Frieren in der Kirche: Warum es kalt wird beim Weihnachtsgottesdienst
München - Auch wenn die Austrittszahlen hoch sind und an normalen Sonntagen viele Kirchenbänke leer bleiben - Weihnachten ist für viele Menschen trotzdem das Fest, bei dem ein Kirchgang einfach dazugehört.
Corona ist in den Hintergrund getreten, Maskenpflicht, Abstandsgebot und 3G-Regelung sind längst abgeschafft. Dafür aber dürfte es kühler als in den Vorjahren sein in den festlich geschmückten Kirchen: Auch an der Krippe muss Energie gespart werden angesichts rasant gestiegener Preise für Öl und Gas.
Die bayerischen katholischen Bistümer und die evangelische Landeskirche haben sich bereits im Herbst an die Gemeinden gewandt. Der Bamberger Generalvikar Georg Kestel und Baudirektorin Petra Postler etwa empfahlen den Gemeinden ihrer Erzdiözese, die Temperatur in den Kirchen zu Gottesdienstzeiten um 2 Grad auf maximal 8 bis 10 Grad zu senken. Durch die geringere Temperatur sei nicht mit Schäden an den Ausstattungsgegenständen zu rechnen. Ganz aufs Heizen zu verzichten geht demnach allerdings nicht: Der Frostschutz müsse trotz Temperaturabsenkung gewährleistet werden, um Schäden am Gebäude zu verhindern.
Zu starkes Heizen der Kirchen schadet der Bausubstanz
In der Erzdiözese München und Freising legt man sich nicht auf genaue Temperaturzahlen fest. Aber auch hier gibt es Empfehlungen, wie ein Sprecher auf AZ-Anfrage bestätigte. "Mit Blick auf die konkreten Empfehlungen gilt es vor allem, deutliche Schwankungen bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit - insbesondere in kurzen Zeiträumen - bestmöglich zu vermeiden", sagte der Sprecher. Ein Temperaturanstieg von mehr als einem Grad pro Stunde durch Beheizung sei zu vermeiden, da sonst Dehnungsschäden wie Risse oder Fassungsschäden an Bildern oder Figuren entstehen könnten.
Münchner Kirchen sollen vor allem auf eine konstante Luftfeuchtigkeit achten. Diese soll zwischen 45 und 70 Prozent liegen. Unter "energetischen Gesichtspunkten" sei sogar "der vollständige Verzicht auf eine Temperierung sinnvoll", allerdings gehe dies nur, wenn die Vorgaben zur Luftfeuchte und den geringen Temperaturschwankungen eingehalten werden könnten. Ein bisschen kühler dürfte es in Münchner Kirchen heuer also werden.
An Weihnachten mal wieder in die Kirche?
Im Liebfrauendom feiert der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, um 22 Uhr die Christmette. Am ersten Weihnachtstag steht er um 10 Uhr einer feierlichen Messe zum Hochfest vor.
Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm predigt am 25. Dezember in der Münchner Matthäuskirche. In einer Videobotschaft kurz vor den Feiertagen warb er dafür, an Weihnachten in die Kirche zu gehen. Es gebe momentan vieles, was den Menschen Angst mache - der Krieg in der Ukraine, der Klimawandel. "Deshalb ist gerade jetzt die Weihnachtsbotschaft so wichtig."
In den Kirchen sei das "Fürchtet Euch nicht" zu hören, "das die Engel uns zurufen". Beim Hören der Weihnachtsgeschichte werde man tief in der Seele spüren, "dass Weihnachten noch viel mehr ist als Geschenke unter dem Baum und das leckere Weihnachtsessen", sagte der Landesbischof: "Kommt in die Gottesdienste und spürt, wie die Furcht vergeht, wie es Weihnachten wird."
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