Frau sticht im Bett auf Verlobten ein
München - Schon wenige Minuten, nachdem die Verhandlung gegen Renata F. im Strafjustizzentrum begonnen hat, muss sie unterbrochen werden: Die 43-jährige Slowakin mit großen, dunklen Augen bricht in Tränen aus. Sie spricht über den Abbruch des Kontakts zur Mutter, nachdem sie entschied, nach Deutschland zu gehen.
2008 sei sie zunächst nach Chemnitz gekommen, erzählt die Angeklagte, der versuchter Mord mit gefährlicher Körperverletzung an ihrem Verlobten Enrico R. vorgeworfen wird. Kennengelernt hatte sie Enrico R. in Chemnitz während ihrer Arbeit als Prostituierte. Eine Freundin habe ihr die Tätigkeit vermittelt. Ihm zuliebe hört die gelernte Köchin auf. Im Internet findet sie 2010 in München einen Job als Reinigungskraft, beide ziehen um.
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Bereits in ihrem Heimatland habe sie Alkoholprobleme gehabt, nachdem die fünf Kinder, die sie mit ihrem Ex-Mann hat, ins Heim gekommen waren. Dazu kamen Depressionen und Halluzinationen. In München kommt sie schließlich in eine betreute WG, besucht eine Tagesklinik in Haar. An den Wochenenden geht sie aber zu ihrem Verlobten, wo sie gelegentlich gemeinsam Alkohol trinken.
Sie will Enrico R. trotzdem heiraten
So auch am Tag der Tat, dem 3. Oktober: Renata F. erzählt, sie sei freitags zu ihm gefahren. Am Samstag hätten sie gemeinsam eine 0,7-Liter-Flasche Wodka zu gleichen Teilen getrunken. Während sie sich an diesen Teil sehr genau erinnert, scheint die Erinnerung an die Ereignisse danach plötzlich sehr vage zu sein: Beide hätten sich im Bett schlafen gelegt. Sie habe etwas zu essen machen wollen und sei in die Küche gegangen, um Gulasch zu schneiden. „Ich wollte das kleine Messer holen, aber ich habe nur das große gefunden.“ Zuerst erzählt Renata F., dass Enrico R. das Messer bei sich im Bett gehabt habe und es nicht loslassen wollte. Dann hätte sie es ihm weggenommen und ihn damit im Affekt „gestochen“.
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Enrico R. dagegen hat ausgesagt, seine Verlobte sei mit dem Messer aus der Küche gekommen, als er schlief. Sie habe ihn mehrmals damit angegriffen. Er erlitt einen zwei Zentimeter tiefen Einstich, mehrere Schnittverletzungen und wurde stationär im Krankenhaus behandelt. Als der Richter Renata F. diese Version präsentiert, sagt sie immer wieder nur, sie wisse nicht, wie es passiert sei. Nach mehrmaligem Nachhaken bestätigt sie die Aussage mit einem leisen „Ja“, behauptet aber, er sei wach gewesen, als sie das Zimmer betrat. Als sie das Blut sah, habe sie geschrien und geweint. Sie habe ihn nicht umbringen wollen. Trotz allem wolle sie Enrico R. heiraten.
Sie gibt zu, unter Alkoholeinfluss manchmal aggressiv zu sein, beschreibt sich als impulsiv. Auch habe es immer wieder Streit zwischen ihnen gegeben, weil Enrico R. Kontakt mit Ex-Freundinnen hatte. Am Tag vor der Tat gab es offenbar Streit, weil er bei einer angeblichen ehemaligen Schulkameradin in Bautzen übernachten wollte. Am Tattag sei sie zudem nicht gut drauf gewesen, da ein Bewohner ihrer betreuten WG, der sie schon länger stalken würde, wieder Ärger gemacht habe, so Renata F. Der Prozess wird fortgesetzt.
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