Gegen Raser vor Münchner Schulen: "Berliner Kissen" soll Kinder schützen
München - Sie sind rot, aus Recycling-Gummi und mit reflektierenden Dreiecken bedruckt: Bremsschwellen mit dem Namen "Berliner Kissen" - in München gibt es sie noch nicht.
Mit 6,5 Zentimetern Höhe sind sie für Autofahrer laut Herstellerangabe auf dem Asphalt "gut sichtbar". Außerdem nehmen sie auf der Straße eine Größe von drei Meter mal 1,80 Meter ein.
Stadtviertel-Politiker fordern "Berliner Kissen" vor Schulen
Lokalpolitiker aus der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt haben von der Stadtverwaltung jetzt ein Münchner Pilotprojekt gefordert. Es soll die Sicherheit von Schülern im dichten Verkehr im Viertel erhöhen.
Der konkrete Plan: Vor der Stielerschule am Bavariaring 39 möchten die Stadtviertel-Politiker mobile "Berliner Kissen" als Bremsschwelle in zwei Fahrtrichtungen ausprobieren.
Raser-Problem am Bavariaring
Zwischen März und November sollen zwei solcher Geschwindigkeitshemmer das Tempo der Autofahrer zusätzlich drosseln. Das Problem nämlich ist: Am Bavariaring an der Theresienwiese gilt Tempo 30. Doch viele Autofahrer halten sich nicht daran.
Benoit Blaser, BA-Chef der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, hat selbst beobachtet: "Oft fahren die Leute am Ring schneller. Gerade weil in der Lindwurmstraße häufig Stau ist." Es gibt zwar eine Ampel (nur tagsüber aktiv), aber die Stielerstraße ist eine Fahrradstraße. "Daher ist es für die Sicherheit von querenden Kindern, Jugendlichen und Radlern so wichtig, dass die Autos Tempo 30 halten", sagt der Lokalpolitiker von den Grünen.

Blaser kennt die "Berliner Kissen", diese modernen Temposchwellen aus Kunststoff, übrigens aus Frankreich. Auch in Großbritannien und Kanada sind Kunststoff-Bremsschwellen üblich.
Hersteller bezeichnet Kissen als "geräuscharm, schalldämpfend und anwohnerfreundlich"
Einige Vorteile des "Berliner Kissens" gegenüber festen Erhöhungen als Schwelle sind diese: Radler können das flache Hindernis seitlich umfahren. Rettungsfahrzeuge, die eine deutlich breitere Spurweite als Autos haben, werden in ihrem Tempo beim Notfalleinsatz nicht behindert. Die tragbaren Brems-Module können im Winter leicht weggeräumt werden. Somit hätten Schneeräumfahrzeuge auf dem Bavariaring weiter freie Fahrt.
Als "weich" wird ihr Material beschrieben. Dadurch sei es "geräuscharm, schalldämpfend und anwohnerfreundlich", wirbt ein Hersteller.
"Alle Kinder im Viertel sollen sich auf ihrem Schulweg sicher bewegen."
Interessant zu wissen: Von der polizeilichen Unfallstatistik allein lässt sich nicht auf eine Gefährdung der Grundschüler aus der Stielerschule durch den Autoverkehr schließen. "An Orten, wo es gefährlich ist, sehen Sie aber auch weniger Kinder allein. Dort bringen Eltern ihre Kinder möglichst in die Schule und holen sie ab. So passiert dann auch weniger", erklärt Claudia Lowitz (Grüne/Rosa Liste) die aktuelle Situation. Sie ist Vorsitzende des Unterausschusses Öffentlicher Raum/Mobilität. Ihr Ziel: "Alle Kinder im Viertel sollen sich auf ihrem Schulweg sicher bewegen."
Die Stadtteil-Politiker sind überzeugt: Die modernen roten Rampen sind optimal für eine effektive Verkehrsberuhigung in Tempo-30-Zonen, die nicht funktionieren. Bei der Sitzung am Dienstag haben sie zu dem Pilotversuch verlangt, dass Geschwindigkeits-Messgeräte vor dieser Grundschule in der Ludwigsvorstadt die Wirksamkeit der "Berliner Kissen" überprüfen.
Ortskundige Lokalpolitiker wie Claudia Lowitz merken täglich: "Wo die Straßen relativ breit sind, wird Tempo 30 umgangen. Und die Polizei blitzt zu wenig. Das ist leider ein Problem."