Fußball-EM in München? Stadt legt drei Fan-Szenarien vor

München - Das Zittern geht weiter: München erhält in der EM-Frage eine weitere Gnadenfrist. Das UEFA-Exekutivkomitee fasste auf seiner Sitzung am Montag zum deutschen Spielort überraschend keinen Beschluss. Es seien "noch einige Dinge zu klären", sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin: "Wir verschieben unsere endgültige Entscheidung bis Freitag."
OB Reiter mit EM-Statement
"Ich bedauere sehr, dass auch heute keine Entscheidung für den Spielort München getroffen wurde. München hat sich für die UEFA stets als zuverlässiger Partner erwiesen. Wir hoffen - und glauben - aufgrund unserer bisherigen Arbeit und des fundierten Konzepts, das unser Projektteam erarbeitet hat, noch immer an eine positive Entscheidung für München", sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und ergänzte: "Die Landeshauptstadt München hat zur Umsetzung der Europameisterschaft in der Corona-Pandemie verschiedene Szenarien erarbeitet, um ihrer Verantwortung gegenüber der UEFA und für die Sicherheit und Gesundheit der eigenen Bevölkerung Rechnung zu tragen."

Je nach Infektionszahlen hatte man drei Szenarien für die EM entwickelt – bis zu 27.000 Zuschauer hätten demnach im Stadion sein können, eine absolute Garantie konnte und wollte man aber nicht geben.
Die mächtige Drohkulisse, die die stets macht- und geldbewusste UEFA aufgebaut hatte, um München zum Kniefall zu zwingen, hatte die Stadt zuvor nicht einknicken lassen und der UEFA eine Garantie für Zuschauer während der EM geben lassen. Angesichts der nicht vorhersehbaren Infektionszahlen eine irrwitzige, unverantwortliche und fast menschenverachtende UEFA-Forderung.
München kann keine Zuschauer-Garantie geben
Aber: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird in der Zuschauerfrage weiter nachbessern müssen, wenn der Austragungsort München nicht gestrichen werden soll. In den angedachten Tag der Entscheidung, der letztlich von der Gründung der Super League überlagert wurde, war München ebenso wie Bilbao und Dublin ohne die geforderte Garantie für Spiele mit Fans gegangen.
Doch überraschend kam dies nicht dem EM-K.o. gleich. Die drei Wackelkandidaten dürfen vorerst weiter hoffen, eine Streichung ist damit längst nicht vom Tisch. Schließlich war Ceferins Forderung eindeutig. Jeder der Ausrichter muss garantieren, "dass Fans zu den Spielen dürften", hatte er Mitte März gesagt: "Die Option, dass irgendein Spiel der EM ohne Fans ausgetragen wird, ist vom Tisch."
Es ist ein offenes Geheimnis, dass so die Einnahmen aus dem Ticketverkauf gerettet werden sollen. Der DFB reichte zwar bis zur ersten Frist am 7. April verschiedene Szenarien mit Fans ein, doch die geforderte Zuschauergarantie konnte und wollte die bayerische Landesregierung und die Stadt München bis zuletzt nicht abgeben. "Es ist zum jetzigen Zeitpunkt schlicht nicht möglich, eine Aussage darüber zu treffen, ob es das Infektionsgeschehen im Juni zulässt, Zuschauer ins Stadion zu lassen oder nicht", sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter der "Welt am Sonntag".
Ein anderer Spielort in Deutschland ist nicht angedacht
Alternativpläne mit einem anderen Spielort innerhalb von Deutschland gibt es nicht. Die verlangte Zuschauer-Garantie sei schlichtweg "medizinisch nicht vertretbar", unterstützte SPD-Politiker Karl Lauterbach das Vorgehen der Behörden. "Die Haltung der UEFA, die ja quasi ist: Vogel, friss oder stirb, das heißt, derjenige, der nicht die Zuschauer reinlässt, darf auch nicht anbieten. Das ist keine sportliche, keine faire Einstellung", monierte der Gesundheitsexperte.
Ob sie diese Herangehensweise lockert, scheint mehr als fraglich. Die deutschen EM-Macher mühen sich jedenfalls, den Verband anderweitig zu überzeugen, demonstrieren bei jeder Gelegenheit ihren guten Willen für Spiele mit Fans. Es sei "nicht mehr unvorstellbar, Zuschauer reinzulassen, die geimpft oder negativ getestet sind", sagte beispielsweise Bayerns Innenminister Joachim Herrmann jüngst. Auch DFB-Präsident Fritz Keller betonte, "so wie die Politik das mit den Impfungen verspricht, müsste das (Spiele mit Zuschauern) möglich sein."
Doch der gute Wille reichte noch nicht. Die UEFA will auch für ihren größten Mitgliedsverband bislang kein Auge zudrücken. Auf die EM-Macher warten noch weitere Hausaufgaben, damit die erste paneuropäische EM auch tatsächlich in Deutschland Station macht.