Flughafen München: Von großen und kleinen Vögeln

Kaum zu glauben: Am Flughafen hat der Brachvogel ein Zuhause gefunden – 70 Brutpaare leben dort. Die AZ auf Ortstermin im Moos.
von  Sigi Müller
Wildlife am Münchner Flughafen: Zwei Große Brachvögel haben anscheinend überhaupt keine Angst vor dem ganz großen Vogel im Hintergrund.
Wildlife am Münchner Flughafen: Zwei Große Brachvögel haben anscheinend überhaupt keine Angst vor dem ganz großen Vogel im Hintergrund. © Sigi Müller

München - Nach einer Fernsehdokumentation über Vogelschlag an Flughäfen und einen Falkner, der die Vogelschwärme verscheuchte, stellte sich mir die Frage: Wie löst das eigentlich der Münchner Flughafen? Dass dort das Flughafengelände Teil eines Vogelschutzgebietes ist und hier die meisten Brutpaare Bayerns des vom Aussterben bedrohten Großen Brachvogels brüten, war mir zunächst mal neu.

Das Konzept des Münchner Flughafens: Nein, keine Falken werden dort eingesetzt, dies funktioniert nur bei Flughäfen mit wenig Flugbewegungen, erklärt mir Oliver Weindl, der Wildlife-Manager des Geländes. Im Moos greift ein spannendes Biotopmanagement.

Ich erfahre, dass die Umgebung um einen Flughafen in einem Radius von bis zu 13 Kilometern noch einen Einfluss auf die Vogelpopulation hat. Gibt es Müllhalden, große Brutkolonien, Seen in der Nähe – all das beeinflusst das Vogelaufkommen auch auf dem Flughafen.

Die Wiesen werden nicht gemäht

Die Grasflächen auf dem Münchner Flughafengelände basieren auf einem bestimmten Saatgut und die Wiesen werden selten gemäht. Somit bilden sich keine Rasenflächen, auf denen Möwen, Gänse und Stare "weiden". Und damit fehlen die großen Vogelschwärme, die, zum Beispiel an Flughäfen in Meeresnähe, große Probleme bereiten.

Auch Turmfalken und Mäusebussarde kreisen selten über den Brachen, da durch das hohe Gras die Sicht auf Mäuse und anderes Kleingetier versperrt ist.

Aber wo ist auf dem Flughafengelände nun das Vogelschutzgebiet?

Es sind genau die Wiesen, die jeder aus dem Flugzeug sieht, wenn er in München startet oder landet. Diese Grasflächen neben und zwischen den Start- und Landebahnen sind für alle Bodenbrüter ein wunderbarer Lebensraum. Der Flugzeuglärm macht ihnen nichts, an die großen "Kollegen" haben sie sich gewöhnt, das ganze Gelände ist lückenlos eingezäunt und Menschen sieht man dort kaum.

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So brüten hier Kiebitze, Feldlerchen, Wachteln, Wachtelkönige, Rebhühner, Grauammern und der bereits erwähnte Große Brachvogel mit etwa 70 Brutpaaren. Ich fahre mit Herrn Weindl über das Gelände – und durch das Teleobjektiv an meiner Kamera sehe ich Feldlerchen trillernd über dem Gelände stehen, kann Kiebitze und Brachvögel beobachten.

Nun kann ich mich zwischen den Start und Landebahnen nicht tagelang einnisten, um Ihnen erstklassige Tieraufnahmen zu zeigen. Im Moment brüten die Tiere und natürlich kann man nicht riskieren, dass wir ein Gelege zertreten, somit ist die Qualität der Aufnahmen nicht die gewohnte.

Trotzdem kann man erkennen, welcher Schatz hier zwischen den Bahnen mit rund 1200 Flugbewegungen am Tag, eine Heimat gefunden hat.
In diesem Sinne, eine schöne Woche

Ihr Sigi Müller

 

 

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