiktag an den Unikliniken in München
München - Es wird laut am Dienstag am Odeonsplatz, die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kündigt einen Großstreik an (der sich teils auch in den Mittwoch hinein zieht). Ab 10.30 Uhr wollen sich Tausende Beschäftigte des Freistaats Bayern vor der Feldherrnhalle versammeln, um für mehr Gehalt zu kämpfen – denn ihre Löhne liegen teils deutlich unter dem, was Kollegen in vergleichbaren Häusern bei Städten und Gemeinden verdienen. Der Demozug marschiert zunächst durchs Univiertel und kehrt bis 12 Uhr zurück. Dann startet die Großkundgebung am Odeonsplatz.
Ihrem Frust Luft machen vor allem Beschäftigte der Münchner Universitätskliniken (Großhadern, Innenstadt, Rechts der Isar und Herzzentrum), aber auch von Staatstheatern, Hochschulen, Archiven, Museen, Jugendeinrichtungen und aus bayerischen Behörden. Verdi fordert 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 500 Euro, Azubis sollen 200 Euro mehr bekommen. Am Donnerstag steht die nächste Verhandlungsrunde mit dem Freistaat an. Kurzfristig angeschlossen haben sich auch Mitarbeiter im Einzel- und Großhandel (Edeka, Rewe, Lidl, Ikea, Zara und H & M), für sie laufen die Tarifverhandlungen schon seit sieben Monaten.
Großer Frust bei Beschäftigten im Uniklinikum München: Hohe Streikbereitschaft erwartet
Gerade im Klinikum der Münchner LMU mit rund 10.000 Mitarbeitern sei der Frust groß – und die Streikbereitschaft, heißt es bei der Gewerkschaft. Mit Uniklinik-Kolleginnen und Kollegen aus ganz Bayern haben sie für die Verdi-Petition "Gebraucht, beklatscht, aber bestimmt nicht weiter so" 8349 Unterschriften gesammelt, mit denen sie höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen fordern.
"Ich habe meine Passion gefunden, ich leiste enorm gute Arbeit, ich brenne für meinen Job", erklärte etwa die Arzthelferin Iris Freytag (30) bei einer Versammlung am Freitag im Hansahaus, "aber ich will nicht mehr für den Job verbrennen." Sie ist seit zehn Jahren im Beruf, arbeitet seit fünf Jahren im Herzkatheterlabor der LMU, Vollzeit, auch nachts, im Schichtdienst, für brutto rund 3200 Euro. "Da geht es um Leben und Tod, aber ich kann von meinem Einkommen nicht alle Rechnungen bezahlen."

Ähnlich seien die Freistaats-Gehälter in der Krankenpflege oder der Ergotherapie. Eine Pflegerin, ist bei der Versammlung zu hören, gehe mit brutto 3400 Euro heim, inklusive aller Zulagen. Und ein Sterilisationsassistent, ohne den nicht operiert werden kann, müsse sogar mit 2300 Euro brutto in Vollzeit auskommen.
Kranken- und OP-Schwestern im Ausstand: Diese Einschränkungen kommen auf Patienten in München zu
Dass übrigens niemand aus dem bayerischen Kabinett Zeit finden wollte, diesen riesigen Stapel Unterschriften am Freitag persönlich entgegenzunehmen, bringt die Uniklinik-Mitarbeiter doppelt auf. Stellvertretend nahmen am Freitag die Landtagsabgeordneten Ruth Waldmann (SPD) und Florian Siekmann (Grüne) den Papierstapel mit - und versprachen Unterstützung.

Auf Patienten in München kommen nun am Dienstag und Mittwoch einige Einschränkungen zu: In den LMU-Kliniken am Standort Großhadern und Innenstadt bestreiken Kranken- und OP-Schwestern, Pfleger, Hol- und Bringdienste, Essensausfahrer, Physiotherapeuten und andere alle Arbeitsschichten.
Vier Stationen (wie in der Psychiatrie und der Herzchirurgie) werden geschlossen sein. Auch 30 von 40 Operationssälen können nicht in Betrieb genommen werden. "Das heißt, dass für diese Tage geplante Operationen verschoben und auch keine neuen Patienten aufgenommen werden", heißt es bei Verdi. Selbstverständlich laufe ein Notdienst, "es werden keine Patienten in Gefahr gebracht". Am Mittwoch wollen sich rund 400 Streikende in der Pfarrkirche St. Rupert im Westend versammeln.