Geflüchteten-Andrang im Münchner Wohnungsamt: "Explosionsartiger Anstieg"
München - Seit drei Stunden stehen sie nun schon draußen in der Kälte: Iryna (41) und ihre beiden Kinder Slavic (17) und Nazar (7) warten darauf, im Amt für Wohnen und Migration in der Werinherstraße 89 einen Antrag auf Unterstützungsleistung stellen zu können. Ob sie heute noch drankommen? Sie wissen es nicht.
Am Montag musste die Polizei zeitweise den Verkehr regeln
In den vergangenen Tagen haben Hunderte Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine stundenlang in Giesing im Freien angestanden. Trotzdem mussten viele unverrichteter Dinge wieder gehen.

Die Mitarbeiter im Amt waren den Menschenmengen nicht gewachsen. Am Montag war die Schlange so lang, dass die Polizei Absperrungen aufbauen und zeitweise den Verkehr regeln musste.
Die Menschen möchten wie Iryna Bargeldauszahlungen beantragen - oder sie brauchen einen Krankenschein, um damit zum Arzt gehen zu können. Laut Asylbewerberleistungsgesetz erhalten Geflüchtete einen Geldbetrag für den täglichen notwendigen Bedarf. Die Summe richtet sich nach dem Alter und der Art der Unterbringung.
Neue Strukturen sollen spätestens ab Donnerstag stehen
So stehen einem Kind bis fünf Jahre im Monat 249 Euro zu, einem Erwachsenen in einer Sammelunterkunft 330 Euro. Alleinstehende Erwachsene, die in einer Wohnung wohnen, erhalten 367 Euro.
Das Sozialreferat hat am Dienstag auf den Andrang reagiert und Maßnahmen ergriffen: So wurde das Personal aufgestockt. Neue Strukturen sollen spätestens ab Donnerstag stehen. So sollen die Flüchtlinge künftig aus den Unterkünften per Bus zum Amt gebracht werden, "sobald eine Bearbeitung möglich ist", teilte Sozialreferentin Dorothee Schiwy (SPD) mit. "Außerdem stellen wir sicher, dass Menschen, die akut einen Krankenschein benötigen, und ältere Menschen vorgezogen werden."
900 Anträge an einem Tag - davor waren es 50 pro Woche
Flüchtlinge, die privat untergebracht sind, sollen sich künftig direkt an die Sozialbürgerhäuser wenden können. Normalerweise habe das Amt pro Woche im Schnitt 50 Anträge zum Asylbewerberleistungsgesetz zu bearbeiten, allein am Montag seien es 900 gewesen.
Dorothee Schiwy: "Uns ist bewusst, dass die Situation vor Ort schwierig ist, bitten jedoch auch um Verständnis, dass dieser explosionsartige Anstieg von Anträgen nicht aus dem Stand zu bewältigen ist."