Fraktionsvorsitzende Gülseren Demirel: Vom Stadtrat in den Landtag

Bei den Grünen gibt es viel Verständnis für Gülseren Demirels Wechselpläne, aber auch die Sorge, dass die Lücke zu groß ist, die sie hinterlässt. Die AZ erklärt, wer nun in den Startlöchern steht.
von  Felix Müller
Gülseren Demirel wechselt 2018 vom Stadtrat in den Landtag.
Gülseren Demirel wechselt 2018 vom Stadtrat in den Landtag. © AZ-Archiv, dpa

München - Gülseren Demirel wirkt aufgeräumt an diesem Dienstag. Sie ist offenbar froh, jetzt Klarheit gegenüber den eigenen Leuten geschaffen zu haben. Am Montag hat die Fraktionsvorsitzende der Stadtrats-Grünen intern erklärt, 2018 in den Landtag wechseln zu wollen. Jetzt steht für sie wieder die Alltags-Arbeit im Rathaus an.

In welchem Stimmkreis sie ins Rennen gehe? "Das entscheidet sich eh nicht mehr vor der Sommerpause", flötet eine gut gelaunte Demirel ins Telefon. Bei anderen Münchner Grünen gibt es an diesem Dienstag freilich nur ein Thema: eben Demirel. Für ihre Wechselabsicht haben die meisten viel Verständnis – aber es gibt auch Sorge, dass die Lücke sehr groß werden könnte, die Demirel im Stadtrat hinterlässt.

Habenschaden heiße Nachfolge-Kandidatin

Demirel war 2008 in den Stadtrat eingezogen, seit 2012 ist sie Fraktionsvorsitzende der Grünen, seit 2014 sucht sie in der Opposition ihre Rolle. Demirel ist Sozialpolitikerin, stand für ein linkes Profil in der Öko-Partei. Wer jetzt auf sie folgt? Grünen-intern gehen alle davon aus, dass 2018 Katrin Habenschaden neue Fraktionschefin wird.

Münchner Grünen-Fraktionschefin - Gülseren Demirel will 2018 in den Landtag

Habenschaden, Jahrgang 1977, ist seit 2016 Fraktions-Vize. Sie hat für eine Grüne eine durchaus ungewöhnliche Biographie: Habenschaden hat Betriebswirtschaft studiert, als Bankkauffrau gearbeitet. Ihre politischen Schwerpunkte sind die Umwelt- und Wirtschaftspolitik. Bei den Grünen mag man die alte Unterscheidung nicht mehr: Habenschaden ist aber sicher dem Realo-, nicht dem Linken-Flügel zuzuordnen.

Demirel würde dem Landtag "sehr gut tun"

Auch eine andere alte Bekannte könnte jetzt bald wieder auftauchen: Sabine Nallinger. Die OB-Kandidatin von 2014 sitzt noch im Stadtrat, ist nach den gescheiterten Koalitionsverhandlungen aber öffentlich kaum noch in Erscheinung getreten. Eine Kandidatur zur neuen Fraktionschefin gilt Grünen-intern als sehr unwahrscheinlich.

Lesen Sie hier den Kommentar zum Wechsel von Demirel

Aber Nallinger könnte versuchen, noch einmal Spitzenkandidatin für die Kommunalwahl 2020 zu werden. Über die Kandidatur entscheidet die Partei, nicht die Stadtratsfraktion. Der verbleibende Fraktionschef Florian Roth lobte Demirel gestern ausgiebig. Sie habe "immer sehr gut gearbeitet", sagte er. Und Kontakte auch zu den gesellschaftlichen Gruppen gepflegt, die "bei SPD und CSU immer durchs Raster fallen".

Im Landtag auf jeden Fall wäre Demirel sehr willkommen. Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze sagte der AZ, Demirel würde dem Landtag "sehr gut tun". "Ihre Kompetenz, ihre Erfahrung und ihre klare Haltung schätze ich sehr", sagte Schulze.

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