Gedenken an Attentat und Demo am Münchner OEZ: "Ein schmerzhafter Tag"

Am Samstag jährt sich das rechtsextreme Attentat am Olympiaeinkaufszentrum in München mit neun Mordopfern. Die Initiative von sieben Angehörigenfamilien hat einiges erreicht.
Nina Job
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An die Opfer des rassistischen Attentats erinnert seit 2017 das Denkmal "Für Euch" an der Hanauer Straße 77. Hier findet am Samstag die Gedenkveranstaltung statt.
An die Opfer des rassistischen Attentats erinnert seit 2017 das Denkmal "Für Euch" an der Hanauer Straße 77. Hier findet am Samstag die Gedenkveranstaltung statt. © S. Adam/imago

München - Am Samstag, 22. Juli, jährt sich das rassistische Attentat am Olympiaeinkaufszentrum (OEZ) zum siebten Mal. Am Denkmal "Für Euch" in der Hanauer Straße wird wieder eine Gedenkveranstaltung stattfinden, bei der Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sprechen wird. Aus Berlin kommt zudem die parlamentarische Staatssekretärin des Bundesinnenministeriums Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD). Im Zentrum werden aber die Angehörigen der Opfer stehen, sie werden den Tag maßgeblich gestalten.

Acht junge Menschen und eine Mutter wurden am 22. Juli 2016 von dem damals 18-jährigen David S. am OEZ in Moosach erschossen: Armela Segashi, Can Leyla, Dijamant Zabërgja, Guiliano Kollmann, Hüseyin Dayicik, Roberto Rafael, Sabina S., Selçuk Kiliç und Sevda Dag.

Gedenken an die Opfer des rassistischen Attentats am OEZ

Inzwischen gilt das Verbrechen offiziell als rassistisches Attentat. Vom Landeskriminalamt (LKA) war es zunächst als unpolitischer Amoklauf eingeordnet worden. Für ein rechtsextremistisches Motiv hatte aber schon früh vieles gesprochen: David S. hatte sein rechtsextremes Gedankengut in einem "Manifest" hinterlassen. Er verehrte "Arier" und verachtete Ausländer. Alle neun Menschen, die er im Mc Donalds an der Hanauer Straße und am OEZ erschoss, hatten einen Migrationshintergrund.

Und David S. wählte den fünften Jahrestag des Massenmords von Rechtsterroristen Anders Behring Breivik in Oslo und auf der Insel Utøyan für sein eigenes, grausames Vorhaben. Doch offensichtlich tat sich das Landeskriminalamt schwer damit, da S. als Kind iranischer Eltern selbst einen Migrationshintergrund hatte.

Angehörigen gründen Initiative "München erinnern!"

Hinterbliebene wie der Vater und die Großmutter des ermordeten Guiliano Kollmann († 19) mahnen immer wieder, dass der rechtsextremistische Anschlag 2016 in München nicht in Vergessenheit geraten darf.

Die Kollmanns und sechs weitere Familien haben mit Unterstützern eine Initiative gegründet, die sich "München erinnern!" nennt. Im Januar hatte die Stadt der Initiative im Rathaus einen Raum in der Ladenzeile kostenlos zur Verfügung gestellt. Hier, mitten in der Stadt, machen sie auch auf das rechtsextremistische Motiv aufmerksam.

Im McDonald's an der Hanauer Straße wurden am 22. Juli 2016 fünf Jugendliche erschossen. Nach einem Komplett-Umbau wurde die Filiale 2018 wiedereröffnet. Während der Gedenkveranstaltung schließt die Filiale.
Im McDonald's an der Hanauer Straße wurden am 22. Juli 2016 fünf Jugendliche erschossen. Nach einem Komplett-Umbau wurde die Filiale 2018 wiedereröffnet. Während der Gedenkveranstaltung schließt die Filiale. © lma

Die Nutzung dieses Raums ist zeitlich begrenzt, doch die Stadt will der Initiative offenbar bald einen anderen anbieten. Ein Sprecher der Stadt teilte der AZ am Donnerstag mit, dass man zuversichtlich sei, bald eine geeignete Lösung für einen neuen Raum zu finden. Die Familien wünschen sich einen in Moosach, jedoch nicht zu nah am Tatort. Bis heute fällt es vielen extrem schwer, dort hinzugehen.

Auch dem Wunsch der Hinterbliebenen nach "Ehrengräbern" hat sich die Stadt angenommen. Ein Ehrengrab ist ausschließlich Honoratioren vorbehalten, doch nun ist geplant, für die Opfer des rechtsextremen Attentats eine neue Grab-Art zu schaffen: Ein "Gedenkgrab", das auf Kosten der Stadt gepflegt wird. Die Hinterbliebenen wünschen sich zudem Gedenktafeln an allen Gräbern, auch an denen im Ausland.

Straßenkreuzung am Olympiaeinkaufszentrum soll umbenannt werden

Ein weiteres Zeichen, das auch die Stadtoberen nicht wollen, dass das Attentat am OEZ in Vergessenheit gerät, ist die geplante Benennung einer Straßenkreuzung. Nach Auskunft eines Stadtsprechers wurden der Initiative bereits Vorschläge unterbreitet.

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Am Samstag wird neben dem offiziellen Gedenken erstmals eine Demonstration stattfinden, sie steht unter dem Motto: "Erinnern heißt sich verbinden." Beginn ist um 14.30 Uhr in der Großbeerenstraße am Moosacher Bahnhof. Dort werden Mitglieder von Initiativen sprechen, die sich für Opfer rechter Gewalt engagieren.

Die Teilnehmer laufen anschließend zum OEZ, wo um 17 Uhr am Denkmal "Für Euch" die offizielle Gedenkveranstaltung beginnt. Eine Sprecherin der Initiative zur AZ: "Wir wünschen uns, dass sich die Münchner solidarisch zeigen und die Hinterbliebenen an diesem schmerzhaften Tag nicht alleine lassen."

Gedenken ans Attentat am OEZ: McDonald's schließt während der Veranstaltung

Während des Gedenkens am OEZ wird der McDonald's in der Hanauer Straße für etwa zweieinhalb Stunden schließen. In dem Schnellimbiss waren am 22. Juli 2016 fünf der neun Opfer erschossen worden. Die Hanauer Straße wird ab 11 Uhr und bis voraussichtlich 23.30 Uhr großräumig für den Autoverkehr gesperrt.

Die Gedenkveranstaltung wird ab 17 Uhr per Livestream übertragen: 

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8 Kommentare
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  • eule75 am 22.07.2023 19:28 Uhr / Bewertung:

    Diese Forderungen sind übertrieben und haben einen unguten Beigeschmack!

  • Steirerbluat am 22.07.2023 18:02 Uhr / Bewertung:

    Nein Tscharlie, wird es auch nicht, denn auch nächstes Jahr wird die AZ gebührend daran erinnern, und die Angehörigen neues fordern.
    Jetzt soll auch noch eine Strassenkreuzung umbenannt werden(?)
    Das Attentat war schlimm genug, aber irgendwann muss mal wieder gut sein.

  • Der wahre tscharlie am 23.07.2023 14:26 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Steirerbluat

    Tut mir leid, aber meine Wahrnehmung ist eine Andere.
    ERINNERN an dieses Attentat tun in erster Linie die Opferfamilien, die Kinder und Angehörige verloren haben. Die AZ BERICHTET nur darüber.

    Und warum soll nicht eine Strassenkreuzung an diesen Anschlag erinnern? Der Anschlag sollte nicht in Vergessenheit geraten.

    Und zu deinem zweiten Halbsatz, ".....aber irgendwann muss mal wieder gut sein.".....Solange es Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus gibt, und gefühlt in den letzten Jahren immer stärker werden, wird es niemals "gut sein".

    Und es war eine starke Veranstaltung, starke klare Reden, besonders die emotionalen Reden der Angehörigen.

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