Max Wagner: Neuer Gasteig-Chef im großen AZ-Interview

Max Wagner, der neue Gasteig-Chef, über den Umbau, mehr Vernetzung und seinen Weg in das städtische Kulturzentrum
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Max Wagner, der neue Geschäftsführer des Gasteig auf dem Dach der Philharmonie, wo nach dem Umbau ein Restaurant eröffnet werden soll
Stefan M. Prager Max Wagner, der neue Geschäftsführer des Gasteig auf dem Dach der Philharmonie, wo nach dem Umbau ein Restaurant eröffnet werden soll

Max Wagner, der neue Gasteig-Chef, über den Umbau, mehr Vernetzung und seinen Weg in das städtische Kulturzentrum.

Er ist studierter Jurist und ausgebildeter Sänger. Ein Jahr lang amtierte Max Wagner als Stellvertreter der scheidenden Gasteig-Chefin Brigitte von Welser. Am 1. März übernimmt er gut vorbereitet ihr Amt. Trotzdem steht er vor einer Riesen-Aufgabe: Das größte Kulturzentrum Europas steht vor der Generalsanierung. Derzeit wird über Interimsspielstätten debattiert. Am 5. April berät der Stadtrat über die Umbaupläne für den Gasteig.

AZ: Herr Wagner, viele Leute fragen sich, warum die Stadt mit der Sanierung nicht wartet, bis der neue Konzertsaal im Werksviertel fertig ist. Dann könnte man sich eine provisorische Philharmonie in Riem, Giesing oder sonstwo sparen.
MAX WAGNER: "Das hat technische Gründe. Wir haben 230 Anlagen im Haus. Viele sind bereits am Ende ihrer prognostizierten Lebensdauer. Bis 2025 wird es mehr als die Hälfte sein. Das Risiko des Ausfalls einer Einrichtung, die das ganze Gebäude betrifft, ist jetzt schon hoch – etwa bei der Sprinkleranlage oder der Ruf- und Evakuierungsanlage. Da besteht durchaus die Gefahr einer Schließung."

Außerdem ist auch nicht sicher, wann der Konzertsaal wirklich fertig wird.
"Sollen wir uns auf eine andere Baustelle verlassen, bei der Verspätungen ebenfalls nicht ausgeschlossen sind? Wir rechnen damit, dass der neue Saal frühestens 2024 fertig wird. Das heißt, die Gasteig-Sanierung würde sich um weitere vier bis fünf Jahre verzögern. Das ist aus unserer Sicht nicht verantwortungsvoll."

Die Münchner Philharmoniker beißen als städtische Institution gezwungenermaßen ohne Widerspruch auf die Zähne, aber bei privaten Konzert-Veranstaltern spüre ich nackte Existenzängste, wenn die Philharmonie nach Riem verlegt wird.
"Ich verstehe diese Ängste gut. Wir diskutieren ab jetzt monatlich mit den privaten Veranstaltern über die Ausweichstandorte. Riem ist auch aus unserer Sicht nicht ideal. Aber es ist der Spatz in der Hand."

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Den Privaten wäre wohl der Kongressaal des Deutschen Museums am liebsten.
"Das liegt auf der Hand. Wir würden den Saal auf unsere Kosten herrichten – es wäre quasi ein Millionengeschenk an das Deutsche Museum. Trotzdem spüre ich da noch viel Zurückhaltung. Ich denke, wir müssen dem Verwaltungsrat und den anderen Gremien des Museums darlegen, dass das eine Win-Win-Situation wäre, von der beide Seiten profitieren würden. In der Vergangenheit gab es da vielleicht zu viel Gegeneinander, das wir in ein Miteinander verwandeln sollten. Ich würde mir Vorwürfe machen, wenn ich es nicht versuchen würde."

Die Sanierung ist ein großes Thema – was sind Ihre anderen Ziele?
"Der Gasteig muss selbstbewusst werden, noch offener, überraschend und modern. Er ist das größte Kulturzentrum Europas mit der größten Stadtbibliothek Deutschlands, die größte Volkshochschule Europas, eine großartige Musikhochschule und eines der besten Orchester der Welt. Alles funktioniert toll. Aber es gibt zu wenig Begeisterung für das Kulturzentrum insgesamt. Niemand sagt „Mein Gasteig!“. Es fehlt an der Identifikation mit dem Gebäude, und das liegt daran, dass bisher zu wenig Gemeinsames versucht wurde. Aber das geht nur gemeinsam."

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Wenn ich vor einem Konzert der Philharmoniker um 20 Uhr in die Noten schauen will, geht das nicht, weil die Bibliothek da schon seit einer Stunde zu hat.
"Das stimmt. Die Stadtbibliothek will ihre Öffnungszeiten erweitern und hat dafür Mittel beim Stadtrat beantragt. Dafür braucht sie aber mehr Personal. Das muss finanziert werden. Aber die Abendöffnung wird kommen. Nach der Sanierung soll die Bibliothek während der gesamten Öffnungszeit des Gasteig zugänglich sein. Das ist unser Ziel."

Was sind Ihre drei wichtigsten Ziele im Gasteig?
"Die Eingangssituation von der S-Bahn her muss besser werden. Außerdem wollen wir alle im Gasteig gemeinsam die Kulturvermittlung stärken. Und dann wünsche ich mir einen neuen Carl-Orff-Saal: Er ist unwirtschaftlich, weil er zu wenig Plätze hat und deshalb zu wenig gebucht wird. Der Backstage-Bereich ist unzureichend. Jedes große Kulturzentrum hat eine Salle Modulable, einen wandelbaren Raum ohne feste Bestuhlung, in dem Kammermusik, Avantgarde, Kino und Rock ihren Platz haben können."

Sie waren zuletzt Geschäftsführender Direktor des Gärtnerplatztheaters. Wie wird man Gasteig-Chef?
"Man sollte in zwei Welten zu Hause sein. Mein Vater ist Maler. Wir haben zu Hause viel Musik gemacht. Ich habe Jura studiert, nach dem Examen aber auch noch ein Gesangstudium in Dresden und Mainz absolviert. Ich habe Liederabende gegeben, aber auch an kleineren Opernhäusern wie in der Pasinger Fabrik gesungen. 2005 wurde ich Intendant des Stuttgarter Kammerorchesters, das ich vor der drohenden Pleite retten konnte. Später stand einmal die Geschäftsführung der Bayreuther Festspiele kurz im Raum, aber ich habe mich dann für das Gärtnerplatztheater entschieden."

Sie können also notfalls selbst einen Abend retten, wenn ein Sänger im Gasteig absagt.
"Josef E. Köpplinger und ich wollten immer gemeinsam die „Winterreise“ machen. Aber wir haben es bisher nicht geschafft. Ich war eigentlich glücklich am Gärtnerplatztheater, aber ein Freund hat mir die Ausschreibung für die Gasteig-Geschäftsführung gezeigt, weil er meinte, dass sie genau für mich passt. Ich habe mich eher aus einer Laune heraus beworben."

 

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