Froschbande von Meiling: Die dreiste Masche

Tagsüber in einer Kneipe, nachts auf Diebestour bei Senioren – die dreiste Masche der Angeklagten im Meiling-Prozess.
Sophie Anfang |
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Der Prozess zum Raubmord von Meiling hat begonnen. Acht Angeklagte müssen sich unter anderem wegen Mordes und schweren Raubes verantworten.
dpa Der Prozess zum Raubmord von Meiling hat begonnen. Acht Angeklagte müssen sich unter anderem wegen Mordes und schweren Raubes verantworten.

München - Es ist wohl keine gewagte These zu sagen, dass der September 2015 den Bewohnern von Meiling im Gedächtnis bleiben wird: der Raubmord an ihrem Mesner Markus K. († 72) und der Überfall auf dessen Ehefrau Irmgard (68) – und all das für Beute im Wert von gerade einmal 4500 Euro. Eine Tat, die brutal heraussticht. Doch bei der Verhandlung vor dem Landgericht wird gestern deutlich: Für die Angeklagten scheint so eine Tat Routine gewesen zu sein.

Es ist der dritte Tag der Verhandlung gegen die Froschbande, acht Männer sitzen auf der Anklagebank im großen Sitzungssaal A101, starren auf die Tischplatte, kneten ihre Hände. Viel haben die meisten in diesem Verfahren ohnehin noch nicht gesagt. Und an diesem Tag ist es nicht an ihnen, zu reden.

Wiener Polizist rekonstruiert vor Gericht die Taten

Geladen ist Gerhard T. (56), Polizist bei der Landespolizeidirektion Niederösterreich. T., Ansätze einer Glatze, gemütliche Figur und viel Wiener Schmäh in der Stimme, war dabei, als die Froschbande in Österreich festgenommen wurde. Er hat Mitglieder vernommen, ihre Taten rekonstruiert. Meiling hat für Schlagzeilen gesorgt, doch die Liste der Einbrüche, die auf das Konto der Männer aus Westrumänien geht, ist noch viel länger.

"Tagsüber haben sie sich in einem türkischen Lokal in Wien aufgehalten und nachts sind sie raus", sagt Kriminaler T. Raus will meinen: ins Wiener Umland, aber auch über die Grenze. "Die sind am Wochenende von Österreich nach Deutschland gefahren oder in die Schweiz."

Die dreiste Masche der Täter

Die Masche war immer gleich. Abgelegen sollten die Anwesen sein und so aussehen, als sei dort etwas zu holen – aber nicht zu geldig: "Moderne Villen haben sie gemieden", sagt T. – wohl auch wegen möglicher Sicherheitstechnik.

Die Froschbande habe die Anwesen meist ausgekundschaftet, bevor sie zuschlugen. Oftmals, indem einer von ihnen, George I. (46), an der Tür klingelte, eine Autopanne vortäuschte und um Wasser für einen Kanister bat. In Meiling ist es laut Anklage ebenso geschehen.

Es ist auch George I., durch den die österreichischen Ermittler am meisten über die Vorgehensweise der Froschbande erfahren haben, so berichtet es gestern der Polizist T. Die Froschbande habe gezielt bestimmte Menschen überfallen. In seiner Vernehmung durch T. sagte I.: "Wir haben immer leichte Opfer, also alte Leute, ausgesucht, weil da war es egal, wenn die daheim waren." Man sei "meistens zu entlegenen Häusern gefahren", Alin-Mihai M. (35) habe "dort durch die Fenster geschaut", um zu sehen, "wer drinnen ist".

Froschbande rechnete nicht mit zwei Opfern

In Meiling soll, so stellt es sich gestern zumindest bei der Vernehmung von T. dar, die Gruppe nur mit Irmgard K. gerechnet haben. Dass auch ihr Mann im Haus war, soll der Froschbande zunächst nicht bewusst gewesen sein.

Als die Bandenmitglieder in jener Nacht auf den Hausherren Markus K. trafen, sei die Situation "aus dem Ruder gelaufen", in diesem Tenor haben es mehrere der Angeklagten bei ihrer Vernehmung durch die österreichischen Beamten ausgedrückt. K. wehrte sich, daraufhin soll vor allem Georgian-Vinicius G. (27) brutal zugeschlagen haben.

Geringe Beute - viel Gewalt

Doch Gewalt sei auch bei anderen Überfällen einkalkuliert gewesen, hört man aus dem Bericht von T. heraus. "Vom Keller bis zum Dachboden haben sie jede Schublade ausgeräumt. Die Opfer haben sie gefesselt oder misshandelt, so dass keine Gegenwehr kam."

Die Ausbeute sei meist trotzdem gering gewesen. "Da gab es manchmal Beute von 20 Euro, 70 Euro oder nur Modeschmuck", berichtet T. Bei einer 88-Jährigen in Gänserndorf bei Wien, die von den Tätern mit einer Axt bedroht wurde, so sagte Sever D. (51) aus, hätten sie lediglich ein paar Münzen erbeutet.

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