Gasteig: Der Durchbruch aufs Dach

Diese Geschichte war der Abendzeitung-Aprilscherz 2017
Gasteig-Umbau: Kein Ersatzquartier mehr nötig! Architekt Stephan Braunfels kombiniert Elbphilharmonie und ein Schlingensief-Projekt!
München - Architekt Stephan Braunfels stahlt: "Im Schnellverfahren haben wir uns geeinigt: der Stadtrat, die Gasteig GmbH und natürlich ich!" Die quälende Frage, wo ab 2020 während der Umbauphase des Gasteigs Konzerte stattfinden werden, hat ein Ende: Auf dem Gasteig! „Wir haben die Sache einfach von den Füßen auf den Kopf gestellt! Das Ausweichquartier setzten wir aufs Dach!“, sagt der Stararchitekt, der für München schon die Pinakothek der Moderne entworfen hat.
Und Braunfels - bekannt als Global Player und guter Teamplayer - ist mit dem neuen Entwurf ein echter Coup geglückt: Er kann den Neid der Münchner auf Hamburgs Elbphilharmonie lindern und auch noch die Neugier auf ein afrikanisches Projekt des 2010 verstorbenen Künstlers Christoph Schlingensief aufgreifen. Im Gegenzug verzichtet Braunfels auf rechtliche Schritte gegen die Vergabekammer des Staatlichen Bauamts wegen des Neubaus im Werksviertel.
Zwar favorisierte FDP-Stadtrat Wolfgang Heubisch bis zuletzt eine Bierzeltlösung als Ausweichquartier. Aber über alle Fraktionen hinweg entschied sich am Freitag der Stadtrat für die geschwungene Rolltreppe (Entwurf Herzog & de Meuron) aus der Elbphilharmonie als Zubringer zum Übergangskonzertsaal auf dem Dach sowie für den Entwurf von Diébédo Francis Kérédes aus Burkina Faso für das dortige Operndorf von Schlingensief.
Einwände von Statikern "übertrieben"
Wirtschaftsreferent und Kultur-Bürgermeister Josef Schmid ist auch mit diesem Aspekt zufrieden: "So kann München als offene Weltstadt mit Herz auf der Baustelle ab Sommer auch auf die Erfahrungen vieler Flüchtlinge aus Schwarzafrika zurückgreifen, vor allem was die besonderen Baumaterialien betrifft." Einwände von Statikern, das Dach des Gasteig würde selbst die Leichtbauweise aus dem Afrika-Projekt nicht tragen, hält Gasteig-Chef Max Wagner für übertrieben: „Wenn man eine Elbphilharmonie auf einen Backsteinspeicher setzten kann, dann doch erst recht eine solch filigrane Komposition auf einen Ziegel-Bunker wie unseren Gasteig!“
Auch der international bekannte Konzertsaal-Akustiker Yasuhisa Toyota sieht kein Problem: „Der Schall kann in diesem Rundbau wunderbar von allen Seiten zurückstrahlen!“ Zweifel des Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev, der Baulärm beim Entkernen des Gasteigs würde den Musikgenuss auf dem Dach ruinieren, wischt OB Dieter Reiter weg: „Die Philharmonie im Gasteig litt anfangs auch unter S-Bahngeräuschen und man hat das dann in den Griff bekommen.“
Schon im Sommer kann mit dem Bau begonnen werden
Der musica-viva-Chef Winrich Hopp sieht im Baulärm sogar eine Chance: „Man könnte ihn in eine moderne Auftragskomposition als interessantes unkontrollierbares Klangelement integrieren.“ Außerdem seien die Gewerkschaften in Deutschland ja so stark, dass Maurer pünktlich um Fünf die Ziegelsteine fallen lassen würden: „Da ist dann zum normalen Konzertbeginn um 20 Uhr auch Ruhe im Karton!“ Einen weiteren Vorteil des Braunfels-Konzepts: Mit dem Übergangsbau kann schon in diesem Sommer begonnnen werden, da alle Pläne (Rolltreppe aus Hamburg und Opernhaus in Burkina Faso) schon vorhanden sind. Auf die Frage, was denn am neuen Konzept überhaupt noch von ihm sei, antwortet Braunfels stolz: „Manchmal genügt die Idee und das Zusammenführen für eine Urheberschaft!“
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