Freie Gehwege: Mehr Parkplätze für E-Scooter

Was ein Verleiher vorschlägt, um dem Chaos auf den Gehwegen endlich Herr zu werden.
Phillipp Hartmann |
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Jorge Diaz (links) und Konstantin Burger von Dott neben dem elektrischen Fahrrad-Anhänger, mit dem sie die Roller in der Stadt transportieren.
Jorge Diaz (links) und Konstantin Burger von Dott neben dem elektrischen Fahrrad-Anhänger, mit dem sie die Roller in der Stadt transportieren. © Philipp Hartmann

München - Als E-Scooter-Anbieter in München hat man es wirklich nicht leicht. Ehe man auch nur ansetzen kann, "Mobilität der Zukunft" zu sagen, wird man schon mit Vorurteilen überhäuft.

 Windiges Elektro-Klump seien die Roller, sie stünden überall im Weg herum und würden eh immer nur von drei betrunkenen Jugendlichen gleichzeitig gefahren.

So zu Unrecht verunglimpft sehen sich zumindest die E-Scooter-Anbieter selbst. Doch sie versuchen auch, in die Offensive zu kommen, und machen Vorschläge, wie man die Situation verbessern könnte. Wie die Niederländer vom Anbieter Dott. Konstantin Burger von Dott hat der AZ erklärt, warum man auf eigene Parkplätze setzt.

"Innerhalb des Altstadtrings müsste man Abhilfe schaffen"

An der Münchner Freiheit, die für Mobilitäts-Themen immer herhalten muss und deswegen schon einen MVG-Rad-Ständer, eine Elektroauto-Ladesäule und sogar eine öffentliche Fahrradpumpe hat, gibt es nun eine weitere Neuerung.

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Ein weißes Rechteck auf dem Boden, darin ein stilisierter Tretroller: einer der neuen E-Scooter-Parkplätze, die es seit diesem Herbst in München gibt. Diese haben die Scooter-Anbieter gemeinsam mit der Stadt an Hotspots, also viel frequentierten Orten in der Innenstadt, festgelegt.

E-Scooter-Parkplätze: "Ein Schritt in die richtige Richtung"

"Wir kennen natürlich das Problem mit den schlecht abgestellten Rollern", sagt Konstantin Burger, "die Scooter-Parkplätze sind auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung." Ob die Parkplätze verwendet werden oder nicht, obliegt momentan den Fahrern selbst.

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Natürlich könnte das Unternehmen die Nutzer auch dazu verpflichten, ihre Tretroller auf einem Parkplatz abzustellen, doch das wäre ein immenser Wettbewerbsnachteil gegenüber den anderen Anbietern.

OB Dieter Reiter (SPD) brachte in diesem Zug kürzlich den Gedanken ins Spiel, einen finanziellen Anreiz für die Fahrer zu schaffen, den E-Scooter auf diesen Parkplätzen abzustellen. Das könnte zum Beispiel funktionieren, indem man die Fahrt günstiger macht, oder Freiminuten für die nächste Fahrt verschenkt.

E-Scooter-Parkplätze: So läuft's in Paris

Aber um die E-Scooter wirklich von den Bürgersteigen runterzubekommen, bräuchte es einfach noch mehr eigens dafür vorgesehene Abstellmöglichkeiten. Burger glaubt, die Stadt müsse systematisch mehr Scooter-Parkplätze schaffen.

"Wir haben damit schon Erfahrung" sagt er, "in Paris und Lyon ist Dott vom Free-Floating-Modell, bei dem man den E-Scooter überall abstellen kann, auf ein Parkplatz-System umgestiegen: In Paris gibt es 4.000 Tretroller-Parkplätze, so dass der nächste Roller meist nicht mehr als 150 Meter entfernt ist."

Der nächste logische Schritt wäre aus Sicht des Unternehmens, eine Art hybrides Parkmodell in München zu schaffen: "Man könnte zum Beispiel festlegen, dass E-Scooter innerhalb des Altstadtrings auf Parkplätzen abgestellt werden müssen." So könnte man dort, wo die Scooter am meisten im Weg sind, Abhilfe schaffen.

Eine Idee für die ganze Stadt? Ein E-Scooter-Parkplatz an der Leopoldstraße.
Eine Idee für die ganze Stadt? Ein E-Scooter-Parkplatz an der Leopoldstraße. © Philipp Hartmann

"Die Verkehrswende muss kommen"

Die große Frage, die dabei im Hintergrund steht: Braucht's des wirklich? Gibt es auf Dauer einen so großen Bedarf an Tretrollern oder sind sie eine Mode, die auch wieder verschwindet?

"München hat eine sehr gut ausgebaute Verkehrs-Infrastruktur", sagt Konstantin Burger, "deswegen ist hier der Bedarf nach einem zusätzlichen Transportmittel nicht so hoch." In anderen Städten, in denen zum Beispiel die Straßen enger sind oder der ÖPNV nicht so zuverlässig funktioniert wie in München, gingen die Scooter-Anbieter durch die Decke.

Allerdings ist für ihn auch klar, dass sich irgendwann etwas ändern muss. Die Stadt wird immer voller und "die Verkehrswende muss kommen. Vielleicht ist der Scooter nicht die Antwort auf alles, aber man muss einfach mal verschiedene Dinge ausprobieren".


Was meinen Sie, liebe AZ-Leser? Braucht es eigene Parkplätze für die E-Scooter? Oder Strafen für "Falschparker"? Oder ist das Chaos gar nicht mehr so schlimm?

Schreiben Sie uns an leserforum@az-muenchen.de oder schicken Sie einen Brief an Abendzeitung, Leserforum,
Garmischer Straße 35, 81373 München.

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23 Kommentare
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  • Karljörg am 13.10.2020 13:26 Uhr / Bewertung:

    Der größte Blödsinn und zudem extrem gefährlich, Radfahrern in Einbahnstraßen das Befahren auch in entgegengesetzter Richtung zu erlauben. Dazu sollte man auch an die (geplagten) Autofahrer denken, die sich besonders zu nicht mehr freundlichen und warmen Jahreszeiten, mit -auch nur vereinzelten- und oftmals rücksichtslos ihr Recht an der Einbahnstraße behaupten Radfahrern arrangieren zu müssen. Einbahnregelung ausnahmslos(!)für alle Fahrzeuge!

  • doket am 13.10.2020 15:17 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Karljörg

    Autofahrer müssen dort nichts behaupten, die haben die gleichen Rechte wie die Radfahrer, nur dass sie eben nicht entgegen der Einbahn fahren dürfen.

  • Ludwig III am 13.10.2020 15:31 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Karljörg

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diejenigen, die Rücksicht einfordern, meist selber recht rücksichtslos sind. Je lauter verlangt wird, umso mehr.

    KFZ sind recht breit. Fahrräder, mit Ausnahme der meisten Lastenräder oder Fahrradanhänger sind schmal. Es ist keine große Sache, wenn sie die meisten (einspurigen) Einbahnstraßen in beide Richtungen befahren.

    Locker bleiben, entspannt bleiben, sich Zeit nehmen. Großzügig bleiben. Dem anderen die Vorfahrt lassen. Auch als Radfahrer. Lächeln. Das macht glücklich, hält gesund. Und es kostet kaum Zeit.

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