Freund Heroin gespritzt: Ein tödlicher Freundschaftsdienst

31-Jähriger spritzt einem alkoholisierten Spezl auf dessen Wunsch Heroin. Der Mann stirbt.
John Schneider
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Der Angeklagte mit Anwältin Birgit Schwerdt.
Der Angeklagte mit Anwältin Birgit Schwerdt. © jot

München - Es war nicht viel Heroin in der Spritze, aber in Kombination mit Alkohol offenbar genug, um das Leben eines 40-Jährigen zu beenden.

Franz K. (31, Namen geändert) bestätigt beim Prozessauftakt, was in der Anklage steht: Er habe seinem 40-jährigen Spezl Hans N., der selber kaum Erfahrung mit dem Rauschgift hatte, etwa 0,1 Gramm Heroin gespritzt. Das sei ungefähr die Hälfte von dem, was er sich selber gespritzt hätte, erzählt Franz K. vor Gericht.

Doch in Verbindung mit der starken Alkoholisierung des Opfers war die Mischung offenbar tödlich. Dass so etwas passieren konnte, habe Franz K. gewusst, so die Ankläger, aber aus "besonderem Leichtsinn" habe er dies außer Acht gelassen.

Beide Männer kannten sich aus Therapieeinrichtung

Der Tatort, eine Therapieeinrichtung in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, ist auch der Ort, wo sich die beiden Männern 2018 kennengelernt und angefreundet hatten. Beide sollten dort ihre Drogen-, beziehungsweise Alkoholsucht therapieren, konsumierten laut Anklage aber einfach munter weiter. Der Angeklagte Heroin, MDMA (ein Amphetaminderivat), Lyrica (Schmerzmittel), andere Betäubungsmittel und Alkohol, das Opfer vor allem Alkohol, gelegentlich Lyrica und Kokain.

Am Tag der Tat, genau vor zwei Jahren, stand auf dem Tisch im Zimmer des 40-Jährigen eine Flasche Whisky, erinnert sich der Angeklagte. Franz K. hatte sich laut Anklage bereits am Morgen zwischen 0,3 und 0,5 Gramm Heroin, später auch noch MDMA gespritzt.

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 "Ich habe ihm Heroin angeboten, aber er wollte erst nicht", erinnert sich der 31-Jährige. Später habe sein Spezl aber doch gefragt, ob er ihm eine Spritze injizieren könne. Was Franz K. dann auch tat. Kurz danach habe er gesehen, dass der Kopf seines Spezl auf die Brust gesackt war: "Er war ganz grau im Gesicht."

Täter erkannte Lebensgefahr des Freundes nicht

Dass sich Hans N. in Lebensgefahr befand, realisierte der 31-Jährige nicht. "Er atmete noch." Franz K. dachte, dass das Opfer lediglich bewusstlos gewesen sei und habe ihn aus dem Sessel gehoben und auf den Boden gesetzt, damit er es bequemer hat.

Franz K. blieb noch einige Zeit im Zimmer, ging dann, alarmierte aber immer noch keine Mitarbeiter der Einrichtung oder Rettungskräfte. Hans N. starb im Laufe der Nacht. Der Prozess wird fortgesetzt.

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2 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • katzenfliege am 04.04.2022 09:49 Uhr / Bewertung:

    "Der Tatort, eine Therapieeinrichtung in Höhenkirchen-Siegertsbrunn ..."

    Da scheint das Konzept ja hervorragend zu funktionieren.

  • Witwe Bolte am 02.04.2022 07:54 Uhr / Bewertung:

    Unglaublich. In einer Therapieeinrichtung hat man Zugang zu harten Drogen, Spritzen und Schnaps.
    Aber die Solidargemeinschaft zahlt eben klaglos auch solche sehr kostspieligen "Therapien", die leider oft für die Katz sind.
    Der Laden gehört sofort geschlossen, das Leitungspersonal entlassen, weil Kontrollen wohl nicht stattfinden.

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