Flughafen baut Terminal 1 aus: Kapazität für 6 Millionen Gäste mehr
München - Im funkelnagelneuen Satelliten-Terminal 3 trocknet gefühlt noch die Farbe, da verkündet Flughafen-Chef Michael Kerkloh schon die nächsten Erweiterungsplanungen am Münchner Flughafen. Das Terminal 1 soll acht neue Flugsteige bekommen, zwei davon für die gigantischen Flugzeuge vom Typ Airbus 380, mit denen beispielsweise Fluggäste von Emirates landen und abheben würden.
"Der Ausbau ist mit oder ohne neue Startbahn zwingend notwendig"
Platz finden sollen die an einem Anbau am nördlichen Ende des bestehenden Terminals. Vier Gates müssen weichen für den fingerartigen, 326 Meter langen Bau, der Platz für zwölf Flugsteige bietet. Auf drei Stockwerken würden auf 80 000 Quadratmeter Platz für Abfertigungsbereich, Lounges, Gastronomie und eine Art Marktplatz entstehen.
"Das Terminal ist einfach nicht optimal für die Zukunft.", sagt Kerkloh. Die Planungen dafür stammen teils noch aus den Siebzigern, "als mit ganz anderen Sicherheitsstandards geplant wurde", sagt er. "Außerdem hatten wir am Terminal 1 dieses Jahr rund 1,5 Millionen Passagiere mehr als im Vorjahr. Wenn das so weitergeht, sind wir in vier, fünf Jahren bei den etwa sechs Millionen zusätzlichen Passagieren, die eben der Anbau stemmen könnte." Bei den Kontrollen komme es oft zu Engpässen.
Aufsichtsrats-Chef Markus Söder (CSU) sagt deutlich: "Mit dem erwarteten Anstieg der Fluggastzahlen ist der Ausbau auf jeden Fall notwendig – und das mit oder ohne eine dritte Startbahn." Dabei können Anhänger des Ausbaus die steigenden Zahlen und das neue Terminal durchaus als einen Fingerzeig sehen – darauf, dass bald auch die dritte Startbahn nötig wird.
Startbahn-Gegner hatten die Fluggastzahlen als künstlich herbeigeführte Entwicklung kritisiert. Der Grünen-Abgeordnete Christian Magerl nannte den Dialog von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) mit allen Beteiligten gar eine „arglistige Täuschung“.
Mal eben den Flughafen Hannover angebaut
Am Ende aber kommt es wohl wieder auf die Münchner an. Im Rathaus gilt ein Startbahn-Bau erst nach einem neuerlichen Bürgerentscheid in der Stadt als möglich. Den aber könne es erst geben, wenn andere Bedingungen vorlägen, betont OB Dieter Reiter (SPD) seit Jahren.
Am Flughafen sieht man sich offenbar auf dem Weg dorthin. Am Freitag waren durchweg hoffnungsfrohe Gesichter zu sehen. „Wir freuen uns, wenn es hier bald eine Entscheidung gibt“, sagt Kerkloh. Und strategisch sei die expansive Planung auch nur sinnvoll, wenn die dritte Startbahn komme.
SPD bleibt beim Nein zur dritten Startbahn
Die Kapazität, die allein über die acht zusätzlichen Gates abgewickelt werden könnte, entspricht in etwa dem Flughafen Hannover. In München will man damit vor allem der steigenden Nachfrage nach Verbindungen mit Nah- und Fernost und den USA nachkommen.
Eine endgültige Entscheidung über den Ausbau soll es im Frühjahr 2018 geben, dann rechnen die Planer mit fünf Jahren Bau im laufenden Betrieb. Der Flughafen lässt sich das 400 Millionen Euro kosten und trägt die Kosten – was Söder, dem Finanzminister, die Unterstützung noch leichter macht – allein.
Nicht zuletzt aus finanziellen Anreizen heraus, sind im Anbau Gastronomieflächen und Marktbereich geplant. Über die Hälfte der Mittel würde der Flughafen hier generieren, sagt Kerkloh. Bisher gilt das Terminal 1 als eher unattraktiv. „Es heißt immer: Wer Glück hat, fliegt vom Terminal 2“, sagt Söder. „Aber das Terminal 1 ist immer noch besser im Vergleich zu anderen Flughäfen.“ Im Erdinger Moos wird eben schon immer auf hohem Niveau gejammert.
Bei der Infrastruktur wird es bald auch wieder um die Anbindung gehen. Regionalzüge sollen direkt in den Norden Bayerns rollen. Kerkloh hofft zudem auf die Freigabe für den Erdinger Ringschluss. Und für die bessere Anbindung in die Münchner Innenstadt bräuchte es aus seiner Sicht einen viergleisigen Ausbau in Johanneskirchen. Der Boom-Flughafen, er hat noch einiges vor.