Folge des Missbrauchsgutachtens: Deutlich mehr Kirchenaustritte in München
München - Tausende kehren der Kirche den Rücken. Das hat eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter größeren Kommunen in Deutschland ergeben.
Ein Grund dafür dürfte das Ende Januar vorgestellte Gutachten zu Missbrauchsfällen in der katholischen Erzdiözese München und Freising sein, das weltweit Schlagzeilen machte.
Die Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) hatte am 20. Januar ein Gutachten im Auftrag des Erzbistums München und Freising vorgestellt.
In München fast doppelt so viele Kirchenaustritte wie im Vergleichszeitraum
Die Gutachter gehen von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern, zugleich aber von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus - und davon, dass Münchner Erzbischöfe - darunter auch der spätere Papst Benedikt XVI. - sich im Umgang damit falsch verhalten hätten.
Allein die Stadt München verzeichnete 9.074 Kirchenaustritte bis zum 8. April, wie ein Sprecher des Kreisverwaltungsreferates mitteilte. Im Vergleichszeitraum 2021 waren es nur knapp 5.000. Die jeweilige Konfession wird dabei nicht erfasst.
Vermehrt Kirchenaustritte: Bundesweiter Trend
Doch nicht nur in Bayern traten die Menschen in den ersten drei Monaten des Jahres scharenweise aus der Kirche aus, die Tendenz ist bundesweit die gleiche. In Köln lag die Zahl der Kirchenaustritte im ersten Quartal bei 5.780; 2021 waren es in den ersten drei Monaten dagegen nur 3.346.
In der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover kehrten bis zum 8. April 2.140 Menschen ihrer Kirche den Rücken, darunter 782 Katholiken. Im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres waren es 1.669 Menschen. Auch in den beiden sächsischen Großstädten Dresden und Leipzig traten seit Jahresbeginn bereits deutlich mehr Menschen aus der Kirche aus als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.