Franz Beckenbauer: „Wir brauchen die Spiele“

München - Olympia ja oder nein: Franz Beckenbauer kennt diese Frage schon sehr, sehr lange. „Das war vor 1972 nicht anders“, erzählt der 68-Jährige, „da hieß es auch: Braucht’s des? Ich antworte mit Konfuzius. Der hat mal gesagt, dass ein Mensch drei Dinge braucht: Wasser zum Trinken, Brot zum Essen und einen angewinkelten Arm zum Schlafen. Das hat sich geändert: Der Mensch braucht auch die Olympischen Spiele.“
Eine Kampagne, die von der Lichtgestalt Beckenbauer unterstützt wird, kann ja kaum schiefgehen. Insofern darf sich die Initiative „OJa22“ glücklich schätzen, dass der Kaiser ein paar Stunden für die Unterstützer der Olympia-Kampagne freigeschaufelt hat, um mit Staatsministerin Christine Haderthauer am Olympiaturm die neue Plakatserie zum Bürgerentscheid am Sonntag vorzustellen und nochmal die Werbetrommel zu rühren. Beckenbauers fünf Gründe, warum Olympia 2022 in Bayern über die Bühne gehen sollte:
Idealerweise sollten die Spiele an einem Ort stattfinden, der dafür auch geeignet ist: in seiner Heimatstadt. Denn: „Bessere Gastgeber als die Bayern und die Münchner gibt es nicht. Aus meinem Gefühl und der Erfahrung heraus kann ich sagen: Wir brauchen die Spiele.“ Darüber hinaus sei die Bewerbung eine „unglaubliche, einmalige Chance. Den Imagegewinn kann man mit Geld nicht bezahlen.“
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Am Wichtigsten sei es nun, die Ja-Sager zu mobilisieren, sich am Bürgerentscheid zu beteiligen, wie damals bei der Stadionfrage, denn: „Die Gegner gehen auf jeden Fall zur Wahl“, warnte Beckenbauer. Überhaupt die Gegner: Bereits 2011 hatte sich Beckenbauer für eine Bewerbung um die Winterspiele 2018 in seiner Heimatstadt stark gemacht und war sogar auf Stimmenfang zur Abstimmung der IOC-Mitglieder nach Südafrika gereist. Die Niederlage dort sei eine „schmerzliche Erfahrung“ gewesen, die er damals nicht habe verstehen können: „Vom Fußball kenne ich das anders: Wenn bei Uefa oder Fifa abgestimmt wird, stimmen alle Europäer für den europäischen Bewerber, aber in Durban hat die Hälfte der Europäer für die Koraner gestimmt!“
Diesmal sieht Beckenbauer weniger Probleme: „München wird eine sehr gute Chance haben, weil sie schon das letzte Mal eine hervorragende Visitenkarte abgegeben haben.“ Und dann erinnerte er nochmal an die Spiele 1972: „München hat damals ein anderes Gesicht bekommen, eine ganz neue Infrastruktur. Ich bin ja gerade mit dem Auto aus Salzburg gekommen und habe mir unterwegs gedacht, als ich über den Mittleren Ring gefahren bin, wie ich wohl ohne Olympia ’72 jetzt hier in den Olympiapark gekommen wäre: auf einem kleinen Pfad womöglich.“
Beckenbauer ist zuversichtlich, dass der Bürgerentscheid positiv ausfallen wird: „Ich verstehe gar nicht, wie man gegen so ein großes Fest sein kann. Ich werde immer noch auf die WM 2006 angesprochen und auf den hervorragenden Eindruck, den wir als Nation bei den Gästen aus aller Welt hinterlassen haben. So ein Großereignis gibt einen enormen Schub, nicht nur was Wirtschaft und Tourismus angeht, sondern auch bezüglich etwa des Ausbaus des Nahverkehrs. Ich kann nur sagen: Liebe Bürger, geht am Sonntag zum Wählen und macht euer Kreuzl bei ’Ja’. Es lohnt sich. Holen wir uns das Olympische Feuer nach München!“